Ein Jahr bevor Sylvester Stallone mit „Rocky“ zum Weltstar werden sollte, ergatterte er eine große Nebenrolle in „Frankensteins Todesrennen“, einer Roger Corman-Produktion, die zwar so kostengünstig ausgefallen ist wie alle Filme unter dessen Geldgebung, dem man diesen Zustand jedoch nicht so offensichtlich ansieht wie in den meisten Werken des Schundproduzenten. Regisseur Paul Bartel verleiht der spöttischen Science Fiction-Satire einen absichtlich trashigen Anstrich, so dass die Kostengünstigkeit Teil des Stilmittels wird, anstatt als Abstrich eventueller Möglichkeiten zu wirken.
Mit dem damals prominenten David Carradine in der Hauptrolle besetzt, erzählt der Film auf humoristische Art etwas Vergleichbares wie der im selben Jahr erschienene „Rollerball“. Beide kritisieren totalitäre Systeme, verurteilen den Spaß am Voyeurismus (der Gegenwart) anhand einer Sportart der Zukunft und stellen diesen durch tödliche und brutale Übertreibung dar. Beide Werke schaffen es gekonnt ihre Gesellschaftskritik an den Mann zu bringen, auch wenn es „Death Race 2000“ (Originaltitel) diesbezüglich etwas schwerer hat, eben weil er freiwillig schundig, teilweise gar recht albern inszeniert ist. Dennoch wird es nie zu zotig, der Klamauk wird dezent eingebracht und nie zu sehr vertieft. Carradine als ernster Mime hält ebenso dagegen, wie die spannend ausgefallenen Rennszenen.
Da wird zur Überspitzung extrem albern das Mediengeschehen mittels überdrehter Moderatoren dargestellt, meistens arbeitet man aber recht augenzwinkernd und sarkastisch mit der traurigen Normalität der Zukunft, gepaart mit bitteren Andeutungen am Rande, wie der Erwähnung staatlicher Erziehungsanstalten, in welchen die zukünftigen Fahrer regelrecht gezüchtigt werden. Während die Manipulation der Wahrheit recht lustig thematisiert wird, in dem Feinde aus dem eigenen Land als Franzosen umgedichtet werden, zeigt sich manche Kritik auch in ihrer Härte, wenn beispielsweise recht blutig den Passanten auf der Straße das Leben genommen wird.
Dank des Mixes aus allen verwendeten Faktoren wird „Herrscher der Straße“ (Alternativtitel) damit zu keinem zweischneidigen Schwert wie „Running Man“. Bartels Film lebt nicht von dem Voyeurismus, den er gleichzeitig anklagt. Die kurzgehaltenen Gräueltaten sind Mittel zum Zweck, um inmitten eines komödiantisch angelegten Plots auf die Ernsthaftigkeit des Themas hinzuweisen. Sie sind weder das einzige Mittel zu diesem Zweck, noch zu dominant eingebracht. Teilweise geschehen diese Bluttaten gar beiläufig. Das Desinteresse der Figuren diesbezüglich stärkt die Kritik an der ignoranten Zukunftsgesellschaft, und eine übertriebene Charakterzeichnung sorgt für die satirische Distanz.
Herrlich kaputt zurecht gemachte Autos, welche die Karren aus „Die Autos, die Paris auffraßen“ müde aussehen lassen, eine temporeiche Umsetzung und ein pointensicherer Umgang mit der Gesellschaft der Zukunft machen aus „Frankensteins Todesrennen“ eine unterhaltsame, gelungene Science Fiction-Satire, die es auf spaßige Art schafft ernste Bedenken der Gesellschaft der damaligen Gegenwart an den Mann zu bringen. Gerade die kostengünstige, fast schon unprofessionell wirkende Umsetzung wirkt zum Erreichen dieses Ziels vorteilhaft. Bartel hält jedoch immer die Grenze gekonnt im Auge, so dass der Streifen nie wirklich amateurhaft oder dilettantisch ausfällt. Er und Corman wussten genau wie sie stilistisch vorgehen mussten, um das gewünschte Ziel zu erreichen. OFDb
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