Delos wurde mit einem Milliardenbetrag wieder aufgebaut, doch das
Vertrauen der Gäste ist noch nicht auf dem Stand wie vom Unternehmen
erhofft. Also lädt man Reporter ein, um über den nun noch größeren
Freizeitpark zu berichten. Journalist Chuck wittert eine weitaus größere
Story, seit jemand sterben musste, der ihm etwas über Delos berichten
wollte...
Ein letzter Hauch Westworld...
Ein letzter Hauch Westworld...
Es dauerte nur drei Jahre bis man am großen Erfolg von Michael Crichtons „Westworld“ anknüpfen wollte. Warum die Geschichte gerade mal zwei Jahre später spielt, ist unverständlich, da komplett unglaubwürdig. Bereits in „Westworld“ argumentierten die Betreiber des Freizeitparks ein verloren gegangenes Vertrauen käme nie zurück. Nun soll man nicht nur glauben, dass in so kurzer Zeit alles wieder aufgebaut, ausgetauscht und investiert wurde, sondern auch dass schon recht viele Gäste wieder die Heimstätte des damaligen Maschinenmassakers aufsuchen. Da begibt man sich doch auf sehr dünnes Eis.
Nun war es allerdings schon nicht der Trumpf des Originals sonderlich glaubwürdig zu sein. Mit je mehr Distanz man sich die Geschichte von Crichtons zweiter Regiearbeit anguckte, desto mehr Risse erhielt das naive Bild eines mit Robotern betriebenen Freizeitparks. Was nun die Fortsetzung betrifft, so darf man es als ihren Trumpf und sogar als mutig ansehen, dass man inhaltlich in eine völlig andere Richtung geht. Stilistisch schwankt der Science Fiction diesmal zwischen Kriminalfilm und Thriller. Der Komödienpart weht nur noch ganz leicht, und durch das Weglassen einer öffentlichen Westernwelt ist freilich auch das Genre Western diesmal komplett ausgeblendet.
Aber es gibt sie noch, die Ruinen der alten Westernwelt, und so ganz wollte man dann doch nicht loslassen. So geben die seltenen Momente des ehemaligen Besuchermagneten dem Film einen leicht nostalgischen Reiz. Wir alle durften miterleben was hier einst geschah, und so verfehlt die Geisterstadt auch nichts von ihrer unheimlichen Wirkung. Ohnehin ist das Spiel, dass der Westernwelt ein ähnliches Schicksal beschert wurde wie so vielen Westernstädten einst, als originell zu bezeichnen.
Leider ist dies kein Adjektiv für den kompletten Film. Nach einer eher unnötigen Eingangssequenz kommt es zu einem schludrigen Schnitt, der den sehr geglückten Vorspann zu stimmiger Musik einleitet. Nur wenige Szenen später befinden wir uns in einem Raum der Firma Delos, die den Journalisten Informationen über die Vergangenheit des Freizeitparks weitergibt. Das Bildmaterial der Videoaufnahmen wird dabei vom Film „Westworld“ übernommen, was sich als erste Peinlichkeit herausstellt, da man nur wenig allgemeine Aufnahmen heraussuchte und zu viele persönliche Momente aus unglaubwürdigen Kameraperspektiven verwendete.
Wieder erkennt man den geringeren Aufwand zum Original, wieder wackelt die Glaubwürdigkeit in Gebieten welche Teil 1 nicht zugelassen hätte. Der Prozess streckt sich über den kompletten Film hinweg, so dass es mit analytischem Blick nicht verwundert, dass die Psychologie des Originals nicht mehr verwendet wurde bzw. nicht durch eine andere raffinierte Umsetzung ausgetauscht wurde.
„Futureworld“ ist eher plump umgesetzt, setzt viel zu sehr auf den reißerischen Moment, und sein Hauptanliegen möglichst viele optische Schauwerte zu bieten ist nicht zu übersehen. Was tut man nicht alles um dem Zuschauer ein aufregendes Highlight nach dem nächsten zu bieten und rutscht dabei immer wieder in den unter Science Fiction-Freunden nicht gerade beliebten Fantasybereich ab, der manchmal so grotesk unsinnig wirkt, dass ich mich schon gewundert habe, dass mir die Fortsetzung vor geschätzten 10 Jahren noch so gut gefallen hat.
Da materialisieren sich aus dem Nichts asiatische Roboterkämpfer, da gibt es eine Maschine zur Traumaufzeichnung (welche zur ödesten und esoterisch angehauchtesten Szene des kompletten Films verkommt und dabei noch gleich die tolle Rolle Yul Brynners aus dem Original und Brynner selbst auf einem Niveau verwurstet, was beide nicht verdient haben), da bekommen Roboter menschliche Gefühle angedichtet und Klone denken aufgrund der übereinstimmenden DNA das selbe wie ihr Original. Diese Phantastereien enttäuschen immer wieder und dienen grundsätzlich nur dem schnellen, oft reißerischen Effekt.
Während man also versucht den Zuschauer mit Optik und quantitativen Highlights zu bombardieren, tritt die Geschichte selbst viel zu lange auf der Stelle, verrät über kurze Einblendungen hinter den Kulissen schon viel zu früh die Geheimnisse, die das Reporterpaar erst noch aufdecken wird, und so richtig Bewegung in deren Untersuchungen kommt erst nach etwa einer Stunde auf. Bis dahin und darüber hinaus verfolgt uns immer wieder das eine Lied aus dem Vorspann, atmosphärisch passend, aber doch zu häufig eingebracht. Bedenkt man wie abwechslungsreich der musikalische Hintergrund im Original war, kann das schon ein wenig enttäuschen, selbst wenn es für seine Zeit in Filmen nicht unüblich war auf nur einem Lied in verschiedenen Variationen herumzureiten.
Unterhaltungstechnisch ist „Futureworld“ trotz seiner tollen Spezialeffekte leider nur Mittelmaß geworden, und dass er trotzdem noch so guckbar bleibt verdankt er zum einen Hauptdarsteller Peter Fonda, der mit seiner Wirkung das Gegenteil der sehr nervigen Charakterzeichnung der von Blythe Dannwer verkörperten Figur darstellt. Zum anderen verdankt die diesmal nicht von Michael Crichton inszenierte oder gar geschriebene Geschichte das Verhindern eines schlechten Ergebnisses jenen Ideen, die dem Film inhaltlich manchen Pionierstatus beschert.
Lange vor dem publik werdenden Thema Klonen wird hier besagter Bereich bereits verwendet, wenn auch nicht komplett losgelöst von der Roboteridee. Auch Klone müssen laut „Futureworld“ noch programmiert werden. Auch kleine Spielereien, wie das holographische Schachspiel, nehmen bereits Ideen voraus, wie sie später, z.B. mit dem Computerspiel „Battle Chess“, tatsächlich verwendet wurden. Dass im eben besagten Beispiel auch der 3D-Gedanke der Holographien eine Rolle spielt, ist nicht von der Hand zu weisen.
Wäre sie nicht so völlig unsinnig und undurchdacht präsentiert, so könnte auch die eigentliche Geschichte der Fortsetzung als Trumpf herhalten. Delos als heimlicher Welteroberer, Menschen, die gegen ihre Doppelgänger kämpfen müssen, da steckt schon einiges an Potential hinter. Vielleicht hätte man den Strippenzieher hinter der ganzen Sache einfach einen Roboter sein lassen sollen, dann bekäme die Geschichte immerhin den zusätzlichen Reiz, dass Roboter dem Wahn der Weltherrschaft verfallen wären, als eine Art Weiterführung der in Teil 1 angesprochenen Maschinenkrankheit.
Aber solche Möglichkeiten werden verschenkt und wären auf eine gesunde Laufzeit bei dem inhaltlichen Stillstand der ersten Stunde auch kaum zu verwirklichen gewesen. „Futureworld“ ist weder Satire, noch Kunstwerk, noch flüssiges Unterhaltungskino. Er ist das womit wir Filmfreunde uns immer wieder nur all zu gerne herumschlagen: eine schnell nachgezogene Fortsetzung. Aber eine solche ist in der Regel kurzweiliger konzipiert als das hier vorliegende Ergebnis. Genre-Fans sollten aber trotz aller Negativpunkte einmal rein schalten. Komplett ohne Reiz ist auch die Fortsetzung nicht. OFDb
Ein reizvoller "Verriss", der aber kein kompletter Verriss ist. Man muss wohl auch berücksichtigen, dass ein ähnliches Vehikel in den 80ern mindestens zwei qualitativ immer indiskutablere Fortsetzungen nach sich gezogen hätte. - Während meines Blogger-Urlaubs mache ich mich definitiv an eine Wiederbegegnung mit "Westworld" und "Futureworld". :)
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