18.05.2012

COLD PREY 3 - THE BEGINNING (2010)

In den 80er Jahren reisen ein paar Teenager in ein verlassenes Hotel in den Bergen, in dem etwa 12 Jahre zuvor zunächst ein Kind und später dessen Eltern verschollen sind. Es dauert nicht lange, da müssen die Kids um ihr Leben rennen, da sie von zwei Psychopathen verfolgt werden...

Aus einem Wichtel wird ein Hobbit...
 
2006 überraschten die Norweger mit etwas, das es seit John Carpenters legendärem „Halloween“ nicht mehr gegeben hatte: einem Slasher-Horror mit hohem Spannungsgehalt. Das gute Ergebnis sprach sich in Insiderkreisen herum, und so dauerte es nicht lange bis die obligatorische Fortsetzung folgte. Bereits die war nur noch maues Mittelmaß. Eine hohe Erwartungshaltung an Teil 3 war somit nicht gegeben, und so überrascht es kaum, dass die zweite Fortsetzung ebenfalls nicht halbwegs an das Original heranreicht. Zumindest geht es qualitativ nicht weiter bergab. „Cold Prey 3“ ist in etwa auf dem Niveau seines Vorgängers und damit immerhin guckbar.

Teil 3 spielt diesmal nicht zur verschneiten Jahreszeit. Dank eines guten Kameramannes weiß die Kulisse dennoch zu wirken, auch wenn mit dem Farbfilter etwas zu übertrieben gearbeitet wurde. Trotzdem wissen die Bilder zu gefallen, zumindest bis zu jenen Zeitpunkten, in welchen optische Schnelligkeit vermittelt wird. Dann gibt es wie so oft hektische Schnitte in leicht wackeligen Bildern zu sehen, die zwar nicht wie manches Konkurrenzprodukt einen Blick auf das was gerade geschieht komplett vernichten, einen Old School-Filmfreund dennoch fragen lässt warum nicht einfach in ruhigen Bildern gearbeitet wird, selbst wenn vor der Kamera die Post abgeht.

Unweigerlich kommen mir kleine, verwandte Perlen in den Sinn, wie der sehr unbekannte „The Creeper“, der in vergleichbarer Kulisse ein ähnliches Szenario präsentierte und es u.a. durch seine ruhige Art schaffte ein Hoch an Atmosphäre einzufangen. Mit dem Vergleich dieses Filmes kommen wir auch direkt zu einer kleinen Veränderung gegenüber den Vorgängern: orientierten diese sich nah an „Halloween“ und vergleichbaren Produktionen, so wird durch die Zusammenarbeit des Killers mit einem anderen zurückgezogen Lebenden die Chose zu einem Backwood-Horror a la „Wrong Turn“ und „Blutgericht in Texas“. Was das soll weiß keiner, zumal mit dieser Veränderung nichts verbessert wird.

Gerade inhaltlich beweist „Cold Prey 3“ dass er sich nur am üblichen Geschehen seiner Vorbilder orientiert, und somit fehlen jegliche Innovationen. Dass diese nicht zwingend vorhanden sein müssen, bewies der geglückte Teil 1. Der bot im Gegenzug jedoch realistisch wirkende Personen, nachvollziehbares Verhalten der Protagonisten und einen hohen Spannungsbogen. Das sucht man in Teil 3 vergebens, in welchem mittlerweile auch der Trumpf der talentierten Hauptdarstellerin aus Teil 1 und 2 fehlt, schließlich spielt der hier besprochene Film, warum auch immer, in den 80er Jahren und somit vor den Geschehnissen der Vorgänger.

Das ist Mode, macht nur leider in den wenigstens Fällen wirklich Sinn. Gerade nachdem in „Cold Prey 2“ aus dem Killer durch die Möglichkeit der Selbstheilung ein mystischer Gegner a la Michael Myers und Jason wurde, hätte eine Fortsetzung in der Gegenwart wesentlich mehr Reiz geboten. Merkwürdiger Weise greift man auf besagte Magie des Killers in Teil 3 nun gar nicht mehr zurück. Vielleicht kam es den Produzenten doch zu albern vor dem Bösewicht übernatürliche Eigenschaften zuzuschreiben. Ich persönlich empfinde das Ignorieren dieser neuen Fakten aus Teil 2 als sehr schade.

„Cold Prey 3“ funktioniert auf ganz schlichte Weise, zumindest für Denkverweigerer, die pausenlos über solche Idiotien hinwegsehen können wie Teenager, die auf einen Tierköder hereinfallen, Gegenstände, die es in den 80er Jahren nicht geben dürfte, und leider gibt es auch Widersprüche zu den Vorgängern. So darf es zu Recht verärgern, dass der Rückblick zu Beginn des Streifens völlig andere Tatsachen präsentiert als die kurzen Rückblicke in Teil 1, die gegen Ende immerhin zeigten, dass es die Eltern des Jungen selbst waren, die ihn im Schnee verbuddelt haben. In der neuen Version wird der Herr Papa als recht böse dargestellt, die Mutter jedoch nimmt ihren vermissten Sohnemann erleichtert in die Arme, als dieser doch noch heimkehrt, um kurz darauf vom Knaben erstochen zu werden. Die Morde sind härter inszeniert als im Original, das wird manch einen freuen. Andererseits sind es genau diese quantitativen Highlights, die von den Defiziten in der Qualität ablenken sollen.

Schaut man „Cold Prey 3“ in Bezug auf seine psychologische Richtigkeit, die Teil 1 als schlichter Unterhaltungsfilm immerhin besaß, schaut sich die zweite Fortsetzung noch schlechter als ohnehin schon. Nun hat der Killer also einen Partner, eine Unsinnigkeit hoch zehn, wenn man bedenkt zu was der Waise in der Zukunft werden soll, aber immerhin eine Unsinnigkeit, die zu einem gut eingefädelten Schluss führt. Es ist nicht so, dass man den Schlusstwist nicht bereits erahnen könnte, aber in solchen Momenten beweist das Drehbuch immerhin genug Talent, so dass ein solcher Moment zu überzeugen weiß und glaubwürdig erzählt wurde.

Man sieht also: es ist nicht aller Tage Abend. Und einen solchen Meilenstein wie Teil 1 habe ich ohnehin nicht mehr so schnell erwartet, schon beim Sichten von Teil 2 nicht. Aber ein kurzweiliger Slasher für zwischendurch sieht anders aus als die beiden Fortsetzungen von „Cold Prey“. Letztendlich fehlt es Teil 3 am gewissen Etwas, das einen bei manch anderem Durchschnittsprodukt dazu verleitet dran zu bleiben. Man fiebert weder mit den Helden noch mit den Bösewichtern mit. Für ein blutiges Happening passiert zu wenig. Und spannend ist das ganze auch nicht umgesetzt. Lediglich dass der Film über seine komplette Laufzeit nie langweilig wird, rettet „Cold Prey 3“ unterhaltungstechnisch vor dem Totalabsturz.  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen