13.09.2012

DRACULA IN PAKISTAN (1967)

Durch einen Selbstversuch mit einer ominösen Flüssigkeit, verwandelt sich ein Professor in Dracula und saugt Blut...

Dracula - Das Musical
 
„Dracula in Pakistan“, allein der Titel klingt extremst lustig und weckt Interesse. Da ich mich jedoch nicht allein an dieses in der arte Trashreihe gelaufene Stück Film heranwagen wollte, wartete ich einen Schundfilm-Abend mit Gleichgesinnten ab, in der Hoffnung dass dieser Genrebeitrag aus einer uns besonders fremden Kultur zu unterhalten weiß, ob nun auf freiwillige oder unfreiwillige Art. Falls nicht, hätte ich zumindest nicht alleine gelitten.

Und was soll man sagen: Kunst ist das was man unter dem Originaltitel „Zinda Laash“ gedreht hat nicht. „Dracula in Pakistan“ ist eine sehr naive Umsetzung des klassischen Stoffes nach Bram Stroker, zwar mit einigen Abwandlungen versehen, aber doch recht stark am Roman und diversen Verfilmungen orientiert. Talentiert ist hier niemand wirklich. Der Dracula-Darsteller weiß ein wenig zu wirken, aber das kann auch täuschen in diesem banalen Stück Film, in welchem selbst ein Hauch Positives besonders zur Geltung kommt.

In seiner viel zu simplen Art könnte man jedoch nie davon sprechen, dass der Film enttäuschen würde, ist er dafür doch auf viel zu charmante Art cineastisch tolpatschig zu nennen und irgendwie auch mit viel zu viel klassischsten Gruselfilm-Klischees versehen, als dass man der eigentlich billigen Umsetzung wegen böse sein könnte. Innerhalb ihrer Grenzen versuchen die Beteiligten das Beste aus sich herauszuholen, so dass der Spuk einen zwar nicht im Ansatz gruseln kann (was nicht weiter wild wäre, da es dem Lugosi-“Dracula“ ebenso erging), aber doch mit Kleinigkeiten zu gefallen weiß.

So ist beispielsweise die Optik teilweise recht interessant dargeboten. Manche Kameraperspektive holt mehr aus einer schlichten Kulisse heraus, als man meinen sollte. Und die Musik, die wohl teilweise aus dem Hammer-“Dracula“ geklaut sein soll, weiß auch zu überzeugen, und das obwohl sie häufig nicht einmal zu den Bildern passt, über die sie gelegt wurde.

Letztendlich macht es einfach Spaß zu klassischem Schwarz/Weiß simpelste Gruselmomente zu erleben. Sei es der Arm im Umhang Draculas, der plötzlich schleichend aus der rechten Seite der Tür hervor kommt, um das im Türrahmen stehende Opfer zu sich zu ziehen. Oder sei es die viel mehr an „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ als an „Dracula" erinnernde Einleitung, in welcher ein irrer Wissenschaftler durch das Trinken einer eigens hergestellten, qualmenden Mixtur zum titelgebenden Vampir wird.

Auch die Beweggründe, die zu diesem Selbstversuch führen, können klassischer innerhalb dieses Genres nicht sein. Und wieder fühlt man sich im falschen Film, erinnert das alles doch viel mehr an „Frankenstein“ als an „Dracula“. Und doch, nach der Einleitung orientiert man sich wie erwähnt recht nah an der Vorlage, wenn... ja wenn wir nicht in Pakistan wären, in einer Filmkultur die den Europäer am ehesten an Bollywood erinnert, jener indischen Filmrichtung, die sich mittlerweile als eine Art Kult in unsere Filmkultur eingeschlichen hat.

Dank dem Fehlen kunterbunter Farben weiß der Kitsch solcher Regionen, in diesem Falle wie der Titel verrät Pakistan und damit Lollywood anstatt Bollywood,  jedoch besser zu gefallen, als in den auf RTL2 so oft gezeigten Romantikfilmen. Wenn im modrigen Schwarz/weiß eines Horrorfilmes plötzlich fröhlich gesungen wird, dann schlägt das Schundfilm-Fan-Herz höher. Leiden vermischt sich mit Freude, ein Mix den nur der Masochist unter den Cineasten verstehen und gutheißen kann.

Aber wie könnte ich als Freund des alternativen Film nicht herzhaft über diese köstlichen Momente lachen? Sind sie doch nicht einmal richtig in die Geschichte integriert. Was soll der Gesang über den Leichtsinn der Jugend im Vergleich zum Leichtsinn der Trunkenheit? Mit „Dracula“ hat das recht wenig zu tun. Aber der Pakistani braucht nun einmal seine Tanz- und Gesangseinlagen, mögen sie sich inhaltlich auch noch so vom Rest distanzieren. Schön auch, dass die recht fröhliche Musik nicht erst mit solchen Gesangseinlagen aufkommt. Auch zwischendurch schleicht sich solch zum Thema unpassende Lustigkeit in Form von Hintergrundmusik ein, in Szenen die eigentlich keine Lustigkeit ausstrahlen sollen.

„Dracula in Pakistan“ ist schon ein skurriles Werk. Es ist teilweise flott und lustig inszeniert, die meiste Zeit jedoch ernst gehalten und besonders langsam erzählt. Man muss schon ein geduldiger Zuschauer sein, um die 100 Minuten Film zu überstehen. Andererseits ist es auch genau jene ruhige Art, die dem ganzen Treiben die nötige Atmosphäre verleiht, um nicht komplett in alberne Lustigkeit abzudriften.

Das rettet den Film in seiner Wirkung zwar nicht wirklich, so oder so bleibt Regisseur Sarfraz' Werk unfreiwillig komisch, aber ein gewisser Respekt vor der Herangehensweise ist durchaus vorhanden. Man sieht, dass man bemüht war etwas Besonderes fertig zu stellen. Es liegt sicherlich nicht nur an der uns fremd wirkenden, kulturell anderen Herangehensweise einen Film zu drehen, dass dieses Bemühen nicht in wahrer Anerkennung fruchtet, wobei ich zugeben muss, das es gerade der Gesang war, der für mich die köstlichsten Momente gezaubert hat. Viel mehr ist es aber die arg blauäugige, geradezu klassische Art Grusel zu zelebrieren, die den Film so enorm scheitern und gleichzeitig charmant wirken lässt, vielleicht ein wenig erinnernd an den deutschen „Die Schlangengrube und das Pendel“.

„Dracula in Pakistan“ ist ein Genrebeitrag der sehr anderen Art, und der es sicherlich schwer hat sein Publikum zu finden. Glücklicher Weise ist er in Deutschland im Originalton mit Untertitel erschienen. Das pakistanische Genuschel trägt einiges zur Atmosphäre bei, die der Film beim Sichten zu versprühen weiß. Wirklich ernst nehmen kann man „Zinda Laash“ jedoch nicht.  OFDb

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