Allen Warnungen der Dorfbewohner zum Trotz reist Makler Renfield zum
Schloss des Grafen Dracula, um ein Geschäft mit ihm abzuschließen. Der
Graf entpuppt sich als Vampir und macht Renfield zu seinem Sklaven und
reist mit ihm gemeinsam nach London, wo recht bald ein gewisser Van
Helsing auf das Treiben des Blutsaugers aufmerksam wird...
Ungerechtfertigter Ruhm...
Ohne die Rechte zu besitzen drehte Regisseur Murnau 1922 die erste Dracula-Verfilmung „Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens“, die bis heute zu den großen Klassikern seines Genres gehört. „Dracula“ gehört zu den anerkannten Größen der Horrorliteratur, und so verwundert es nicht, dass man für den ersten Tonfilm des Horror-Genres erneut zum beliebten Blutsauger griff, und das obwohl Murnaus Meisterwerk so gelungen war.
Was ein Glück, dass man dieses Projekt dennoch anging, wird manch einer denken, gilt Bela Lugosi, der in dieser Tod Browning-Version des „Dracula“-Stoffes die Titelrolle übernahm, doch als DER Dracula-Darsteller schlechthin, wird heute noch vor Christopher Lee und Max Schreck mit dieser Rolle in Verbindung gebracht und wurde sogar in seinem Vampirumhang beerdigt.
Doch nicht jeder Klassiker besitzt Klasse, und nicht jeder Ruhm ist berechtigt. Und das kann man von dieser „Dracula“-Verfilmung wohl ebenso sagen, wie von Darsteller Lugosi. Auf naive Art ist diese 1931er Verfilmung sicherlich ein nettes Stück Grusel-Nostalgie, letztendlich verzeiht man ihm jedoch zu viel für sein Alter, wenn man ihn überbewertet, Dinge die man dem älteren „Nosferatu“ nie verzeihen müsste.
In erster Linie fällt auf wie schlicht der Streifen gefilmt wurde. Viel Mühe ist nicht zu erkennen, der Großteil schaut sich wie abgefilmtes Theater. Das ist nicht zwingend schlecht, im Schatten von Murnau jedoch trotzdem enttäuschend. Zu Beginn genießt man noch die Kulissen des wundervoll unbewohnbaren, da verfallenen und verdreckten Schlosses des Grafen, das Renfield berechtigtes Unbehagen beschert. Die Kulissen sind schlicht, aber wirksam, Kutschfahrt und Szenen im Dorf gehen auch als o.k. durch.
Der erste Auftritt Lugosis sorgt jedoch bereits für erste leichte Ernüchterung, wirkt er doch optisch allein durch seine zu dunklen Haare nicht so ganz wie erhofft und schafft er es doch weder mystisch noch gruselig zu wirken. Man vermutet das komme noch im Laufe der Zeit. Aber der gute Mann wird nie zu dem, was an Erwartung durch seinen Ruf aufgebaut wurde, wirkt eher wie der Kasperle im Schreckenskabinett auf dem Rummelplatz, als wie eine ernstzunehmende Interpretation des berühmten Blutsaugers. Der erotische Aspekt, der mit der Titelrolle oft einhergeht, ist in dieser Besetzung ebenso verloren.
Das weiß schon ein wenig zu enttäuschen. Sicherlich, man sieht Lugosi seine Spiellust an, er genießt seine Rolle. Und würde er nicht den Ruf besitzen DER Dracula-Darsteller zu sein, ginge seine Leistung mit etwas Augen zudrücken auch als halbwegs akzeptabel durch. Aber er ist nun einmal ausgesprochene Legende, das lässt sich aus dem Kopf des Zuschauers nicht mal eben löschen.
Wer nicht zu viel erwartet, wird sicherlich nett unterhalten. Da tanzen lächerliche aber nicht uncharmante Gummi-Fledermäuse durch das Bild, eine Szene, in der Dracula kein Spiegelbild besitzt weiß zu begeistern und zu überraschen, da die Tarnung des Grafen damit überraschend früh aufgedeckt ist, und doch, das wahre Feeling will nicht überspringen, das man von anderen Klassikern dieser Zeit wie „Der Unsichtbare“ oder „Frankenstein“ gewöhnt ist. Viel zu zahm geht Tod Browning mit dem Thema um. Kein Blut ist zu sehen, das mag durch das Entstehungsjahr noch zu entschuldigen sein, aber kein Biss wird gefilmt und Vampirzähne gibt es auch nicht zu sehen? Das ist schon etwas arg wenig für einen Vampirfilm. Man ruht sich lediglich auf die hypnotische Wirkung Lugosis aus, und diese Leistung war in Werken wie „Der Rabe“ wesentlich überzeugender als in seiner großen Rolle.
Mit diesen Defiziten wird nun auch das Theater-Flair des Filmes zu einem Negativpunkt, denn wo thematisch optisch ausgeblendet und ignoriert wird, wo ein Dracula ebenso wenig Grusel verbreitet wie der komplette Film, da hätten nun gotische Elemente, Bauten, düstere Straßen Londons und ähnliches für Stimmung sorgen müssen. Doch in den schlichten Studiokulissen, die sich als solche auch im Dauerzustand outen, ist dies nicht möglich. Immerhin die Musik weiß einiges zu retten.
Man mag von Enttäuschung auf hohem Niveau sprechen, aber das wäre ein Trugschluss. Murnaus „Nosferatu“ ist Beweis dafür, dass die Mängel nicht altersbedingt sind. Seine Version des Stoffes zählt für mich bis heute zur besten Verfilmung des Themas und einem der besten Horrorfilme überhaupt. Und dem gegenüber steht der olle, viel zu brave Browning-"Dracula“. Gleiches gilt für die Darstellung der Titelrolle selbst. Max Schreck war ein furchterregendes Monster, Lugosi sollte der Gentleman-Typ sein, was durch sein Herumgekasper aber auch nur halb funktioniert. Erst Christopher Lee schaffte das Kunststück, gleich beides in einem zu verkörpern, das furchterregende Monster und der mystische Edelmann in einem.
Der Stummfilm hat stilistisch so seine Vorzüge, die ihn grundlegend zu einem besonderen Filmerlebnis macht, so dass die Geschichte fast egal scheint, die auf diese Art gedreht wurde. Allein deshalb mag Brownings Tonfilm-„Dracula“ mit Blick von heute ein wenig gewöhnlich wirken. Man muss jedoch auch bedenken, dass die Stummfilmzeit noch nicht lange vorbei war. 1929 kam der erste Tonfilm auf. Gerade mal zwei Jahre später entstand der hier besprochene „Dracula“. Und ebenso wie in Fritz Langs „Das Testament des Dr. Mabuse“, so ist auch in diesem Lugosi-Film noch deutlich der Hauch von Stummfilm zu spüren. Filmemacher und Schauspieler mussten noch lernen sich von Theater und stummem Film zu distanzieren und neue Wege zu finden, wie was dargestellt werden musste. Und so wirken noch viele Elemente wie aus der Zeit, als das Medium Film noch keinen Ton besaß, ganz besonders der Bereich der Schauspielerei.
So glaubte Lugosi er müsse mit seiner Hand wundersame Bewegungen machen, um Mystik auszustrahlen. Für gruselige Stimmung sorgt das so gar nicht, ganz im Gegenteil. Der Darsteller des Renfield überagiert mimisch komplett, so als würde der Einsatz seiner Stimme nicht reichen.
Lugosis Dracula ist wenig wirksam, wesentlich alberner als gruselig. Damit ist er jedoch im richtigen Film aufgehoben. Denn wo wirksame Kulissen ersetzt werden durch Fledermäuse aus Gummi, lässt sich ebenso wenig Grusel ernten. Es ist das Glück dieser „Dracula“-Verfilmung, dass sie so alt ist. Das schenkt ihr zumindest ein veraltetes Flair, einen nostalgischen Touch und eine verzeihbare Variante der unfreiwilligen Komik.
Warum jedoch der Tod Draculas komplett ausgeblendet wird, will mir selbst unter dieser kompromissbereiten Sichtweise nicht klar werden. Murnau blendete den Blutsauger schlicht aus dem Bild aus, eine tolle Tricktechnik war da noch nicht zu erwarten. Der 9 Jahre später entstandene „Dracula“ bietet nicht einmal das. Der Tod des mächtigen Blutsaugers geschieht im Off, so schluderig dargestellt, dass man von der „The End“-Schrift überrollt wird, da man dachte es ginge noch weiter. Einen solch ernüchternden Schluss hätte nicht einmal eine so schlicht umgesetzte Verfilmung wie diese verdient und der zahlende Zuschauer ohnehin nicht. OFDb
Der Stummfilm hat stilistisch so seine Vorzüge, die ihn grundlegend zu einem besonderen Filmerlebnis macht, so dass die Geschichte fast egal scheint, die auf diese Art gedreht wurde. Allein deshalb mag Brownings Tonfilm-„Dracula“ mit Blick von heute ein wenig gewöhnlich wirken. Man muss jedoch auch bedenken, dass die Stummfilmzeit noch nicht lange vorbei war. 1929 kam der erste Tonfilm auf. Gerade mal zwei Jahre später entstand der hier besprochene „Dracula“. Und ebenso wie in Fritz Langs „Das Testament des Dr. Mabuse“, so ist auch in diesem Lugosi-Film noch deutlich der Hauch von Stummfilm zu spüren. Filmemacher und Schauspieler mussten noch lernen sich von Theater und stummem Film zu distanzieren und neue Wege zu finden, wie was dargestellt werden musste. Und so wirken noch viele Elemente wie aus der Zeit, als das Medium Film noch keinen Ton besaß, ganz besonders der Bereich der Schauspielerei.
So glaubte Lugosi er müsse mit seiner Hand wundersame Bewegungen machen, um Mystik auszustrahlen. Für gruselige Stimmung sorgt das so gar nicht, ganz im Gegenteil. Der Darsteller des Renfield überagiert mimisch komplett, so als würde der Einsatz seiner Stimme nicht reichen.
Lugosis Dracula ist wenig wirksam, wesentlich alberner als gruselig. Damit ist er jedoch im richtigen Film aufgehoben. Denn wo wirksame Kulissen ersetzt werden durch Fledermäuse aus Gummi, lässt sich ebenso wenig Grusel ernten. Es ist das Glück dieser „Dracula“-Verfilmung, dass sie so alt ist. Das schenkt ihr zumindest ein veraltetes Flair, einen nostalgischen Touch und eine verzeihbare Variante der unfreiwilligen Komik.
Warum jedoch der Tod Draculas komplett ausgeblendet wird, will mir selbst unter dieser kompromissbereiten Sichtweise nicht klar werden. Murnau blendete den Blutsauger schlicht aus dem Bild aus, eine tolle Tricktechnik war da noch nicht zu erwarten. Der 9 Jahre später entstandene „Dracula“ bietet nicht einmal das. Der Tod des mächtigen Blutsaugers geschieht im Off, so schluderig dargestellt, dass man von der „The End“-Schrift überrollt wird, da man dachte es ginge noch weiter. Einen solch ernüchternden Schluss hätte nicht einmal eine so schlicht umgesetzte Verfilmung wie diese verdient und der zahlende Zuschauer ohnehin nicht. OFDb
Jaja. Murnaus "Nosferatu". Oft kopiert, selten erreicht. Obwohl ich die Werner Herzog Adaption mit Klaus "ich sehe eh immer wie Dracula aus" Kinski seinen eigenen Charme nicht verbergen kann. :)
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