Wissenschaftler Brace entdeckt mit Kollegin Reynolds, wie man die
komplette Wahrnehmung eines Menschen während einer Tat abspeichern kann,
so dass wer anders sie abrufen und miterleben kann. Leider mischt nach
Vollendung das Militär mit, und Brace hat nicht mehr viel zu melden. Als
Reynolds stirbt, zeichnet sie ihre Begegnung mit dem Tod auf, um es
Brace zu hinterlassen. Dem wird das Band jedoch verweigert, da es zu
gefährlich sei. Der hintergangene Brace muss sich etwas einfallen
lassen, um an die Aufzeichnung zu kommen...
Der aufgezeichnete Tod...
Bild, Ton und Bewegung abzuspeichern zählt heutzutage zum Alltag, mehr noch als zur Entstehungszeit von „Projekt Brainstorm“, zu einer Zeit als noch nicht jeder Haushalt eine Videokamera besaß, geschweige denn ein mobiles Telefon, das ebenso dazu in der Lage war die Dienste besagter Kamera zu übernehmen.
Der Schritt Gerüche, Gefühle, Geschmack und alles andere aufzuzeichnen, was man während einer Tat wahrnimmt, ist bis heute nicht gegeben und noch immer ein interessantes Gedankenspiel. Somit wirkt „Projekt Brainstorm“ mit seiner Grundidee bis heute nicht veraltet. Selbst der Ursprungs-Zweck für die Unterhaltungsindustrie spielt in seiner Geschichte bereits eine große Rolle, waren es doch erste Heimcomputer und Walkmans, die zur Entstehungszeit des Films in der Realität für selbiges standen.
Während viele Erfindungen für den Alltag von heute aus der Forschung für Militär und Raumfahrt stammen, geht „Projekt Brainstorm“ den umgekehrten Weg, den des Verrats. Brace ist ein naiver Wissenschaftler, der eine Einmischung des Militärs nie zu ernst nahm und einen großen Einfluss ihrerseits für unmöglich hielt. Lächelnd spielt er die frühen Vermutungen seiner Kollegin Reynolds runter, um im Laufe der Geschichte zu erfahren, dass es besser gewesen wäre, sie auch in diesem Punkt ernst zu nehmen.
Das mag wahrlich naiv für einen Wissenschaftler, einen Mann des Geistes und der Forschung, klingen. Aber wir haben hier Douglas Trumbull auf dem Regiestuhl sitzen, jenem Mann der 1972 mit „Lautlos im Weltraum“ einen kleinen Klassiker kreierte, der noch bis heute zu den Geheimtipps des Science Fiction-Genres zählt. Dieses Debüt war ein sehr emotionaler Film, „Projekt Brainstorm“ war nach 9 Jahren der erste Film Trumbulls nach „Lautlos im Weltraum“, und so bestand sein Hauptaugenmerk schon wieder auf dem emotionalen Bereich, wenn auch diesmal gemixt mit dem Abenteuer Forschung.
Ein Subplot macht aus dem denkenden Brace einen emotional abgelenkten Mann, der ständig zwischen seiner Rolle als Wissenschaftler und Privatmensch hin und her hüpft, wünscht er sich doch heimlich die Wiederzusammenkunft mit seiner Ex-Frau, die ebenfalls an dem Projekt beteiligt ist.
Trumbull orientiert sich im Erzählstil stark an seinen kleinen Erfolg, so dass auch dieser Film in aller Ruhe Schritt für Schritt erzählt wird. Jedoch hat man bei „Projekt Brainstorm“ dadurch das Gefühl, dass eigentlich recht wenig erzählt wird. Lange Zeit begleitet man die Forschung, ohne dass man daran derart intensiv teilnimmt, wie an einem „Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All“ beispielsweise. Dementsprechend kann das fröhliche Forschen einen nur bedingt mitreißen.
Mit Blick von heute weiß auch der Militär-Aspekt nicht mehr so emotional zu wirken wie vielleicht damals, rechnet man doch ohnehin von Anfang an mit ihm, weil es zu einer solchen Geschichte einfach dazugehört. Zwei Jahre später war man bereits so weit, im Familienfilm „Nummer 5 lebt“ den Prozess bevor das Militär sich einmischte, nur noch kurz nebenbei zu erwähnen. Die militärische Bedrohung an einer wissenschaftlichen Neuentdeckung ist einfach ein interessantes Thema, das sich sowohl zum Denkanstoß, als auch zum reißerischen Zweck eines Trivialwerks eignet. Trumbull packt diesen Bereich erst spät an und zelebriert ihn mit Augen von heute zu lang und ereignislos.
Dennoch guckt sich der Film eben wegen seiner ruhigen Inszenierung sehr angenehm, weiß man doch einfach, dass so etwas heutzutage nicht mehr gedreht wird, und freut man sich deswegen doch um jeden Science Fiction dieser Art, den man noch nicht kennt.
Leider verkommt der Film mit seiner sehr interessanten Idee den Sterbeprozess und dem was danach passiert aufzuzeichnen zu sehr zum Esoterik-Effekt-Movie, und so selten ich mich mit veralteten Effekten und überholter Visualisierung schwer tue, dieser Bereich ist nun ein Manko des Streifens, der seinem Unterhaltungswert nach all den eher verzeihlichen Schwachpunkten schadet. Trumbull zeigt uns im Finale seine Vision vom Jenseits, und diese Bilder lassen einen kalt, sie berühren einen nicht emotional. Einzig die Neugierde wird geweckt, welche Auswirkungen das Abspielen dieser Aufnahmen wohl auf die Rolle des Christopher Walken hat.
Steckte „Lautlos im Weltraum“ noch voller Gesellschaftskritik, die wegen ihrer naiven Art nicht komplett ernst zu nehmen beim Zuschauer ankam, so entdeckt man in „Projekt Brainstorm“ nur noch jene Kritik, die mit der Geschichte ohnehin zwanghaft einhergeht. Trumbull konzentriert sich so auf seine ruhige Erzählweise und die Optik des Films, dass er für dieses Thema betrachtet und auf seine Entstehungszeit gesehen inhaltlich erstaunlich wenig Tiefe einbaut.
„Projekt Brainstorm“ war sein zweiter und letzter Film. Warum dem so ist, weiß ich nicht. Mag sein, dass er für sein zweites Werk damals einiges an Kritik einstecken musste. Mag sein, dass er weitere neun Jahre später in der Kinowelt keinen Platz mehr für Filme seiner Art sah. Ein großer Verlust ist das Fehlen einer Fortsetzung seiner Regiearbeit sicher nicht. Aber letztendlich sind ihm zwei Werke geglückt, die deutlich seine Handschrift tragen. Der eine ist was besser ausgefallen als der andere, was zweiten im Gegensatz zu ersterem nicht zu einer Empfehlung macht. Aber nett anzuschauen sind beide Science Fiction-Beiträge. Schade dass „Projekt Brainstorm“ ausgerechnet im letzten Viertel so deutlich nachlässt, grade dann, wenn jene Thematik vertieft wird, die am meisten Interesse weckte. OFDb
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