Ein Wissenschaftler reist zurück in die Zeit, schnappt sich vier
Dinos und macht sie mit Hilfe von Superflocken intelligent und zahm.
Sein Ziel ist es die Kinder in der Gegenwart mit ihrer Präsenz
glücklicher zu machen. In der Jetzt-Zeit angekommen verfehlen die Dinos
allerdings ihre Kontaktperson und irren ziellos durch New York. Ein
Junge und ein Mädchen stehen ihnen zwar zur Seite, können eine Begegnung
mit dem bösen Bruder des Professors aber auch nicht verhindern...
Denken Sie selbst...
Von einem Film, der dank "Jurassic Park", zur Blütezeit der Dinobeliebtheit bei Jung und Alt herauskam, sollte man wirklich nicht zu viel erwarten. Zu berechnend klingt das Rezept, zu ungewagt wirkt das ganze Unternehmen. Auch die hohe Anzahl an Regisseuren lässt da nichts Gutes erahnen. Nein, gut und gewagt ist da nun wirklich nichts. Zeichnerisch qualitativ schwankend, orientiert man sich mehr schlecht als recht am Trickrezept des großen Disneykonzerns, storymäßig an Don Bluth, freilich um im Kleinen nur wieder Disney zu kopieren. Herausgekommen ist etwas, das den Disney-Studios nie passieren würde: ein reiner Kinderfilm.
Diese mit Dinos zu begeistern ist nun auch nicht sonderlich schwierig, um sicher zu gehen sind die Reptilien zusätzlich dennoch stark putzig animiert, und jedes Geschlecht bekommt noch eine Identifikationsfigur vorgesetzt, nur um ganz sicher zu gehen. Wo die weibliche Figur noch halbwegs wirkt, ist der männliche und bedeutendere Part leider eher nervig umgesetzt. Bereits rein zeichnerisch wirken die Kinder schon nicht so überzeugend wie die Dinosaurier und die schrulligen Erwachsenenfiguren. Aber charakterlich wagte man sich an einen Mix, der nun so gar nicht wirken will: extreme Wehleidigkeit, das Mitleid beim Zuschauer erpressen will, Coolness und arg aufgesetzte Nettigkeit.
Der Film ist kurz, flott erzählt. Hänger gibt es ebenso wenig wie besonders gute Szenen, und bei der Grundidee war man ebenso einfallslos wie beim Fortschreiten der Geschichte. Sie ist so konzipiert, dass sie gerade noch wirkt, ihre Ideenarmut jedoch nicht verstecken kann. Trotz winziger Ansätze düsterer Momente lenkt man seine Aufmerksamkeit doch eher auf die zuckersüße typische Erzählweise von Trickfilmen. Und um schon wieder in Sachen Erfolg beim Publikum auf Nummer sicher zu gehen, wird nach einer langen Zeit des Nichtsingens doch noch gesungen.
Immerhin nervt es nicht, ist aber auch weder ohrwurmverdächtig noch sympathisch, ist der Gesang doch viel zu sehr auf cool, flott und angesagt getrimmt, halt ebenso wie der Nervjunge im Mittelpunkt Films. „Vier Dinos in New York“ steht mit diesem Konzept nicht allein. Viele Kinder- und Teenproduktionen, gerade aus den USA, biedern sich mit diesem verkrampften Rezept dem Jungpublikum an. Da braucht man sich hinterher nicht wundern, wenn der Streifen später nicht zu den zeitlosen Klassikern gehört, wie die Beiträge des Disney-Konzerns, den man ja ursprünglich nachäffen wollte.
Neben besagter Coolness werden noch andere falsche Grundhaltungen verwendet. Leider aber nicht nur angewandt, sondern auch als Botschaft an die Kinder weitergegeben. Sich lehrreich gebend, versucht der Film Kindern amerikanische Grundwerte weiterzugeben, die versteckt dafür sorgen sich geistfreie Konsumenten heranzuzüchten, die auch in Zukunft derart platte Klischeestorys gucken.
Der größte, schlimmste, aber auch häufigste Fehler amerikanischer Belehrungen in Familienproduktionen ist das Vorranstellen von Gefühlen gegenüber dem eigenen Denken. Die Kinder sollen gefühlvoll handeln anstatt zu denken. So richtig sich ersteres auch liest, stützt sich die Aussage jedoch mal wieder darin nicht auf seine eigenen Gefühle zu hören, was noch richtig wäre, sondern Mitleid zu heucheln und seichte Gefühle überzubewerten. Dummerweise muss/soll man aber hierzu das Gehirn ausschalten.
Und was dies bedeutet, zeigt der Film ungewollt in seiner Geschichte. Die nicht denkenden Erwachsenen sind meist an den entscheidenden Eckpfeiler einer Storywendung schuld, welche die Hauptcharaktere in Schwierigkeiten bringen, eben weil sie gehandelt haben ohne nachzudenken. Das nenne ich mal wahre Vorbilder! Aber solang man Kindern und Erwachsenen einredet politisch korrektes Handeln führe zu einer idealen Gesellschaft, so lang wird das Denken auch gerne vergessen.Schade, dass es familiengerechte Filme so selten wagen die möglichen Stärken, die ein Mensch besitzen sollte, zu kombinieren: handle mit Köpfchen und verlasse Dich auf Dein Gefühl. Produktionen wie die Zeichentrickserie "Wicki und die starken Männer" sind da wirklich selten geworden. In Sachen Mitleid könnte man Kindern ruhig früh genug beibringen, dass es auch hierfür Grenzen gibt.
Neben diesem Hauptanliegen suggeriert der Film außerdem noch solche Aussagen wie, dass es Unfug und traurig ist, dass Erwachsene eine freudige Erfüllung darin finden sich medial Angst machen zu lassen (bei "Benjamin Blümchen als Filmstar" abgeguckt), dass es die Punker sind, die nicht nur unheimlich wirken, sondern auch wirklich unheimlich sind und fehlgeleitet noch dazu, dass Konzerne, die viel Geld machen, dies auch all zu gerne wieder an die Gesellschaft zurückgeben und natürlich dass unsere Gesellschaft super ist, und Tiere, wären sie intelligent, das genau so sehen würden, obwohl wir den Planeten komplett vergiften, Tiere sinnlos morden und so weiter und so fort. Wie blauäugig muss ein Kinderfilm eigentlich sein? Er muss sicher nicht so piesepampig sein, wie sich dieser Text nun lesen mag, aber diese Zuckerwattewelt mit der junge Gehirne hier gewaschen werden ist schon sehr fragwürdig.
Trotz all dieser bösen, berechtigten und kritischen Worte sei jedoch noch einmal betont, was ich ziemlich zu Beginn der Besprechung erwähnte: Kindern wird's Spaß machen, es ist nur alles etwas zu gewöhnlich umgesetzt. Als Trivialunterhaltung ist „Vier Dinos in New York" also geeignet. Aber über das ein oder andere sollte man während oder nach des eher mäßigen Filmgenusses unbedingt mit seinen Kindern reden. Sonst bleibt der Unfug nachher doch noch im Hirn sitzen. OFDb
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