Zur Beerdigung ihres damaligen Trainers, treffen sich die
mittlerweile erwachsen gewordenen Mitspieler einer
Kinder-Footballmannschaft und verbringen mit ihren Familien ein
gemeinsames Wochenende voll chaotischer Situationen...
Übernommen...
„Kindsköpfe“ erzählt keinerlei Geschichte, begleitet lediglich einen bunten Haufen verschiedener Charaktere durch ein Wochenende voller Nichtigkeiten, meist aus Auseinandersetzungen bestehend. Dabei soll es witzig und emotional zugleich zugehen. Man möchte auf menschlicher Ebene den Alltag mit seinen Tücken, verdrängten Wünschen, Enttäuschungen und dem Wiederentdecken vergessener oder verdrängter Werte arbeiten. Eben so, wie es in den 80er Jahren „Eine Wahnsinnsfamilie“ schaffte, ein Film in dem neben jeder Menge Prominenz auch Dennis Dugan mitspielte, Regisseur von „Kindsköpfe“.
Für sein aktuelles Werk „Grown Ups“ (Originaltitel) musste er jedoch in die Welt des Adam Sandler abtauchen, jenem Mann der die Hauptrolleübernahm und dem das Produktions-Studio Happy Madison gehört. Dugan war diese Welt nicht neu, drehte er doch schon bereits „Chuck und Larry“ und „Leg Dich nicht mit Zohan an“. Mit Sandler drehte er noch vor dessen Firmengründung „Happy Gilmore“, einer von zwei Filmen, die für die Namensgebung von Sandlers Firma Pate standen.
Dass Sandler gerade wen so Verbündetes für die Regie von „Kindsköpfe“ engagierte, verwundert mit Blick auf die Besetzung nicht. Die meisten sind alte Bekannte im Sandler-Universum, und wer nicht, arbeitete zumindest auf ähnlichem Niveau. „King Of Queens“-Doug Kevin James drehte mit Sandler und Dugan bereits „Chuck und Larry“, Rob Schneider bekam neben kleineren Auftritten in „Chuck und Larry“ und „Leg Dich nicht mit Zohan an“ auch mal eine Hauptrolle in „Animal - Das Tier im Manne“, ebenfalls eine Happy Madison-Produktion. Chris Rock hatte zumindest schon mal einen Gastauftritt als Taxifahrer in „Leg Dich nicht mit Zohan an“, und David Spade drehte früher viel mit dem mittlerweile verstorbenen Komiker Chris Farley, wenn auch nicht „Beverly Hills Ninja“, jenen Film, den Regisseur Dugan mit Farley realisierte.
Letztendlich sind alle Teilnehmer irgendwie miteinander verwoben, und das ist eigentlich ein guter Zustand, wenn man einen Film wie „Eine Wahnsinnsfamilie“ drehen möchte. Dass das Ergebnis nichts taugt, mag sich aber schon daran zeigen, dass in meiner Aufzählung der Beteiligten lediglich die Männer erwähnt werden. Ja, es machen viele Frauen mit, aber die sind nur Stichwortgeber oder Schauwert (ob im sexuellen oder widerlichen Sinne). Sie dienen dem abartigen Extremklamauk (der diesmal immerhin den Fäkalbereich umgeht) und der dicken Dosis Schmalz, wie sie geradezu typisch für eine Sandler-Produktion ist.
Ich mag einige Filme dieses Komikers, aber selbst in seinen besseren Werken kann man immer wieder entdecken, dass es diese zwei Faktoren „abartiger Humor“ („50 erste Dates“) und „Überdosis Schmalz“ („Klick“) ist, der an ihrem theoretisch gutem Ergebnis nagt. Was an seinen Produktionen und ganz besonders an „Kindsköpfe“ so verwundert, ist der eigentlich nicht kompatible Mix aus dick aufgetragener politischer Korrektheit und dem sich lustig machen über Minderheiten.
Letztgenanntes findet seine Grundlage in der Verkrampftheit eines biederen oder unsicheren Charakters. Man muss schon einen weltfremden Wahrnehmungssinn haben, um „überrascht“ darüber zu lachen, dass eine Oma furzt, eine alte Frau noch sexuelle Bedürfnisse hat und ein hässlicher Mann auch sexy Töchter haben kann, die wiederum eine hässliche Schwester haben. Wirklich lustig ist das nicht, und auf dem Niveau kann freilich auch nicht das oben beschriebene Ziel eines „Eine Wahnsinnsfamilie“ erreicht werden. Dafür sind die Gags nicht nur zu primitiv, sondern schlichtweg zu fern der Realität.
Wie will man ein ehrliches Spiegelbild an Gefühlen und Verwobenheiten einer aus unterschiedlichsten Charakteren bestehenden Gemeinschaft kreieren, wenn man diese in eine Klischee-Welt taucht, wie es sie nur im Kino gibt? Glaubt Sandler ernsthaft seine Filme würden die Realität streifen? Glaubt er wirklich die Problembewältigung, die in „Kindsköpfe“ stattfindet, würde den Durchschnittsmenschen beschäftigen? Wäre die emotionale Schlussphase des Streifens nicht, könnte man meinen, Sandler wollte lediglich ein primitiv lustiges Nichts an Story drehen, um einmal all seine Kollegen-Freunde zu versammeln, um gemeinsam Spaß zu haben. Aber eben der längere Schluss-Teil des Ganzen zeigt doch, dass der Film mehr will. Er will etwas, für das er nie die Basis besessen hat.
Ziel verfehlt, kann man da nur sagen. Und die Rezeptur zeigt bereits, dass auch auf anderer Ebene nichts zu holen ist. James' Talent wird dafür verschwendet immer wieder auf seine Pfunde zu verweisen. Sandler darf den klugen Anführer spielen, der im Finale deutlich Minderbemittelten den Arsch versohlen darf und selbstgerecht in fragwürdigster Political Correctness ein Spiel manipuliert, damit Sieger und Verlierer auch einmal die Gegenseite ihres Dauerzustandes kennen lernen. So etwas wirkt jedoch nur in Sandlers Welt edel, denkende und soziale Menschen wenden sich angewidert ab und schütteln sich erst einmal den geistigen Ekel ab, der ihr Hirn beim Konsum des Streifens ergriffen hat.
Neben all diesen Enttäuschungen, Mängeln und Unverschämtheiten gibt es immerhin auch den ein oder anderen lustigen Spruch, der meist durch die vertraute Gemeinsamkeit der ehemaligen Football-Spieler entsteht. Der lässt einen im Meer an Schund immerhin ab und an die Mundwinkel nach oben bewegen. Aber was nutzt das noch? Der Missmut dem Film gegenüber ist einfach zu hoch, und am Ende fragt man sich noch immer was Sandler und Dugan da wohl erzählen wollten. Glaubten sie ernsthaft „Kindsköpfe“ war eine Ansammlung kleiner Erzählungen, die mit der Laufzeit miteinander verwoben werden, um am Ende ein Miniuniversum zu sein, welches das Treiben der amerikanischen Kultur wiederspiegelt?
Das Drama „Grand Canyon“ und die Tragikomödie „Eine Wahnsinnsfamilie“ erreichten dieses Ziel, boten aber auch ein Niveau, von dem Dugans Werk um Lichtjahre entfernt ist. Es muss ja nicht immer ach wie hochkulturell oder realistisch sein, das zeigt doch gerade sein „Happy Gilmore“ oder viele Sandler-Filme wie „Spiel ohne Regeln“, „Klick“ und „Little Nicky“. Diesmal hat sich der Happy Madison-Clan jedoch übernommen und in seiner eigenen Welt verlaufen, eine Welt die bereits im Trivialbereich unübersehbare Schwächen besitzt. OFDb
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