18.12.2012

HOTEL DER TOTEN GÄSTE (1965)

Der Reporter Barney Blair und Kriminalinspektor Forbesa untersuchen unabhängig voneinander eine Mordreihe in einem Hotel. Dort nächtigen allerhand zwielichtiger Personen inklusive Schlagersängerinnen, die wegen eines Musikevents vor Ort sind...

Tausche vier Häuser gegen ein Hotel...
 
Mitte der 60er Jahre war die sogenannte harte Welle im deutschen Kino noch hoch im Kurs. Ins Leben gerufen durch die Edgar Wallace-Filme kamen weitere Kriminalfilme im selben Stil hinzu. Bücher nach Bryan Edgar Wallace wurden verfilmt, Fritz Langs Mabusereihe verwandelte sich unter anderen Regisseuren zu einem Wallace-Abklatsch, G.I. Man Jerry Cotton bekam eine Filmreihe beschert und manch heutzutage eher unbekannter Krimi-Autor wurde gleich mit ins Rennen geschickt. Originelle Titel wie „Wartezimmer zum Jenseits“, „Der Würger von Schloss Blackmoor“ und „Der Frosch mit der Maske“ gab es genug, bis hin zu skurrilen Namen wie „Teppich des Grauens“.

„Hotel der toten Gäste“ kann sich zu den originellen, meist reißerischen, Titeln hinzuzählen, wird seiner Konkurrenz inhaltlich jedoch nicht gerecht. Die harte Welle bot Trivialunterhaltung, da muss man nichts schön reden, aber die meisten Veröffentlichungen machten Spaß. Der Großteil der weniger gelungenen Filme war mäßiger Natur. Nur wenige Krimis waren wirklich schlecht zu nennen. Itzenplitz’ Werk (was ein Name) gehört zu den lahmen Enten.

Worin sich „Hotel der toten Gäste“ von anderen Vertretern seiner Art unterscheidet, ist der Spielort in San Remo statt London. Dafür sind viele Rollen Engländer, das macht den Unterschied also nicht gewaltig. Da der Großteil in Hotelräumen und –fluren spielt, mag die Londoner Location fehlen. Trotzdem wüssten auch Hotelräume Atmosphäre entstehen zu lassen. Doch Itzenplitz dreht seinen Streifen zu oberflächlich runter.

Mit der Umgebung wird man ebenso wenig warm wie mit den Filmfiguren, die immerhin von namhaften Personen gespielt wurden. Als Frontmann konnte man Wallace-Star Joachim Fuchsberger gewinnen, als weibliche Hauptrolle Karin Dor, die ebenfalls in vielen Wallace-Filmen mitspielte. Über deren Schauspielkönnen mag man streiten können, aber spätestens an Wolfgang Kieling gibt es mimisch nichts zu meckern. Als Eddie Arent-Ersatz, der humorvolle Randfiguren-Part, angelte man sich den Sänger Gus Backus, der mit seinem englischem Akzent den Liftboy des Hotels mimen darf.

Ein toller Titel, interessante Beteiligte, meine Neugierde war geweckt und ließ sich auch nicht davon abschrecken, dass bei einer Geschichte rund um ein Schlagerfestival auch mit musikalischen Schnulzen gerechnet werden musste. Und wahrlich, gute Schlager hören sich anders an, einen Film mag so etwas jedoch nicht ruinieren.

Das gelangweilte Herunterleiern einer mittelmäßigen Geschichte jedoch schon. Krampfhafte Verästelungen der Situationen (keine Seltenheit in der harten Welle) wissen nicht zu interessieren, verwirren nicht auf mysteriöse sondern auf übersichtliche Art, während man selbst mit den wichtigsten Figuren nicht warm wird. „Hotel der toten Gäste“ wirkt lustlos umgesetzt, selbst den Darstellern scheint es an Motivation zu fehlen. Dem Krimiplot fehlt jeglicher Pfiff, die Mörderaufdeckung ist einem bereits nach 30 Minuten herzlichst egal. Zu packen weiß hier nichts.

Es ist schwer zu erklären woran der Streifen nun wirklich scheitert, denn die Konkurrenz war auch nur in Ausnahmefällen wie „Das indische Tuch“ wirklich großes Kino. Vielleicht fehlt einfach das Grusel-Feeling der Vergleichsfilme, denn Itenplitz’ Werk ist schlichtweg ein Krimi, kein Grusel-Krimi. Andererseits schafften Werke wie „Wartezimmer zum Jenseits“ und „Das Rätsel der roten Orchidee“ ebenfalls als reine Kriminalfilme zu unterhalten. Diese waren jedoch atmosphärisch dichter umgesetzt. „Hotel der toten Gäste“ guckt sich eher wie ein hölzernes Theaterstück.

Schade, was habe ich mich gefreut, als ich von diesem Film in der TV-Zeitschrift las. Solche selten gezeigten Genrevertreter zaubern mir meist ein Leuchten in die Augen, „Hotel der toten Gäste“ war jedoch ein Blender. Er war ein Langeweiler in einem Meer sympathischer Schundfilme. Itzenplitz' Werk kann man sich auch als Fan dieser Art Film getrost sparen.  OFDb

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