Nach einem unerfreulichen Telefonat mit ihrem Sohn, der wieder einmal
Geld schnorren wollte, setzt sich eine Frau an den Tisch und geht ihrem
Hobbie, dem Puzzeln, nach. Einige Zeit später vernimmt sie ein Geräusch
aus ihrem Haus. Das Puzzle ist beendet und erweist sich als Medium
ihres baldigen Schicksals...
Das 4 Minuten-Puzzle...
Davide Melini, Regisseur dieses Kurzfilmes, ist sichtlich bemüht Atmosphäre aufkommen zu lassen. Wehende Vorhänge, ein unheimliches Geräusch, mit der Kerze durchs dunkle Haus wandern und als Stilmittel kreisende Kamerafahrten und andere dynamische Bewegungen mit dem Aufnahmegerät. Die Musik ist packend, reißt einen sofort mit. Ertönt sie, sind dies die besten Szenen des Films. Doch auch bei Stille ist Melini atmosphärisch nah am Ziel dessen was er will, eine stille Sequenz weist gar Spannung auf.
Was gegen diese ordentlichen Bemühungen arbeitet ist die Geschichte und ihre Laufzeit von gerade mal 4 Minuten. Das Telefonat wird kurz gehalten, soll nur eine kurze Information liefern. Melini vergeudet also keine Zeit, das ist gut. Die dünne Geschichte arbeitet jedoch auf einen Höhepunkt zu, und der ist mystischer Art. Der Höhepunkt ist geheimnisvoll und rätselhaft, und er bleibt es bis zum Schluss. Das ist alles schön und gut, wäre auch sicher eine tolle Schlusspointe gewesen, wenn die Laufzeit etwas länger gewesen wäre.
Man baut nicht genug Bezug zur Frau und zur allgemeinen Situation in diesen 4 Minuten auf. Dementsprechend besitzt auch das mystische Ende keine positive Wirkung. Sie wirkt lückenhaft und banal, wie der komplette Streifen. Um zu wirken hätte sie eine Partnerschaft mit dem Restfilm aufbauen müssen, und eine solche ist in den paar Minuten nicht möglich. Das Puzzle ist ein Puzzle, die Mutter eine Mutter, der Sohn ein Schnorrer mit scheinbar großen Problemen.
Das Puzzle hätte länger beachtet werden müssen, damit man seine mystische Aura erfährt. Der Familienhintergrund hätte bekannt sein müssen, um seine Gefahr entweder zu erahnen oder von seinem wahren Geist überrumpelt zu werden. Die Mutter hätte man intensiver miterleben müssen, um von der Schicksalsankündigung des baldigen Todes überrumpelt zu werden.
Die Zutaten waren alle nicht schlecht. Lediglich die kleine Rolle des männlichen Parts war nicht sonderlich gut verkörpert. Ansonsten stimmt theoretisch viel. Die gute Musik, der interessante Kamerastil, Farbgebung und das Talent der Hauptdarstellerin. Dennoch ist in meinen Augen immer das Drehbuch der wichtigste Faktor eines Filmes. Eine starke Geschichte oder zumindest die starke Umsetzung einer banalen Geschichte kann über viele Mängel hinwegtrösten. Melini scheint seinen Film jedoch eher als Übung für stilistische Spielereien zu sehen. Das ist auch okay, aber eben nicht mehr. Allerdings machen die positiven Aspekte neugierig auf längere Projekte von Melini. OFDb
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