Um die erste Miete ihrer neuen
Wohnung bezahlen zu können, nimmt Studentin Samantha einen etwas
merkwürdigen Babysitter-Job außerhalb der Stadt an. Ein Fehler...
Als Ti West 2005 seinen ersten Langfilm „The Roost - Angriff der Fledermäuse“ heraus brachte, da maulten die paar wenigen Menschen, die ihn zu Gesicht bekamen und würdigten ihn nicht, diesen überdurchschnittlichen Film, der aus wenig ganz viel herausholte, genau jenes Markenzeichen, das heute an den Arbeiten Wests so begrüßt wird. Stößt sein Job bei „Cabin Fever 2“ noch auf geteilte Meinung, was man auch auf die wackeligen Produktionsbedingungen schieben könnte, so wird ein Werk wie „The Innkeepers“ heute mit Kusshand aufgenommen und gefeiert, was bis zu einem gewissen Grad sicherlich berechtigt ist, aber eben nicht komplett.
Auf sich aufmerksam gemacht hat West dann erst 4 Jahre nach „The Roost“ mit „The House Of The Devil“. Die Cineasten schlugen Purzelbäume vor lobender Worte, und wie es der Zufall wollte habe ich diesen von all den aufgezählten Filmen erst als letzten gesehen, schon aufgrund der Kritiken und bisher eher positiven Ergebnisse angetrieben mit einer hohen Erwartungshaltung. Und nun bin ich doch ein wenig enttäuscht. Ich kann schon nachvollziehen was alle so toll an dem Film finden, geht es mir bis zu einem gewissen Zeitpunkt mit Wests angeblichem Highlight doch genau so, aber im Endergebnis war es bislang seine nüchternste Arbeit für mich, die noch mehr als „The Innkeepers“ einfach nicht die rechte Kurve kriegt.
Das gelungene gleich vorweg: Wests Film ist Old School, und er ist es so penetrant, dass es echt eine Wucht ist. Ich fühlte mich bei so einem Popel-Filmchen wie „Malevolence“ schon positiv bestärkt, dass der alte Stil vergangener Tage in modernen Horrorproduktionen auch heute noch wirken würde, aber da sprechen wir von einem Film, der dies nur in einigen Phasen durchblitzen lässt und damit sein löchriges Drehbuch nicht überspielen konnte. „The House Of The Devil“ ist hingegen so stark am Stil des 70er Jahre-Kinos orientiert, dass er auch glatt als ein Film dieser Zeit durchgehen könnte.
Die Zeit zu der er spielt ist eigentlich egal, soll 80er Jahre sein, ist aber nur deshalb eine Erwähnung wert, weil Neuerungen wie Internet und Handyempfang dementsprechend keine Rolle spielen. Auf die Figuren wird viel wert gelegt, eine beunruhigende Atmosphäre liegt ziemlich schnell in der Luft und bricht nicht ab, und es wird auf klassische Zutaten und Übertreibungen des Gruselfilms zurückgegriffen, die Klischee sein müssten, sich aufgrund der respektvollen Herangehensweise aber überhaupt nicht so anfühlen.
West trumpft mit dem was er am besten beherrscht: dem Spannungsaufbau, während Banalitäten im Vordergrund stehen, und das stimmige Vorbereiten auf künftige Ereignisse. Störte es bei „The Innkeepers“ aufgrund der Charakterzeichnung und ironischen Erzählweise nur bedingt, dass das Finale nicht erfüllen konnte, was die Erwartungshaltung hat sehnsüchtig hoffen lassen, so wird der Umbruch in „The House of The Devil“ zu einer richtigen Enttäuschung, ist der Film doch viel ernster angegangen und auch um einiges knisternder erzählt.
Aber schon die Aufbau-Phase ist einen Deu zu lang. Geschahen die ersten interessanten Ereignisse in „The Innkeepers“ gerade rechtzeitig, erwicht man sich als Zuschauer bei „The House Of The Devil“ dabei sich mitten im wohligen Gruselgefühl zu fragen, wann es denn endlich los geht. Nichts gegen hinhalten und erst einmal für die nötige Stimmung sorgen, aber nach einer Stunde wäre es schon an der Zeit gewesen endlich mehr als die stöbernde und ängstliche Hauptakteurin zu zeigen. Der Umbruch auf tatsächliche Geschehnisse kommt somit viel zu spät, soll er doch eigentlich geschehen, wenn der Zuschauer noch mitten drin ist im Mitfiebern um eine ahnungslose Studentin, die weniger weiß als wir selbst.
Kommt es dann doch mal zu den Ereignissen, zu denen eine solche Geschichte zwangsweise einfach irgendwann führen muss, dann stellt sich Ernüchterung ein, fehlt dem Film von da an doch jegliche Suspense, die ihm vorher so viel Stil verliehen hat. Ersetzt wird diese durch nichts ähnlich positives, so dass man Abstand zu der Identifikationsfigur nimmt, mit dieser nicht mehr mitfiebern kann und nur noch neutral zuschaut. Was man sieht ist überraschungsarm, zumal ein Text zu Beginn des Films uns schon auf die richtige Fährte geführt hat. Und am Ende fühlt man sich einfach unbefriedigt unterhalten und irgendwie auch betrogen, fühlt sich der Streifen doch unkomplett an, auch wenn er seine Geschichte eigentlich zu einem Ende führt.
Das intensive Beschäftigen mit eher kurz auftauchenden Figuren führt ins Nichts, weil sie in ihren finalen Taten charakterlos und Aufgrund ihres Glaubens zu distanziert handeln. Der uns über die komplette Laufzeit präsentierte Charakter der Samantha hingegen tut nun etwas, dass man ihm nie zugetraut hätte, auch bezogen auf die Extremsituation in welcher sich die Studentin grad befindet. Somit krankt „The House Of The Devil“ nicht nur an einem überraschungsfreien Finale, er pfeift auch auf alles was ihm vorher wichtig war, und genau das ist es, was ihn ärgerlicher zu gucken macht, als „The Innkeepers“, der ebenfalls zum Ende hin mehr Qualität hätte besitzen können.
Trotz alledem entschädigt die lange Vorbereitungs-Phase des hier besprochenen Streifens für vieles, eben weil es heutzutage nicht mehr üblich ist einen Film so zu erzählen wie geschehen. „The House Of The Devil“ ist in dieser Phase ein Liebhaberstück von einem Film-Fan für Film-Fans. West schien fiel dran zu liegen ein Werk wie dieses realisieren zu dürfen. Schön dass er dafür Geldgeber fand. Andererseits, wenn er es nicht schafft eine solche Geschichte auch bis zum Schluss auf gleichem Niveau zu Ende zu erzählen, dann kann man auch gleich auf die alten Filme zurückgreifen, die tatsächlich in den 70er Jahren entstanden sind. Die gucken sich dank restauriertem Bild auf DVD dann genauso toll und wissen bis zum Schluss zu gefallen, zumindest die gelungenen Kandidaten.
Gute Schauspieler unterstützen zumindest die lange positive Phase des Streifens, der ohne sie nie so intensiv hätte wirken können, auch bei einem solch talentierten Regisseur wie Ti West. Aber es wird deutlich dass noch sehr viel Übungsfläche besteht, bevor West uns tatsächlich einen Meilenstein vorsetzt, der zur entgültigen Empfehlung wird. Deswegen bin ich auch so überrascht so viele positive Worte zu „The House of The Devil“ zu vernehmen, von sehr geschätzten Review-Kollegen, so als sei der hier besprochene Film eine solche Empfehlung geworden. Doch davon ist er trotz seiner Stärken noch weit entfernt. Dass aber auch ein Werk wie Wests Satanisten-Horror neugierig auf zukünftige Filme des Regisseurs macht, ist nicht von der Hand zu weisen. OFDb
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