09.07.2014

SHERLOCK - SEIN LETZTER SCHWUR (2014)

Die „Sherlock“-Reihe war schon immer gewagt zu nennen, nicht nur im Umgang mit den Inhalten der gedruckten Originalreihe auf welcher die Serie lose basiert, sondern auch aufgrund diverser Ideen, die den Zuschauer immer wieder vor den Kopf stoßen - selbst dann wenn sie darauf schon vorbereitet sind. Die Köpfe hinter der Serie werden nicht müde zu betonen, dass „Sherlock“ eben keine Krimiserie sei, sondern lediglich eine Serie über einen Kriminalisten. Nach zwei Folgen in welcher dann auch jeglicher Kriminalfall weit hinter anderen Aspekten der Geschichte hinten anstehen musste, hätte es mit Teil 9 nun gut getan wenigstens einen Teil der dritten Staffel auf einen solchen zu konzentrieren - ganz egal ob Kriminalistenserie oder Krimiserie.

„Der letzte Schwur“ ist aber nun auch kein zu lösender klassischer Kriminalfall geworden, und das obwohl die Geschichte um Watsons Hochzeit nun abgeschlossen ist. Und ob man bei einer Handlung, die mit dem losgelösten, selbstgerechten Herangehen ausgelöst aus persönlicher Motivation eher an den Bond-Film „Lizenz zum Töten“ erinnert als an eine klassische Sherlock Holmes-Geschichte, überhaupt noch von einer Detektivgeschichte oder einem Kriminalfilm sprechen kann, bleibt eine zu diskutierende offene Frage. Wie auch immer: Hoffnungen und Erwartungen wurden nicht erfüllt, die mutige Herangehensweise der Storyverantwortlichen haut die Folge in Kombination mit dem bewährten Rezept (allen voran die Charakterzeichnung der Helden) jedoch wieder raus. Zwar bleibt auch Teil 9 hinter den Episoden der zweiten Staffel zurück, aber er hat viel zu erzählen.

Vielleicht ein bisschen zu viel, gerade wenn es um die provokativen Bereiche der Geschichte geht. Eine Wahrheit die Watson schlucken muss sprengt alle Serienregeln. Aber selbst wenn man diesen Twist nicht mag, so hilft er doch dabei die Figur Watson stärker zu betonen und die Fragwürdigkeit seines Charakters wieder etwas in den Vordergrund zu rücken - steht sie doch immer im Schatten des fragwürdigen Sherlock-Charakters - und ist die einzig wahre bittere Pille an diesem Subplot doch jene der bedingungslosen Liebe, etwas zu rosarot gezeichnet für eine solch wüste Serie und auch für meinen persönlichen Geschmack.

Wie die Staffeln davor, so lebt auch diese dritte Staffel von der schauspielerischen Stärke des Gegenspielers, der von der Screentime und seinen Möglichkeiten zwar einem Moriarty hinterherhinkt, in der Darstellung jedoch ebenbürtig wirkt. Wie die Geschichte um ihn endet, ist in Bezug auf sein Genie etwas fahrlässig dümmlich von den Autoren inszeniert, aber das sind wir ja gewohnt, so sehr wie sie dem Können ihres Titelhelden hinterherlechzen ohne an sein Genius heran zu reichen. Das hat „Im Zeichen der Drei“ auf erschreckendste Weise mit Plotholes die man gütigst ignorieren musste demonstriert, und das zeigt sich nun in einer Auflösung, die nahe lag, keine Kompromisse zuließ und deswegen nicht überrascht. Die Konsequenzen dieses finalen Tuns wissen zumindest Freude zu bereiten, bevor mit einem neugierig machenden Cliffhanger auf die nächste Staffel verwiesen wird, auf die ich mich ebenso freue wie auf das geplante TV-Special zur Serie.

Mag die Serie „Sherlock“ durch den Einfluss des Bruders des Meisterdetektivs auch immer mehr den Eindruck einer Serie rund um den Geheimdienst machen, anstatt um die Abenteuer eines kleinen Detektivs mit Superhirn, so ist sie doch trotz alledem noch immer überdurchschnittlich erzählt, trumpft neben ihrer Besetzung mit dem Humoranteil einer jeden Episode, so dass Schwächen im an sich lobenswerten Drehbuch tolerant übersehen werden können. Dass die Serie bei gleichem Kurs aber nicht mehr zum Charme des Piloten und der zweiten Staffel zurück finden kann, ist den Autoren hoffentlich bewusst. Etwas mehr Detektivgeschichte und etwas weniger Mycroft wären zumindest für die Zukunft der Serie wünschenswert.  OFDb

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