10.08.2014

JACK ALLEIN IM SERIENWAHN (1991)

Wer ist nicht schon einmal mit dem Bereich der Seifenoper in Berührung gekommen, seien es die täglichen a la „Springfield Story“ und „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, oder die wöchentlichen a la „Lindenstraße“ und „Dallas“. Intrigen, Romantik, Kitsch und pure Langeweile, je nach Soap Ewigkeiten von Stillstand handelnd bis es endlich eine Weiterentwicklung gibt, man liebt sie und man hasst sie, diese Serien von denen nie wer behaupten würde sie wären große Kunst.

„Jack allein im Serienwahn“ richtet sich weder an die Befürworter noch an die Gegner dieser Art TV-Unterhaltung, er parodiert nur die typischen Elemente dieser Gattung Serie, und ob man sie nun für Stärken oder Schwächen hält, so oder so weiß das für gute Lacher zu sorgen, zumal wir es hier mit einem gut aufgelegten John Candy zu tun haben, dessen Anwesenheit wir leider diesen schrecklichen deutschen Titel zu verdanken haben, da er mit „Allein mit Onkel Buck“ in Deutschland einen kleinen Erfolg verbuchen konnte, wenn auch nur in der Kevin-Welle mitschwimmend.

John Candy ist für den üblichen Slapstick zuständig, spielt wie gewohnt den liebenswerten Chaoten und Loser, der unterdrückt und getäuscht wird und der aufgrund ungewöhnlicher Umstände über sich hinauswachsen muss. In „Delirious“ (Originaltitel) sind die Umstände besonders ungewöhnlich, erwacht der gute Mann doch in einer von ihm selbst kreierten Serienwelt, die konsequent die Regeln der Soaps befolgt. Und wie gefährlich das bei all der Rache und den Intrigen sein kann, ist ihm aufgrund seiner konfusen Gefühlswelt nicht wirklich bewusst.

Er ist Autor und kennt die Tücken seiner Welt, aber er lebt nach kurzer Zeit der Eingewöhnung in dem Glauben er könne diese Welt steuern, kann er doch aufgrund dessen dass sich dieser Film nicht nur auf einer Idee ausruht auf seiner Schreibmaschine einen Teil des Lebens in der fiktiven Stadt steuern. Aber er hat einen Gegenspieler der gegen ihn schreibt, und so wird das Leben in der kleinen nicht wirklich existierenden Stadt zu einem Kampf auf zwei Realitätsebenen.

Ein solcher Stoff besitzt Zunder, und dank der konsequenten Einhaltung aller durch Übertreibung parodierten Soap Momente, durch allerhand Running Gags, die nur selten nicht zünden, und aufgrund einer tollen B-Star-Riege, deren bekannteste Besetzung aufgrund des Überraschungseffekts an dieser Stelle nicht verraten werden soll, ist das Ergebnis von „Des Wahnsinns fette Beute“ (Alternativtitel) trotz einer eher handwerklich routinierten und kostengünstigen Umsetzung sehr gelungen ausgefallen.

David Rasche darf als untalentierter Soap-Darsteller so absichtlich steif spielen, wie er es in seiner Serie „Sledge Hammer“ bereits getan hat, die ihn kurzfristig berühmt werden ließ. Und Raymond Burr lässt zwei Jahre vor seinem Tod seine Paraderolle als „Perry Mason“ weit hinter sich, um den reichen und mächtigsten Mann der Stadt zu mimen. Allein sein Umgang mit einem nicht geliebten Sohn sorgt für einige Lacher. Ohnehin ist die Besetzung gut aufgelegt, nur wenige ergatterten langweilige, nicht erwähnenswerte Rollen.

Aufgrund der üblichen Anwesenheit vieler Charaktere einer Soap ist „Jack allein im Serienwahn“ alles andere als eine One Man-Show für John Candy, auch wenn dieser so spielt als gäbe es kein Morgen. Kurze romantische Momente werden passend in die Geschichte integriert ohne den Film in seiner Funktion als Komödie auszubremsen, und ein Hauch Mystik am Schluss erlaubt es dem Zuschauer, wenn er denn will, nach Ende des Films ein wenig zu träumen, wenn auch nur kurzfristig, denn Tom Mankiewicz‘ („Schlappe Bullen beißen nicht“) Regiearbeit ist keines dieser Werke die noch lange nach hallen. Stattdessen ist „Delirious“ aber jene Art Unterhaltungsfilm, die man sich alle paar Jahre immer wieder zu Gemüte führen kann - zumal das Prinzip der Soap Operas ein zeitloses zu sein scheint, dessen Thema immer aktuell bleibt.  OFDb

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