Steve Martins erste Hauptrolle in einem Spielfilm fand unter der Regie von Carl Reiner statt, jenem Mann mit dem er noch den legendären „Tote tragen keine Karos“ drehen sollte, seine beste Komödie „Der Mann mit zwei Gehirnen“ und den Kinoerfolg „Solo für Zwei“, mit welchem Martin internationalen Star-Ruhm erlangte. Bereits seine erste Komödie sprudelt nur so vor abgedrehter Komik, die gerne arg absurd daher kommt, für seine Entstehungszeit oft gewagt wirkt, und die zusammen mit einem interessant konzipierten Hauptcharakter einen Film ohne wahre Geschichte trägt.
„Reichtum ist keine Schande“ hüpft auf seine Nonsens-Art von einem Moment zum nächsten, grob davon handelnd wie ein Naivling in Amerika zufällig reich und dann wieder arm wird und nebenbei noch die Liebe seines Lebens findet, um sie auch gleich wieder zu verlieren, zurück zu gewinnen und wieder zu verlieren. Zwar wird da zwischenzeitlich auch ein klein wenig auf dem American Way Of Life herumgehackt, ähnlich einer humoristischen „Forest Gump“-Variante, aber wirklich gesellschaftskritisch kann man das fröhliche Herumalbern nicht nennen. Es ist nicht wirklich tiefgründig, auf seine Klamauk-Art aber recht Pointen-sicher inszeniert und Dank bereits angerissener Charakterisierung der Hauptfigur auch recht stilvoll verpackt.
Navin schlichtweg als dumm zu bezeichnen schießt nicht am Ziel vorbei, wär aber trotzdem zu schwach umrissen, ist es doch neben seiner enormen Naivität der Versuch des intelligenten Denkens innerhalb seiner Dummheit, der ihn zu einem solch interessanten Charakter macht, Denkversuche, die jegliche Chance auf wahre Intelligenz endgültig vernichten, allerdings sehr deutlich machen was in Navin vorgeht und wie er als Mensch tickt und funktioniert. Ein ähnliches, weit weniger ausgereiftes Verfahren, machte „Dumm und dümmer“ 15 Jahre später so interessant und erträglich, den Stil und die Fast-Tiefe eines Navin inmitten einer irrsinnigen Geschichte aber doch nicht erreichend.
So ist es sicher kein Zufall dass die Figur des Navin laut IMDb von den Lesern einer Filmzeitschrift zu den 100 größten Leistungen aller Zeiten gewählt wurde, womit sicherlich nicht (nur) Steve Martins gekonntes Schauspiel gemeint sein dürfte, sondern eben auch die durch das Drehbuch geprägte Charakterisierung selbst, die in ihrer individuellen Art so nicht noch einmal im Komödienbereich auftaucht.
Die Nummern-Revue eines „The Jerk“ (Originaltitel) mag sich etwas orientierungslos schauen, verhindert aber nicht, dass bereits Steve Martins erster Film zu einem sehenswerten Erlebnis wird, welches bereits das Talent des gern unterschätzten Mimen deutlich macht. Es gibt allerhand zu lachen, viele Witze zünden selbst beim x-ten Gucken immer noch, und es ist dem unglaublichen Charme des Streifens zu verdanken, dass die oftmals flache Komik ihn eher stärkt anstatt ihn zu schwächen.
Mag sein dass die wunderbar absurde Romantik einen Tick ansteckender hätte inszeniert werden müssen, oder die Identifikation mit der Hauptfigur stärker hätte herausgearbeitet werden müssen. Aber würde „The Jerk“ nicht aus einem gewissen Abstand zum Zuschauer erzählt werden, wäre es auch nicht mehr der selbe Film, und seine herausragenden, individuellen Stärken könnten nicht mehr so gut funktionieren. Es würde den Film vielleicht sogar zu einer hohlen Klamauk-Komödie degradieren. So oder so sollte man Steve Martins erste Hauptrolle in einer Komödie unbedingt éinmal gesehen haben, selbst dann wenn man nicht zu den Fans des talentierten Mannes gehört. Navin auf seiner Suche nach Glück zu begleiten ist schon ein besonderes und höchst erheiterndes Erlebnis. OFDb
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