Sie können Auto fahren, Orgel spielen, schreiben, trampen, und von Rigor Mortis haben sie noch nie etwas gehört. Auch wenn die Zombies wie solche aussehen und den Gräbern entsteigen, wie die üblichen Kreaturen eines solchen Streifens benehmen sich die lebenden Toten in „Revenge of the Living Dead" (Alternativtitel) überhaupt nicht. Um Gefallen an dem französischen Film des Regisseurs Pierre B. Reinhard („French Lolita") zu haben, muss man die Zombies eher wie drei Rachegeister betrachten, dann weiß die Geschichte viel eher zu funktionieren.
Und das kann sie durchaus. „Die Rückkehr der lebenden Toten“, den man aufgrund der vergleichbaren Titel keinesfalls mit dem Trasher „Die Rückkehr der Zombies“ oder Dan O‘Bannons genialem „Return of the Living Dead“ verwechseln sollte, ist mit Sicherheit kein großer Wurf geworden auf den die Horrorgemeinde seinerzeit gewartet hat. Aber wer Spaß mit europäischen Genre-Beiträgen aus den 80er Jahren hat, der kann ruhig mal einen Blick riskieren. Teilweise weht gar noch ein Restwind 70er Jahre durch „Die Rache der lebenden Toten“ (Alternativtitel).
Dass in einem Streifen dieser Art die Logik gerne in der letzten Reihe parkt, ist etwas das man akzeptieren muss um sich mit solch einem Film anzufreunden. Zumindest erklärt sich manche Lücke diesbezüglich durch eine überraschende Wende am Schluß, die dafür allerdings zehn weitere Erklärungslücken neu erschafft und nur aufgrund einer wundervollen Schluss-Pointe nicht wirklich den Unmut des Zuschauers auf sich zieht. Bei der recht üblen kosmetischen Umsetzung der Zombies sollte gar das Gegenteil der Fall sein. Hier sollte der Zuschauer eigentlich erfreut sein und das Aufdecken neuer Tatsachen als Entschuldigung für diesen Schwachpunkt ansehen, auch wenn die Auflösung endgültig einen Hauch Ed Wood versprüht.
Gorehounds werden „Rache der Zombies“ (Alternativtitel) zwiespältig gegenüber stehen. Zwar sind die Tötungsmethoden mit Stöckelschuh-Hacken in der Stirn, einem Dolch in einer Vagina und dem kompletten Ausweiden eines Opfers keineswegs harmlos ausgefallen, sondern provozieren und verfolgen teilweise gar das Brechen von Tabus (die Szene mit dem ungeborenen Baby), aber die optische Umsetzung lässt sehr zu wünschen übrig. Das Ausweiden sehen wir im Endergebnis, der Dolch dringt viel zu senkrecht in die Scheide ein, und selbst der Hacken in der Stirn könnte kaum billiger getrickst sein. Die maue Umsetzung dieses Effektes tarnt man zwar mit allerhand spritzendem Blut, aber das täuscht nicht wirklich.
In anderen Punkten ist die Optik des Streifens um so positiver ausgefallen. So ziemlich jede weibliche Darstellerin ist früher oder später nackt, an Erotik mangelt es also nicht, und auch die Friedhofskulisse, so wie manche Kameraeinstellungen wissen zu gefallen. Fast könnte man meinen einen Jean Rollin-Film zu sichten, allerdings wirkt „La revanche des mortes vivantes“ (Originaltitel) trotz fehlender Komik immer ein wenig augenzwinkernd, was gegen einen Vergleich des Kult-Regisseurs spricht, der u.a. für den tollen „Pestizide - Stadt der Zombies“ verantwortlich war.
Man muss Filme dieser Zeit mit all ihren Fehlern lieben, oder, in diesem Falle ungerechter Weise, Trash-Fan sein, der auf diese Lücken lachend blickt und das Werk damit mit weniger Respekt als ich betrachtet. So oder so hat nur ein kleines Zielpublikum wahre Freude mit „The Revenge of the Living Dead Girls“ (Alternativtitel), und ich darf mit Freude verkünden dass ich dazu gehöre. Bei meiner ersten Sichtung als Teenager war das Ergebnis wesentlich ernüchternder ausgefallen. Was ein Glück dass mein Filmgeschmack sich seit dem so gravierend geändert hat, auch wenn wir hier nur von einem trivialen Schundfilmchen sprechen. OFDb
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