Der Regisseur Robert Parrish, der bis in die 70er Jahre tätig war, hat sich nie auf ein Genre festlegen lassen. So drehte er beispielsweise den sympathischen Science Fiction „Unfall im Weltraum“, die Peter Sellers-Komödie „Bobo ist der Größte“ und das Kriegs-Drama „Der Tag danach“. Vielleicht liegt es daran, dass sich „Menschenjagd in San Francisco“ trotz seiner klassischen Umsetzung nicht ganz wie der typische Western guckt. Ein Verbrecher hat politische Pläne mit San Francisco. Die Stadt steht im Zentrum und darf nicht in die falschen Hände geraten.
Ob sie zur Zeit in den richtigen liegt, steht auf einem anderen Blatt Papier. Trotz der eigentlich klassischen Trennung von Gut und Böse klingt aus der Sicht des Helden gelegentlich an, dass er die Lynchjustiz der Bürgerwehr nicht gutheißt und nicht glaubt dass alles mit rechten Dingen zugeht bei Urteilsverkündungen des Geschworenengerichts. Ob er seinerzeit deswegen ausgetreten ist wird nicht erwähnt. Und auch wenn Rick nicht auf den Pfaden des Vorsitzenden der Bürgerwehr wandert, so verfolgen sie doch gleiche Interessen, womit die Bürgerwehr dann doch wieder auf der Seite der Guten steht.
Hat diese Ungereimtheit mit einem Einmischen der Produzenten zu tun? Liegen hier Fehler in der von mir gesichteten deutschen Synchronfassung vor? Ich weiß es nicht. Vielleicht wollte man auch einfach nur, wie gelegentlich an anderer Stelle des Streifens, die unbeeinflussbare Eigenständigkeit des Helden betonen und lässt ihn deshalb über die Bürgerwehr augenzwinkernd (?) sticheln. Möglich wäre das durchaus, vertritt Rick doch einen Humor den ich nicht immer verstanden habe.
Das liegt aber auch daran, dass der Film in seiner Zeit geradezu feststeckt und längst überholt wirkt. Ein den Leuten zuzwinkernder Held wirkt heutzutage nur noch belustigend. Und der naive Ablauf der Geschichte haut heute keinen mehr vom Hocker. Dementsprechend ist einem Menschen von heute auch die Mentalität der Entstehungszeit des Filmes fremd, die trotz seiner Spielzeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts freilich bei einer solchen Studio-Produktion mit einfließt. Die Warner Brothers waren schon damals dick im Geschäft. Der Film ist ein kalkuliertes Produkt, was man z.B. an der lieblos eingebrachten Rolle von Ricks Kumpel bemerkt, der als lustiger Sidekick nach klassischem Rezept eingebaut wurde.
„The San Francisco Story“ (Originaltitel) schaut sich jedoch trotz und wegen seiner überholten Art recht sympathisch. Zwar ist manche Aufnahme zu dunkel geraten, das Finale etwas arg schlicht ausgefallen und die Läuterung einer jungen Frau ähnlich sprunghaft eingearbeitet wie die Love Story vor deren Hintergrund alles Wesentliche abläuft, aber das sind wackelige Angelegenheiten die ohnehin nur nebensächlich für den Film sind. Die klassische Gut gegen Böse-Geschichte, mit überholten Tricks der gegenseitigen Manipulation, das ist das Zentrum von „5 Kugeln in der Trommel“ (Alternativtitel), und dieser Part weiß auf naive Art durchaus zu unterhalten.
Dass das ganze vor dem Scheideweg einer heute sehr großen Stadt spielt und mit ungewöhnlichen Elementen für das präsentierte Genre bereichert wird, wie z.B. das Streifen der Thematik rund um Menschenhandel, die Anwesenheit von Asiaten in einem für diese Zeit sonst so typisch weißen Genre und der politische Hintergrund, der kein Geheimnis daraus macht dass nicht jeder auf ehrliche Art in den Senat kommt, gibt dem Film genügend Halt sich in dem schlichten Licht in dem er strahlt zu beweisen. Er tritt damit zwar nicht wirklich aus der Masse heraus, immerhin guckt sich „Menschenjagd in San Francisco" trotzdem typisch Old School, aber zumindest hält er den Zuschauer mit solchen Gimmicks über seine 75 Minuten Laufzeit bei Laune. OFDb
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