11.11.2015

COLLEGE ANIMALS (2003)

Der Anfang von „College Animals“ gefiel mir gar nicht. Obwohl die Charaktere alle im Comicstil komplett überdreht waren, störten mich die zu stark konstruierten Ausgangssituationen. Letztendlich war mir alles zu zufällig, selbst für ein Verwirrspiel. Die Austauschschülerin hatte den selben Namen wie eine bestellte Prostituierte, zwei Taschen sahen sich zum verwechseln ähnlich, usw. Am übelsten traf es den Handlungsstrang um einen Kerl, von dem einige Hohlbirnen glaubten er würde Frauen verprügeln. Und rein zufällig probte die Theatergruppe ausgerechnet passend zu diesem Vorwurf gerade ein Theaterstück, welches ihn erst recht gewalttätig aussehen lässt. Einfallsreich ist diese Aneinanderreihung viel zu großer Zufälle nicht zu nennen.

Inmitten dieser arg konstruierten Story wollten auch die Gags nicht richtig zünden. Hin und wieder war ein Schmunzler vertreten, aber insgesamt fiel das erste Drittel doch eher lahm aus. Inmitten von zu vielen Figuren und Situationen fiel es zudem schwer den Überblick zu behalten, was die Sympathiegewinnung der Charaktere, die ohnehin nicht wirklich entstehen wollte, nur noch schwieriger machte.

Doch dann bekommt das Werk plötzlich eine unerwartete Wende. Das Drehbuch verschafft der Story einige nette Gags, die Handlungsfäden streifen sich, vereinen sich oder tauschen sich aus und werden durch das zunehmende Verwirrspiel immer schräger, sogar so verworren dass man zu zweifeln beginnt ob sich je alles am Ende aufklären ließe. Dass alles weiterhin auf viel zu comichafte Art daher kommt ist nun nicht mehr wichtig, denn die Charaktere haben nun Situationen am Hals, bei denen man als Zuschauer mitfiebert, mitleidet und mitlacht. Und dadurch beginnen nun auch die vorher so blassen Figuren endlich zu wirken.

Trotz des erotisch angehauchten Themas, welches das DVD-Cover nutzte um Zuschauer zu locken, sind nur selten nackte Tatsachen zu sehen. Und auf all zu derbe Witze, wie wir sie aus "American Pie" kennen, jener Komödie, welche die Teenie-Komödien-Welle wieder in Gang setzte, wurde fast ausnahmslos verzichtet. Hier gibt es nur einen recht zurückhaltenden Wichstuchinsgesichtwerf-Witz zu sehen, das war es aber auch schon. Diese Reduzierung besagter Komik tut „Dorm Daze“ (Originaltitel) gut.

Interessant am sich langsam ordnenden Mittelteil ist die Verschiebung dessen wer zum Helden wird und wer zum Beiwerk, verglichen mit dem was man zuvor vermutet hat. So entpuppt sich z.B. eine der schrägen und anfangs sehr unwitzigen Figuren, die lediglich wie ein Lückenfüller-Clown daher kam, als Held einer der Handlungsstränge.

Zehn Minuten vor Schluss wird „College Animals - Wilder geht‘s (n)immer!“ (Alternativtitel) noch einmal eine Spur schwächer, rutscht dabei zwar nicht so tief hinab wie es die erste halbe Stunde tat, wird aber dennoch deutlich schwächer als der rettende Unterhaltungswert, welchen der Film so dringend brauchte. Das enttäuscht freilich nach solch einer Verbesserung. Manche Auflösung enttäuscht ein wenig aufgrund ihrer Schlichtheit, so viel Wirbel wie zuvor um das Thema gemacht wurde, einiges verläuft sogar ins Nichts, aber das meiste wurde glücklicher Weise so beendet, dass sich zum Schluss ein Ganzes ergibt, und das ist bei all dem Chaos gar nicht so leicht gewesen. Hier darf man sicherlich das Drehbuch loben.

Wäre diese erste halbe Stunde nicht so extrem sperrig und könnte der Film sein zu spät gewonnenes Niveau bis zum Schluss halten, hätte „College Animals" definitiv routiniert unterhalten können, etwa auf dem schlichten Niveau eines „Eurotrip". Auch verglichen mit vergangenen Komödien der Satirezeitung National Lampoon kann die hier besprochene Komödie keinen Blumenstrauß gewinnen, ist doch diesbezüglich deutlich ein Abstieg erkennbar, zumindest verglichen mit Werken wie "Caddyshack" und "Loaded Weapon 1". In Wirklichkeit ist es jedoch tatsächlich schon etwas länger her, dass es unter dem Label Nation Lampoon eine brauchbare Komödie gegeben hat. Da markiert „College Animals“ wahrlich nicht den Wendepunkt.  OFDb

1 Kommentar:

  1. Ich fand den eigentlich sehr sympathisch und amüsant. Das Konstruierte ist ja ohnehin Bestandteil jeder Verwechslungsfarce, darin liegt für mich eigentlich ein Teil des Vergnügens: Wie verquer werden Absurditäten zusammengepuzzelt? Und ja, ganz unkritisch darf angemerkt sein, daß Cameron Richardson (wer nennt seine Tochter eigentlich Cameron?) in so einem Film schon die halbe Miete ist.
    Der Nachfolger ist dann leider nur noch halb so schwungvoll.

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