Freddie Francis, der in seiner Karriere recht unterschiedliche Horrorwerke gedreht hat, lieferte mit „Der Schädel des Marquis de Sade“ einen Film zu einer Thematik ab, die er in „Craze - Dämon des Grauens“ meiner Meinung nach später noch einmal wirkungsreicher umgesetzt hat. In beiden Genre-Beiträgen steht der Besitzer eines Relikts unter dessen unheimlichen Einfluss. Während in dem Werk mit Jack Palance aus dem Jahr 1974 die beeinflussende Macht dämonischer Natur war, bleibt der Hintergrund des Eigenlebens des Schädels eher rätselhaft, weiß man doch nur dass der Marquis ein bösartiger Mensch war, der sich für schwarze Magie interessierte. Warum sein Geist noch immer im Schädel seines damaligen Körpers schlummert weiß man nicht. Und es interessiert Francis auch nicht. Die Antwort auf diese Frage ist für die Geschichte nicht von Bedeutung.
Diese Entscheidung empfinde ich als die richtige, würde zu viel Bodenständigkeit dem Film doch sicherlich schaden, einem Werk welches aufgrund seiner fast schon uninteressanten Thematik ohnehin auf wackeligen Beinen steht. „The Skull“ (Originaltitel) ist sicherlich solide umgesetzt, und ein Peter Cushing in einer Hauptrolle ist grundsätzlich ein Pluspunkt, erst recht wenn er Unterstützung von Christopher Lee erhält, der in dem hier besprochenen Streifen jedoch nur als Nebenfigur dabei ist. Aber trotz aller handwerklichen Professionalität vor und hinter der Kamera fehlt es dem eigentlichen Werk meiner Meinung nach an dem gewissen Etwas welches einen austauschbaren Horrorfilm zu einem besonderen macht.
Francis arbeitet eher mit Psychoterror als mit dem Versuch Spannung oder gar Grusel zu erzeugen. Die schrillen Töne des Soundtracks treffen Nerven im Gehirn des Zuschauers, die zu leiden beginnen. Es werden uns Szenen vorgesetzt die Traumsequenzen ähneln oder gar welche sind, das weiß man meist erst hinterher. Im gesunden Zustand misstraut Maitland dem Schädel, unter seinem Einfluss wird er zur Marionette. Zwischen diesen Bewusstseinszuständen springt er stets hin und her. Und doch weiß Francis nicht wirklich mehr aus diesem interessanten Zustand aus Selbstbestimmtheit, Fremdlenkung, Realität und Scheinrealität herauszuholen als ein olles Katz- und Mausspiel zwischen Cushing und dem Schädel, dem es am nötigen augenzwinkernden Grundton mangelt um auf diese Art zu funktionieren.
„Der Schädel des Marquis de Sade“ ist auf der einen Seite zu trocken und auf der anderen Seite zu nervenzerrend erzählt um wirklich zu gefallen. Und das ist schade, ist er doch in seinen guten Momenten nostalgisch nett erzählt, putzig getrickst, gut gespielt und in Räumlichkeiten spielend, in welchen der Verantwortliche für die Dekorationen sich einmal ordentlich austoben durfte. Aber was nutzt das lobenswert umgesetzte Gewandt, wenn die eigentliche Stimmung des Streifens fehlt, welche wahres Interesse für das was geschieht beim Zuschauer entfacht? Francis Film bleibt zu theoretisch interessant, ist damit zwar immer noch ein gefundenes Fressen für neugierige Cineasten, nicht aber für Freunde entspannter Abendunterhaltung. OFDb
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