08.08.2016

DIE GRUFT MIT DEM RÄTSELSCHLOSS (1964)

Fand ich die Leistung Eddi Arents im Folgefilm „Das Verrätertor“ lobenswert, da für das Gesamtwerk sehr erfrischend, wird der gute Mann im Vorgänger „Die Gruft mit dem Rätselschloss“ für meinen Geschmack etwas zu inflationär ins Geschehen eingebunden. Nicht dass er nicht wieder wundervolle Momente beschert bekommen hätte, welche dem Zuschauer ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern, aber die Hälfte dessen hätte locker gereicht, überspannt Arent den Bogen doch etwas zu sehr und ruiniert damit manchen Moment, der mehr Ernsthaftigkeit hätte vertragen können.

Aber auch ohne Arents Zutun steht Franz Josef Gottliebs zweiter und letzter Beitrag der Rialto-Wallace-Reihe auf wackeligen Beinen und gehört damit ebenso wie sein „Der schwarze Abt“ zu den weniger aufregenden Filmen der Serie. Während er für Konkurrenzprodukte so unterhaltsame Werke wie „Der Fluch der gelben Schlange“, "Das Phantom von Soho" und „Das siebente Opfer“ zauberte, hatte er der berühmten deutschen Wallace-Reihe somit nichts Nennenswertes hinzuzufügen, was schon schade ist, denn die Idee einer voll mörderischer Gymmicks angereicherten Gruft, an der jegliche Banditen sich die Zähne ausbeißen, klingt doch recht reizvoll für eine Serie, die schon sehr früh damit begann seichte Komik mit morbidem Kriminalfilm zu mixen.

Im hier besprochenen Beitrag der Reihe stört mich jedoch bereits der Aufhänger, will es doch nicht ganz ins Bild des Wallace-Universums passen, dass ein greiser Verbrecher plötzlich ein schlechtes Gewissen entwickelt und sein ganzes Vermögen einer jungen Frau vermachen möchte, dessen Vater er einst ausbeutete. Grund: die Frau habe am Grab ihres Vaters im Kindesalter einst so traurige Augen gehabt. Da haben andere Filme der Serie zu ähnlicher Thematik bessere Aufhänger parat gehabt, um wen Erbberechtigtes nach London reisen zu lassen.

Ärgerlich ist zudem, dass es außerhalb der Gruft keinerlei Rätsel zu lösen gibt. Die Bösewichter sind schnell präsentiert. Die Beweggründe und wer auf wessen Seite steht ebenso, und von da an kümmert sich die Geschichte einzig um den Kampf ums Vermögen und um das Festhalten der Erbberechtigten. Einzig die Rolle von Harald Leipnitz, der hier zum ersten Mal in der Wallace-Reihe auftaucht, bleibt undurchsichtig, irgendwo zwischen den Fronten stehend. Aber da es in dieser Geschichte zusätzlich einen Kommissar mit lupenreiner Arbeitsmoral gibt, weiß der erfahrene Wallace-Gucker trotzdem recht schnell wie er die Rolle des fremden Helfers einzuschätzen hat.

Während viele der Vorgänger smarte Kommissare präsentierten, geht man in „Curse of the Hidden Vault“ (Alternativtitel) scheinbar bewusst anders vor, lässt den Ermittler fast schon charakterlos lediglich seinen Job machen, stellt ihn aber so dar als habe man es mit einem rechthaberichen, humorlosen Fatzke vom Finanzamt zu tun, der selbst das augenzwinkernde Spiel in den Szenen mit Siegfried Schürenberg als Sir John einspart und diesem auf hanebüchene wie unsympathische Art auf der Nase herumtanzt. Das nimmt Sir John die Würde und damit seinen Haupttrumpf humoristisch aktiv werden zu können, womit sich der Streifen des schönsten Running Gags der Reihe beraubt.

Wenn schließlich die Gruft in einer sich ewig anfühlenden Einbruchsszene zu blinken und musizieren beginnt, wird der bis dahin routiniert zu schauende „Die Gruft mit dem Rätselschloss“ kurzfristig sogar recht nervig, macht aber immerhin nachvollziehbar warum der Eindringling nach einiger Zeit des Gefangenseins zum Suizid neigt. Da auch Klaus Kinski als schweigender Killer der ganzen Chose nicht viel hinzuzufügen hat und es der rätsellosen Geschichte an Reiz und Esprit fehlt, kann man Gottliebs Film somit wahrlich nur den Komplettisten unter den Wallace-Fans nahe legen. Zwar ist er nicht so schlecht ausgefallen wie „Das Geheimnis der gelben Narzissen“, aber mit Ruhm hat man sich hier nicht bekleckert, so dass ich verstehen kann, dass Gottlieb für die Weiterführung der Reihe nicht mehr benötigt wurde.  OFDb

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