Kevin Kline mag während seiner kurzfristigen berühmten Phase auf das Komödien-Genre festgenagelt gewesen sein, aber in seinen unterschiedlichsten Rollen in „French Kiss“, „Ein Fisch namens Wanda“, „Dave“ und „Ich liebe Dich zu Tode“ durfte der Mann, der auch in anderen Genres u.a. in „Grand Canyon“ und „Hamlet“ zu überzeugen wusste, beweisen wie wandlungsfähig er ist. So wurde auch der Komödienspezialist Frank Oz auf den talentierten Mann aufmerksam und es entstand das gemeinsame Projekt „In und out“, welches vordergründig mit der Prüderie Amerikas spielt, mit treffsicheren Sidekicks aber auch die Verlogenheit Hollywoods, das Fernsehen, Supermodels und manch anderes geliebte Kind des Durchschnitts-Amis durch den Kakao zieht.
Oz hat mit Werken wie „Zwei hinreißend verdorbene Schurken“ und „Was ist mit Bob?“ schon besseres abgeliefert, aber auch der schlichte „In & Out“ mag gefallen, auch wenn er hin und wieder seine Hauptthematik zu anbiedernd und Klischee-beladen präsentiert. Dass ein Mann kultiviert und gleichzeitig heterosexuell sein kann, ist in den Augen der Amerikaner scheinbar eine Unmöglichkeit, aber man vergibt dem Streifen die Vorurteile die er vertritt, während er gleichzeitig gegen ebensolche ankämpfen möchte, trifft die Komödie doch ansonsten meist den richtigen Ton und rettet sich spätestens durch die Verspieltheit seiner Schauspieler.
Würde Kevin Kline mimisch wie körperlich nicht alles geben, Tom Selleck könnte ihm glatt die Show stehlen, so sympathisch wie er gegen den Strich besetzt ist und dabei bestens gelaunt agiert. Auch Joan Cusack weiß zu begeistern, wobei ich ihren Part gerade durch die deutsche Synchronisation so treffsicher geraten finde. Die Restbesetzung ist mit Ausnahme von Matt Dillon eigentlich schon nicht mehr nennenswert, ist sympathisch ausgewählt (gerade der Vater Howards, den man z.B. als Bösewicht aus „Die Firma“ kennt), aber ohne große Herausforderungen versehen. Die Geschichte selbst weiß auch nicht gerade mit Überraschungen zu trumpfen, sie folgt dem typischen Muster der Heile Welt-Komödien mit seichter Kritik im Gepäck. Erst die unnötigen Randspinnereien, wie der Filmausschnitt aus Camerons Kriegs-Drama, die Lehrkassette die Howard zum Thema Männlichkeit hört und die Ausraster seiner Verlobten machen „In und out - Rosa wie die Liebe“ (Alternativtitel) zu jenem Stück Komödie, das man ins Herz schließt. Der Schluss mag ein wenig zu sehr an „Der Club der toten Dichter“ erinnern, ist aber mit dem Herz am rechten Fleck inszeniert. Letztendlich ist der Kampf um mehr Akzeptanz mit Schwulen ein ähnliches längst abgehaktes Thema wie der Kampf um Gleichberechtigung bei „Mona Lisas Lächeln“. Da macht es sich Hollywood gern zu leicht den Finger erst dann zu erheben, wenn die Masse längst ebenso denkt.
Dennoch ist das Drehen von Werken wie „In & out“, mit ihrer Botschaft für mehr Mut und Toleranz, sicherlich kein Fehler, erst recht wenn das Ergebnis nicht streng moralisch und bieder ausgefallen ist, sondern ganz im Gegenteil wie hier sogar recht verspielt daher kommt. Frank Oz‘ Werk mag für alle Beteiligten nicht das Highlight ihres Könnens oder ihrer Karriere gewesen sein, aber zu unterhalten weiß dieses schlichte Stück Film durchaus. OFDb
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