09.02.2013

FRENCH KISS (1995)

Kate kann ihren Verlobten wegen Flugangst nicht auf eine Reise nach Paris begleiten. Nach einiger Zeit macht dieser telefonisch mit ihr Schluss, da er eine süße Französin kennen gelernt hat. Kate glaubt jedoch, dass die Magie der französischen Verführung flöten geht, wenn er seiner ehemaligen Verlobten noch einmal leibhaftig begegnet. Also setzt sie sich trotz ihrer Angst ins Flugzeug auf den Weg nach Paris. Auf dem Flug lernt sie einen Gauner kennen, der ihr unter der Ausrede ihr helfen zu wollen auf Schritt und Tritt folgt. In Wirklichkeit hat er in Kates Tasche Schmuggelware versteckt, die er wieder haben will. Dummerweise wurde Kate beraubt...
 
Ein Ami in Frankreich...
 
Ich kann nicht gerade behaupten mit „French Kiss“ einen innovativen Film gesehen zu haben, im Bereich der Liebeskomödie ist Regisseur Lawrence Kasdan allerdings ein sehr sympathisches Werk geglückt. Aus dem Humorbereich sind nur kleine Schmunzler zu ernten. Den großen Lacher sucht man hier vergebens, auch wenn man ganz selten mit unnötigem Karachohumor bemüht war diese entstehen zu lassen (z.B. stolpert Meg Ryan über einen Servierwagen). Solche Szenen sind etwas zu gewollt, und andere Gags, wie das Herausschreien einer Forderung an sich selbst triumphieren zu wollen, und dabei den Triumphbogen mit im Bild zu haben, werden wohl eher bei Humorlegasthenikern Zuspruch finden.

Aber ich finde gerade im Subgenre der Liebeskomödie ist der kleine Schmunzler viel wichtiger. Den großen Lacher hat ein solcher Film gar nicht nötig. Zumindest wenn er ein Drehbuch hat, das interessante Identifikationsfiguren strickt (die Story ist dabei, wie gerade „French Kiss“ zeigt, ziemlich schnuppe) und ein guter Cast diese auch zu verkörpern weiß. Dies ist hier der Fall. Damit haben wir den Haupttrumpf des Films bereits herausgearbeitet. Die Besetzung Meg Ryan und Kevin Kline ist kaum zu überbieten. Ryan, die das Werk auch produzierte, ist ohnehin erfahren in diesem Filmbereich und wirkt gerade mit ihrem Struwellook so unglaublich süß. Vielleicht stößt ihre etwas extreme Niedlichkeit leicht sauer auf, diese ist hier aber auch ein wichtiger Bestandteil der Charakterisierung ihrer Figur.

Mit Kevin Kline an der Seite hat sie jemanden parat, der alles spielen kann was er will. Kline ist ein großes Talent, und als Europäer spielend sehe ich ihn ohnehin am liebsten. Seine Mimiken sorgen für viele humorvolle Momente, und so wie die Maske ihn zurecht machte, muss auch ein großes Lob in diese Richtung gehen.

Das Spiel mit beiden zusammen lässt es ordentlich kribbeln. Leise Momente zeigen auf, wie früh Ryans Rolle bereits zweifelt ob sie ihren Mann überhaupt noch zurückerobern will. Ebenso leise und langsam erleben beide Figuren ihren Reifeprozess. Beide erkennen die Widersprüche in ihrer bisherigen Lebensweise. Ihre Gesinnungen ändern sich etwas. Diese Thematik wird dem Zuschauer zum Glück nicht plump auf die Nase gedrückt.

Es bleibt zwar anzuzweifeln, ob das im Finale glückliche Paar ernsthaft bis zu ihrem Lebensende glücklich ist (angekommen in der Realität sind Gesinnungswechsel oft nur von kurzer Dauer), die Filmgeschichte selbst soll es aber nicht interessieren. Sie erzählt die Story bis zu dem Punkt, wo man verzückt das Kino verlässt. Und Liebeskomödien gehören für mich nicht zu dem Bereich Film, wo man noch viel über die Weiterführung der gezeigten Geschichte nachdenkt.

Ohnehin lässt man in romantischen Werken ja gerne den Geist benebeln. Wieder bei klarem Verstand fand ich manche Übergänge etwas arg ominös. Ryans Verhalten im pleiten Zustand allein in der Stadt, die Art wie beide in die Familie der Rolle Klines rutschen, die Art wie beide sich manches anvertrauen, da sind so einige Momente die bei reellerer Denkweise nicht mehr so aalglatt ineinander laufen, wie sie es noch inmitten dieser schönen romantischen Erzählung taten. Die Frage ist ob so etwas für oder gegen das Drehbuch einer Liebeskomödie spricht.

Mir soll es auch egal sein. „French Kiss“ ist für mich ein Werk, das man immer wieder gucken kann. Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern stimmt, die kleine Rolle von Jean Reno erspielt sich flink in die Herzen des Kinogängers, und der Humor ist auf einem schlichten, aber zum Subgenre passenden Level. Lediglich der finale Kuss ist nicht sonderlich romantisch eingefangen. Das ist allerdings ein häufiges Manko bei dieser Art Film, z.B. hat auch „E-Mail für Dich“ in diesem Bereich ein deutliches Defizit.

Da sich das Knistern beider Figuren zuvor allerdings so wunderbar auf den Zuschauer überträgt, kann man über den finalen Wermutstropfen gnädig hinwegsehen. Wer Komödien dieser Art nicht mag, wird auch hier nicht glücklich. Ein zweiter „Harry und Sally“, der auch den Nichtsympathisanten dieser Gattung Film gefiel, ist es nicht geworden. Aber so muss „French Kiss“ auch gar nicht sein. Mit seiner locker flockigen Art ist er einfach gelungen wie er ist.  OFDb

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