Wer „Carriers“ kennt, den zuvor von David und Àlex Pastor gedrehten Streifen, der wird vielleicht Vorurteile haben sich an ihren zweiten Endzeit-Film „The Last Days - Tage der Panik“ zu wagen, badete der vier Jahre vorher inszenierte Film doch stark im Mainstream, was mindestens ein Augenzudrücken vom Zuschauer abverlangte um zu funktionieren. Mir hat besagter Science Fiction trotz der mit dem Mainstream einhergehenden Defizite aufgrund seiner hervorragenden Grundidee gefallen, und ähnlich geht es mir mit dem hier besprochenen Film, der mit einer ungewöhnlicheren Idee daher kommt, ja sogar mit einer die zunächst ein wenig lächerlich klingt.
Für ihre Regie-Arbeit „The Last Days“ kehrten die zwei Filmemacher in ihre Heimat Spanien zurück, was bereits einige Amerika-Kino-Krankheiten im Vorfeld bereinigt. Schmecken wird der Streifen manch einem sicherlich trotzdem nicht, ist „Los últimos días“ (Originaltitel) doch recht emotional erzählt und damit nicht so düster ausgefallen wie mancher Vergleichsstoff. An manchen Stellen scheint der Film nicht einmal konsequent zu Ende gedacht zu sein. Trotzdem überrascht es wie viele Ideen die Pastors aus der einen herauszuholen wissen, so dass der Plot zwar den üblichen Verlauf von Endzeitfilmen dieser Art nutzt, kleine Gimmicks, die nur aufgrund des ungewöhnlichen Auslösers existieren können, das Ganze jedoch leicht individuell anreichern.
Manches Mal macht es das Drehbuch den Helden wahrlich schwer, so gnadenlos wie ein „28 Days Later“ fällt „The Last Days“ jedoch trotzdem nie aus, gerade in direkten Vergleichsmomenten wie der Aktion Regenwasser einzufangen um Trinkwasser zu gewinnen. Trotzdem beweist der Film auch hier Einfallsreichtum. Wie man unterirdisch auf verschiedenste Art überlebt zeigen oftmals nur kleine Blickfänge am Rande des Geschehens. Leider wirken viele Plätze zu sicher und manches Mal auch zu überraschend menschenleer, ein Eindruck der sich aber zumindest in der sich vor Romeros „Zombie“ verbeugenden Einkaufszentrum-Szene als bösartige Falle herausstellt, wenn man es bereits gewohnt ist dass der Streifen hin und wieder zu blauäugig ausfällt.
Generell ist die emotionale Umsetzung, die wie erwähnt manchen abschrecken wird, keine verkehrte Idee. Zwar ist eine Frau, und damit die große Liebe, der Auslöser für die Reise Marcs, hauptsächlich geht es jedoch, ähnlich wie in „Der weiße Hai“, um eine sich unter Extrembedingungen entwickelnde Freundschaft, eine Freundschaft die nie eine geworden wäre, wenn man nicht voneinander abhängig gewesen wäre.
Dank einer interessanten Charakterzeichnung, die erst mit der Zeit ihren Figuren Tiefe schenkt, eben dann wenn auch wir sie besser kennen lernen dürfen, begleitet man die Beiden nur all zu gerne durch einen Plot, den man ähnlich variiert schon das ein oder andere Mal als Freund des phantastischen Kinos gesichtet hat. Da auch die Dialoge trotz aller Emotionen und teilweise aufkommender Klischees nicht plumper Natur sind, sondern gerne angenehm zu überraschen wissen, und die schönsten Denkansätze als Nebensächlichkeit eingebracht werden anstatt als große theatralische Leergeschwätz-Sülze a la „Matrix 2“ oder „The Dark Knight Rises“, steht einem gelungenen Seherlebnis meiner Meinung nach nichts im Weg.
Das liegt aber auch daran, dass Sozialkitsch meist umschifft wird. „The Last Days“ vermittelt glaubwürdige Gefühle, selbst dann wenn sie manches Mal für den optischen Kino-Effekt aufpoliert werden. Erst über jene längere Sequenz, die uns aus dem Film entlässt, lässt sich diesbezüglich streiten. Da erleben wir zwar eine gewisse Form des Sozialkitschs, aufgrund der Vereinfachung blauäugig wirkend, letztendlich aber doch ideenreich eine Phantasie weiter ausbauend, die das Kaliber zu einer eigenen Verfilmung gehabt hätte.
Zumindest erlaubt sich „The Last Days“ vor diesem kritischen Punkt eine Finalszene der eigentlichen Hauptgeschichte, wie sie nur aufgrund der ungewöhnlichen Ausgangssituation des Films möglich ist, er nutzt also für den entscheidenden Schlussmoment noch einmal die Trumpfkarte des individuellen Auslösers des Zivilisationsendes. Und was diesen betrifft, so kann man nach Sichten zumindest behaupten dass er keinesfalls lächerlich wirkte, zu keinem Zeitpunkt, auch wenn das Massensterben aufgrund einer Extremform von Agoraphobie zunächst tatsächlich gewöhnungsbedürftig klingt.
Will man fair sein, muss man sich als Cineast aber auch eingestehen, dass man sich an manche oft erzählte Idee einfach nur zu sehr gewöhnt hat, sonst würde man vieles oft Gesehene sicherlich auch in der Theorie zunächst als unsinnig empfinden. Als Freund bewegter Bilder sollte man ohnehin immer offen für alle neuen Ideen sein, und „The Last Days“ gibt uns zumindest die Chance dies erneut zu beweisen, auch wenn nur wenig Individuelles darauf aufbaut. Damit baut er eine stille Verwandschaft zu „The Happening“ auf. OFDb
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