Es beginnt urplötzlich in den Parks der Großstadt und weitet sich zu
einem staatenübergreifenden Szenario aus: Wie aus heiterem Himmel
begehen Menschen Selbstmord, nicht mehr Herr über sich selbst, wie
ferngesteuert. Keiner weiß was der Auslöser ist und wie man sich
ansteckt. Die Menschen haben Angst...
Weit weg von Sixth Sense...
Kaum wer wird in Kritiken so gescholten wie das einst so genannte Regiewunder M. Night Shyamalan, der Regisseur mit dem unaussprechlichen Nachnamen, der Mann der uns den genialen „The Sixth Sense“ bescherte und von da an an diesem gemessen wurde. Jedoch nicht objektiv. Denn was die Schimpfer sehen wollten war das selbe in grün, dabei zeigte der Herr auf dem Regiestuhl bereits mit dem Folgefilm „Unbreakable“, dass er gerne abwechslungsreiche Beiträge abliefern will.
Leider wird der gute Mann auch viel zu oft auf das in „The Sixth Sense“, „Unbreakable“ und „The Village“ angewandte überraschende Ende reduziert. Wehe er lässt es aus, dann sind die Kritiken direkt negativ. Dabei zeigte doch gerade „The Village“, dass dieser häufig angewendete Kniff nicht immer positiver Natur sein muss.
Auch „The Happening“ verweigert sich dieses Erzählkniffs, und das ist nur eine Abweichung von den beiden großen Erfolgen mit Bruce Willis. Denn der Regisseur der ruhigen Bilder, der selbst in „Unbreakable“ das Zugunglück ausblendete, auf das die komplette Geschichte aufbauen sollte, hält diesmal die Kamera gnadenlos drauf. Normale Menschen aus dem Alltag begehen Suizid, und die Methoden sind oft nicht seicht.
Shyamalan schockt mit Bildern, die nicht immer sonderlich blutig sind, in ihrer Extreme aber auch anderweitig zu schocken wissen. Einer der größten Momente von „The Happening“ ist dann auch die Kameraarbeit, wenn eine Gruppe Menschen mit dem Auto den Ortseingang einer Stadt erreichen, und die Bäume am Straßenrand geschmückt sind mit erhangenen Menschen. Das ist nicht gerade sinnig, wenn man sich an die restlichen Geschehnisse im Streifen hält, aber der Effekt ist enorm.
Was nun der Auslöser der Selbstmordwelle ist, soll hier nicht verraten werden. Das Unwissen steuert den Löwenanteil der packenden Atmosphäre bei. Während des kompletten Filmes gehen die Protagonisten nur Vermutungen nach, Shyamalan begeht den Fehler der stärksten Vermutung am Ende recht zu geben. Ein ungewisser Ausgang mit lediglich einer hohen Wahrscheinlichkeit des Vermuteten hätte das Werk mysteriöser beendet.
„The Happening“ ist fast konsequent durchgehend spannend, um so trauriger ist es, welcher Grund uns hier präsentiert wird, denn das ist lächerliches Kino im Stil der trashigen 60er Jahre. Alternative, sinnigere Ideen hätte es sicherlich gegeben. Aber Shyamalan ist für seine Fantasie bekannt, strapazierte damit die Nerven der Zuschauer in „Das Mädchen aus dem Wasser“ ein wenig zu sehr, und nun geht er wieder einen Schritt zurück, verzichtet auf esoterisches Getue und wendet sich einem anderen Bereich zu, der in Amerika gerade total angesagt ist. Arg phantastisch ist das Ergebnis dennoch.
Das klingt jetzt alles negativ, aber trotz der Mängel ist dem werten Herr doch ein Film gelungen, der es versteht Weltuntergangsstimmung auf den Zuschauer zu übertragen. Das plötzliche Ende mag manchen verstimmen, aber selbst diese Idee fand ich recht gut. Lediglich der angehangene Schluss war mau und erinnerte mich auch viel zu sehr an „28 Weeks Later“, wo mir die selbe Pointe besser gefiel.
Der Rest erinnerte an einen völlig anderen Film. Es klingt merkwürdig, aber „The Happening“ schaute sich in seiner Art wie „Krieg der Welten“ ohne die Zerstörungsmomente. Das Szenario ist streckenweise ähnlich, es zielt auf die selben Gefühle beim Zuschauer, fordert einem nur mehr Naivität ab, als Spielbergs Film.
Als Zugpferd wählte sich Shyamalan diesmal Mark Wahlberg aus, was nach Bruce Willis, Mel Gibson und Co sicherlich nicht die beste Wahl war. Und wirklich: von schauspielerischem Großtalent wird da sicherlich niemand reden. Aber zur allgemeinen Überraschung verträgt sich die Geschichte, und die dominante Position Wahlbergs Rolle in dieser, recht gut mit seiner Ausstrahlung. Wahlberg spielt zurückhaltend, und was er mimisch nicht drauf hat, wird von der beklemmenden Atmosphäre des Streifens wieder aufgefangen.
Logiker werden keinen Spaß an diesem Mix aus Science Fiction, Horror und Katastrophenfilm haben. Wer sich allerdings auch mal naiv an eine etwas hanebüchene Geschichte wagen kann, wird belohnt mit einem aufwühlenden Endzeitszenario, das sicherlich wenig Neues bietet, Bekanntes dafür atmosphärisch neu zusammenwürfelt. Die weit hergeholte Vorstellung, dass so etwas wirklich einmal passieren könnte, hinterlässt einen arg beängstigenden Eindruck – das ist nur eine weitere Parallele zu „Krieg der Welten“. OFDb
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