Bereits seit der Stummfilmzeit wird der Roman „Moby Dick“ immer wieder mal verfilmt. Die berühmteste abgelichtete Version ist dabei die hier vorliegende geworden, über die heute noch immer große Worte gesprochen werden. Fast ehrfürchtig verneigen sich Cineasten vor diesem Werk, hieven es auf ein Podest, dass es an Blasphemie grenzt der allgemeinen Meinung zu widersprechen. Ich tue es trotzdem. Schließlich ist nicht jeder von der Filmwirtschaft gefeierte und selbsternannte Klassiker, mit welchem man sich selbstverliebt brüstet, auch wirklich ein nennenswerter. Dinge die oft gesagt werden, werden einfach irgendwann stur geglaubt und nachgeplappert, das ist kein seltenes Phänomen in unserer Zeit und gerade bei Filmbesprechungen im Internet häufig zu beobachten.
Dass John Hustons Version des bekannten Stoffes zu unterhalten weiß, möchte ich gar nicht abstreiten. Ihm ist ein schöner Film geglückt, dem man sowohl in seinen ruhigeren, als auch in seinen imposanteren Szenen gerne folgt. Ihm ist der typische sympathische Sonntags-Nachmittags-Film geglückt, ein Werk das einen für 110 Minuten in eine andere Zeit und in eine andere Kultur entführt und mit seiner hübschen, veralteten Optik Retro-Charme zu versprühen weiß. Zudem gewinnt man Respekt vor den oftmals schwer umzusetzenden Aufnahmen, und Gregory Peck als Captain Ahab beizuwohnen bereitet Freude.
Warum ein Werk, welches inhaltlich so extrem schlicht gehalten wird, damit aus einem als unverfilmbar geltenden Werk doch noch eine filmische Version entstehen kann, derart gefeiert wird, ist mit dennoch nicht klar. Nicht nur dass sich die Geschichte auf das Wesentlichste beschränkt und damit arg plump ausgefallen ist, was seine finanziell starke Umsetzung zumindest halbwegs zu verschleiern weiß, auch die angeblich großen Bilder und die angeblich großen Schauspielleistungen kann man ehrlich betrachtet nur als sehr nett bezeichnen, also keineswegs als schlecht oder unterdurchschnittlich, aber eben auch nicht als hohe Filmkunst.
„Moby Dick“ setzt auf große Gefühle, deswegen kommt er, die stillen Töne ignorierend, ziemlich unsensibel daher, was einem Drama alles andere als Klasse verleiht. Trotz seines esoterischen Gewands mit zur Wahrheit werdenden Voraussagungen, übernatürlicher Lichter und anderem Hokuspokus, schaffte Huston es nicht glaubwürdig zu erzählen, warum sich die Mannschaft wie eine Sekte verhaltend auf die Seite Ahabs stellt und ihn jedem Hinderniss zum Trotz bei seinem Wahnsinnsvorhaben bereitwillig unterstützt. Noch weniger wird klar warum selbst sein schärfster Kritiker für Ahab in den Tod reist, mehr noch: er selbst nach dem Ableben Ahabs dafür sorgt, dass dessen Jünger ein vergleichbares Schicksal erleiden.
Das macht wenig Sinn, so dass es die Aufgabe der Dramaturgie gewesen wäre, den Zuschauer auf diese unsinnigen Handlungsweisen abzustimmen. Vom Unterhaltungswert her weiß diese Phase in ihrer imposanten Umsetzung zu gefallen, allein schon aufgrund der anders stattfindenden Vorhersage und dem Gedanken, dass Ahab nun ewig mit seinem Erzfeind verbunden sein wird, ein Feind von dem nicht eindeutig belegt ist ob er ein Ende gefunden hat oder nicht. Aber man ist emotinal lediglich am Film gebunden, nicht an seinen Figuren und deren Empfinden.
Worte, die episch klingen sollen, werden am Schluss zu gleichgültigen Phrasen, die im Buch sicherlich wertvolleren Hintergrund erhalten haben dürften. „Moby Dick“ a la John Huston ist eben nur Trivialunterhaltung und keine tiefgründige Literaturverfilmung. Und wer da mehr drin sehen möchte, der wird auch „Harry Potter“ und Jacksons „Herr der Ringe“ als große Kinokunst betrachten. Ich verstehe nicht, warum man in solchen Werken nicht einfach offen und ehrlich das sehen kann was sie sind: gut gemachtes Unterhaltungskino ohne wahren Tiefgang. Nett anzuschauen, aber nichts was einen vor Ehrfurcht erstarren lässt. OFDb
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