Einem Film mit der Tragik den nötigen Gehalt zu geben unglücklich verliebt zu sein und mit ansehen zu müssen wie die Begehrte mit wem anders turtelt, das ist nicht schwer und lässt den Zuschauer schnell mitfühlen. Mit „Dan - Mitten im Leben“ wollte man diese Situation zum Zentrum des Films machen, und auch wenn der Charakter des Dan liebenswürdiger Natur ist und Steve Carell gekonnt spielt, wie man es von ihm gewohnt ist, so ganz will die Mitleidstour auf 90 Minuten nicht funktionieren.
Das liegt sicherlich auch an der schrägen Weltsicht der Amerikaner dessen was Frauen und Männer dürfen, bzw. nicht dürfen. So ist es laut „Dan in Real Life“ (Originaltitel) verwerflich dass Dan zum Frustabbau einer Liebe, die er nicht leben darf, mit wem anders flirtet (von der Familie überhaupt erst dazu genötigt an einem Blind Date teilzunehmen), dass die Angebete jedoch mit ihrem aktuellen Freund schläft, obwohl auch sie sich frisch anderweitig in Dan verliebt hat, geht für die Autoren in Ordnung, wird ja auch so gut wie möglich ausgeblendet. Marie darf zicken und enttäuscht von Dan sein, Dan hat sich aber gefälligst zusammenzureißen und die Liebschaft seines Bruders zu akzeptieren.
Dieser moralische Regelkatalog macht es für einen Europäer ein wenig schwer, sich in die Welt des Streifens einfühlen zu können, in geringeren Maßen funktioniert dies jedoch trotzdem noch, hat man doch dennoch genügend Mitleid mit Dan und wünscht ihm doch trotz seiner viel zu passiven und schmolligen Haltung ein Happy End. Dieses Gefühl steht jedoch im Widerspruch zur Rolle der Marie, die zwar recht herzlich auftritt und auch sympathisch charakterisiert wird, die aber doch etwas zu kontrolliert und manipuliert handelt, als dass man auch ihr ein Happy End mit Dan gönnen würde. Und dann ist da noch die Rolle des Bruders, der eigentliche Leittragende der Geschichte, mit dem es sich das Drehbuch sehr leicht gemacht hat. Der Bruder ist schnell verliebt und oberflächlich. Der sucht sich nach erster Bockigkeit erst einmal die nächste.
Wäre dieser Aspekt der einzige in einem ansonsten wertvollen Drehbuch könnte „Dan - Mitten im Leben“ ein wundervoller Romantikfilm werden. Leider macht es sich das Drehbuch aber in so ziemlich jedem Punkt zu einfach, klappert den durch x Vorgänger-Werken bewährten Erzählweg schlicht ab, und setzt dem Stammpublikum überraschungsfrei das vor was es immer wieder sehen möchte. Der einzig mutige Punkt der Geschichte, das heimliche Treffen in der Bowlingbahn, ist zudem der einzige Lichtblick wahrer prickelnder Romantik, der einen vor dem Fernseher sehnlichst träumen und in sein Kissen einkuscheln lässt. Und gerade diese erhält, deshalb mutig von mir genannt, einen brutalen Einschnitt, der zur typischen tragischen Kehrtwende zu Beginn des letzten Drittels wird.
Das wäre schön und gut, wenn es danach zum Abschluss einen weiteren solch romantischen Moment ohne böses Erwachen gäbe, aber mag es auch zum obligatorischen Happy End kommen, unter arg blauäugigen und Hollywood-typischen Zutaten, solch eine Herzensnähe wie wir sie in der Bowling-Szene erleben durfte findet nicht mehr statt. Wir dürfen lediglich theoretisch darüber glücklich sein, dass Dan sein Glück gefunden hat. Somit funktionieren weder die sich in Selbstmitleid suhlenden Szenen kompromisslos, da diese zu dominant eingefangen werden und Dan nie Initiative beweist, und die zwischenmenschlichen Momente zwischen dem zentralen Liebespaar funkeln nicht richtig.
Dass das Ganze dennoch als kleiner Film für zwischendurch in Ordnung geht, liegt eigentlich an den sympathischen Schauspielern und daran, dass man als Vielseher des Romantikbereiches dann doch immer wieder das selbe gucken möchte. Da ist der Romantikjunkie keinen Deut besser als der Slasher-Fan. Wer innovative Unterhaltung sucht ist Fehl am Platz. Wer einen herzenserwärmenden Film sucht ebenso. Wem aber auch die durchschnittliche Herzschmerz-Tragikomödie schmeckt, der wird Dank gut spielender und charmanter Mimen zumindest gut genug unterhalten um hinterher nicht all zu enttäuscht zu sein. OFDb
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