Auf Staffel 4 durfte man zu Recht neugierig sein, war der Cliffhanger der Trennung des Underwood-Paares doch ein echter Einschnitt in die Sehgewohnheiten der Serie und schien reizvolle Wendungen folgen zu lassen. Dementsprechend darf man nach Sichtung der bislang letzten „House of Cards“-Staffel ein wenig enttäuscht sein, steht Frank Underwood doch weit weniger unter Druck als erwartet, und nutzen die Autoren doch einen recht billigen, wenn auch nicht unglaubwürdigen, Ausweg der Lage wieder Herr zu werden, um alles wieder so zu biegen, wie es zuvor war. In dieser versöhnlichen, weniger aufgeregten Phase ist es zwar dann nach wie vor interessant mit anzusehen wie das Paar agiert um seine Zwecke zu erfüllen, da man diesmal nicht unter Druck steht und ein Scheitern dementsprechend nicht zum Skandal werden würde, fehlt es dabei jedoch an echtem Spannungspotential.
So ist es gut dass die Autoren bereits parallel dazu die nächste Krise vorbereiten. Ob diese aber so gewaltig einschlägt wie man zunächst vermuten würde, bleibt fraglich, nachdem die letzte Folge der vierten Staffel bereits aufweist wie es Underwood gelingt mittels schlichtester Rhetorik auch dem ersten Anschlag dieser Phase Herr zu werden. Es wäre schade, wenn „House of Cards“ inmitten der bevorstehenden Thematik wieder ähnlich schlicht vor sich hinplätschern würde wie in den letzten beiden Staffeln geschehen, schaut sich das Konzept zwar nach wie vor interessant, intelligent und unterhaltsam, aber das wahre Potential der Serie wird nun schon einige Zeit nicht mehr ausgeschöpft.
Zudem gewinnt die Reihe nun immer mehr an Seriencharakter, sprich „House of Cards“ hebt sich in seiner Inszenierungsform nicht mehr derart qualitativ von anderen Produkten ab wie zuvor, da sich mit dem Einhalten wiederkehrender Pflichtzutaten kleine Serienkrankheiten eingeschlichen haben. So gehört es z.B. zum Rezept der Reihe dazu, dass Underwood Skandale um seine Person beheben muss. Aber bei all den Angriffen die Underwood in seinen zwei Jahren der Präsidentschaft und gerade nun in den wenigen Monaten des Wahlkampfes öffentlich glatt zu bügeln hatte, wird es immer unglaubwürdiger, dass das amerikanische Volk so schnell vergisst, bzw. durch andere Ereignisse perfekt abgelenkt wird.
Erst der finale Gegenschlag Underwoods, der selbst für seine Verhältnisse ein sehr aggressives Vorgehen ist, richtet wieder die Glaubwürdigkeit der Serie her, da die Geschichte Amerikas bereits gelegentlich bewiesen hat, dass diese Taktik tatsächlich aufgeht. Sollte dieser Aspekt nicht wieder nur als schnell verpuffender Cliffhanger wie der letzte genutzt werden, könnte mit Staffel 5 darauf aufbauend eine tatsächlich faszinierende Geschichte erzählt werden, die etwas kritisch thematisiert, worüber Michael Moore seit je her versucht das amerikanische Volk zu warnen und aufzuwecken. OFDb
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