Es ist nicht so, dass man die doppelt aufgeteilte Auflösung nicht erahnen könnte, zumindest eine von beiden Hälften, aber zu wissen wer der Täter hinter all den ungewöhnlichen Ereignissen ist, mindert nicht das Sehvergnügen des reißerisch betitelten „Orgie des Todes“, ist er, ähnlich dem italienischen Giallo-Genre, doch stilsicher umgesetzt und weiß aufgrund seiner Inszenierung eher zu gefallen als aufgrund seiner eigentlichen Geschichte. Zwar ist Italien als Mitbeteiligungsland mit an Bord, aber „Virgin Terror“ (Alternativtitel) ist ein spanisches Produkt und schaut sich stilistisch völlig eigenständig, losgelöst von möglichen Giallo-Einflüssen, die man zunächst vermuten könnte.
Das macht das fertige Produkt um so reizvoller, muss es somit doch nicht die Regeln der italienischen Konkurrenz einfangen und kann dementsprechend auf seine ganz eigene Art einen harten, düsteren Kriminalfilm erzählen. Neben seiner wundervollen trockenen 70er Jahre-Art ist einer der größten Vorzüge des Streifens die stets stimmige Musikuntermalung, die einem dabei hilft in das eigentlich nüchtern erzählte Geschehen einzutauchen. Einzig die Methoden Di Salvos heben sich aus dem eher trocken erzählten Geschehen hervor, ist er doch ein Mann der Provokation, und dementsprechend fallen seine sinnlos wirkenden, aber nicht minder unterhaltsamen, Ermittlungsmethoden aus, die ebenso wie seine Verdächtigungen eher zufällig ins Schwarze treffen, als dass sie das Ergebnis eines unkonventionellen Genies wären.
Der Erzählung schadet das nicht, zumal Fabio Testi in der Rolle des Inspektors zu gefallen weiß, strahlt er doch eine interessante egomanische, selbstsichere Art aus, die ihn trotz aller Intoleranz auf ungewöhnliche Art sympathisch macht, wahrscheinlich weil das Umfeld, welches ihn umgibt, um so unsympathischer wirkt, ermittelnd inmitten elitärer Geister und schmuddeligen Gemütern. Der Zuschauer ist in Sachen Hintergrundinformationen nicht von Di Salvo abhängig, diverse Fakten erfahren wir anderweitig, was auch nicht verwundern braucht wenn der Inspektor doch beispielsweise die erste brauchbare Spur erst einmal seinen Kollegen überprüfen lässt, anstatt selbst tätig zu werden.
Den eigentlichen Hintergrund der Geschehnisse erfahren wir in einer psychologisch recht raffiniert umgesetzten Szene, völlig unabhängig von den Ermittlern, wenn wir während einer angedeuteten Abtreibung parallel als Erinnerung der Leidenden den angedeuteten Tathergang sichten dürfen. Ursache und Folge treffen somit aufeinander, was keinen Zuschauer kalt lassen dürfte und die Geschehnisse besagter Nacht auch unter Männern nicht schlüpfrig verschmitzt verzeihen lässt, wie manche Solidarität zum gleichen Geschlecht eventuell hätte ausfallen können, sondern stattdessen die Ernsthaftigkeit der Situation hervorhebt, so dass einem beim Anblick der Szene tatsächlich anders wird.
Glücklicher Weise wird uns diese Szene keineswegs reißerisch präsentiert. Ohnehin wird der reißerische Titel dem Stil von „Das Phantom im Mädchenpensionat“ (Alternativtitel) nicht gerecht. Nackte Haut gibt es hauptsächlich nur während einer längeren Duschszene zu sehen, und die Mordmomente werden nicht all zu brutal umgesetzt. Meist sieht man ohnehin nur das Ergebnis der Taten des Killers, und die scheußlichste Aufnahme darf man diesbezüglich bei einem ermordeten Hund sichten. Beim Schauen der DVD im Originalton mit leider hektisch eingesetztem deutschen Untertitel fällt aufgrund dessen, dass der Untertitel sich an der Deutschvertonung anstatt an den spanischen Dialogen orientiert, auf, dass es ohnehin die deutsche Fassung ist, die reißerischer ausgefallen ist. Zudem ist der Originalton zurückhaltender was Informationen betrifft. Die deutsche Synchronisation traut dem Zuschauer weniger zu als der Originalton.
Das schaut sich zwar ein wenig ungewöhnlich, gerade immer dann wenn Text eingeblendet wird, während im Original nicht gesprochen wird, es reißt einen aber glücklicher Weise nicht aus dem dicht inszenierten Szenario heraus. Wenn der Inspektor am Ende des Filmes eine höchst fragwürdige Entscheidung trifft, die für ein Happy End stehen soll, dann ist dies die deutlichste Szene darauf bezogen wie unsinnig „Trauma“ (Alternativtitel) eigentlich ausgefallen ist. Die schlichten, aber dennoch wirksam eingefangenen Bilder, der nüchterne Erzählstil, im Prinzip einfach alles was stilistisch Einfluss auf den Film hat, lässt einen jedoch wohlwollend darüber hinwegsehen, eben weil sich „Virgin Killer“ (Alternativtitel) trotzdem, wie typisch zu seiner Zeit in diesem Genre, so wunderbar erwachsen guckt ohne Kompromisse für ein weiteres anvisiertes Publikum einzugehen. „Red Rings of Fear“ (Alternativtitel) ist ein Liebhaberstück, welches einen mit seinen harten, wie sanft eingefangenen Momenten entweder an der richtigen Stelle trifft, oder einem ansonsten ziemlich belanglos vorkommt. Ich mag ihn in seiner dreckigen Art. OFDb
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen