Man mag über Ami-Remakes klagen dürfen, aber dass die USA die französische Erfolgsserie „The Returned“ neuverfilmt hat, hat immerhin dafür gesorgt dass die Originalserie in Deutschland auf DVD erschienen ist und nach über 10 Jahren auch der Film, an dessen Idee sich die beiden Serien bedienen. Es darf schon verwundern, dass es dann auch ausgerechnet der Film ist, der trotz geringerer Laufzeit das Thema wesentlich komplexer und interessanter angeht, stellt sich „The Returned“ im Spielfilmformat doch die Frage wie die Gesellschaft die Toten ins Leben zurück integriert bekommt und welchen Rattenschwanz ein solches Unterfangen persönlich und politisch mit sich bringt.
Die französische Serie „The Returned“ macht es sich da schon wesentlich einfacher, lässt das Phänomen nicht global passieren, sondern nur in einer kleinen Stadt, und konzentriert sich auf vereinzelte Fälle, die im Laufe der zwei Staffeln nach und nach einen Zusammenhang erhalten, bis die ganze Chose als Gesamtthema geschlossen wird. „The Returned“ ist immer dann am stärksten erzählt, wenn die Lebenden nach mal mehr, mal weniger erfolgreicher Trauerverarbeitung wieder mit den Verstorbenen konfrontiert werden. Dann ist man emotional mittendrin in der Geschichte, die beide Seiten intensiv beleuchtet und dies aufgrund unterschiedlichster Charaktere auf verschiedene Art.
Auch der rätselhafte Hintergrund weckt die Neugierde, und eine stilvolle und geistreiche Umsetzung sorgen in Kombination mit einer exzellenten Musikuntermalung dafür, dass man glaubt hier den nächsten Serienmeilenstein für sich entdeckt zu haben. Doch scheint die Serie zunächst intellektuell dem Spielfilm-Vorgänger ebenbürtig zu sein, so stellt sich nach den ersten drei bis vier Folgen heraus, dass sich ein inhaltlicher Stillstand, ein im Kreis-drehen der Geschehnisse, bemerkbar macht. Orientiert am Film ist man zunächst ohnehin überrascht, dass die einzelnen Rückkehrer nicht zur Einleitung der Geschichte dienen, sondern dass die globale Ausweitung des Problems nie zum Thema wird. Durch unterschiedliche Methoden der Geheimhaltung kommt es auch lange Zeit nicht zum Austausch zwischen den Hinterbliebenen. Jeder kocht sein eigenes Süppchen, möchte nicht für verrückt erklärt werden oder seinen Rückkehrer verlieren und hält deren Wiederkommen somit geheim.
Das ist zwar zunächst von Vorteil, eben auch weil eine Serie sich viel Zeit lassen kann intensiv auf jeden kleinsten Fortschritt der Ereignisse und Emotionen einzugehen, letztendlich bringt es die Serie jedoch einige Zeit nicht vorwärts, so dass der Zuschauer nicht nur aufgrund der erfreulich europäisch trockenen, intellektuellen Umsetzung Geduld und Konzentration aufbringen muss, sondern Ersteres auch aufgrund einer immer monotoner werdenden Handlung, von der man immer mehr den Eindruck bekommt, dass die mysteriösen Hintergründe der Geschehnisse die Autoren nicht wirklich interessieren.
Das tun sie schließlich doch noch. In Staffel 2 geht es nun nicht nur darum wie es nach den Geschehnissen der ersten Season mit den Figuren weitergeht, es soll auch ein Hintergrund und so etwas wie eine Erklärung geschaffen werden. Anfängliche kleine Widersprüche zu Staffel 1 werden im Laufe der Zeit bereinigt, einige erst kurz vor Schluss, so dass man im innereigenen Bereich glaubwürdig bleibt. Leider verliert die Serie immer mehr ihren intellektuellen Part aus den Augen, wendet sich immer mehr dem Esoterikbereich zu, und damit verlässt sie die Pfade, die ihr gut taten. Zwar passt der fast schon religiöse Ansatz hervorragend zum Thema und zur wundervollen Musik, gerade mit Hinblick auf den Spielfilm darf man über diese Entscheidung jedoch enttäuscht sein.
Lässt man sich auf die geistlosere Variante eines weiterhin analytisch cleveren und durchdachten Stoffes ein, können einem die Geschehnisse der zweiten Staffel trotzdem noch interessieren, lebt die Serie doch von der Tiefe ihrer vielen Charaktere, und diese entwickeln sich weiterhin glaubwürdig und emotional greifbar. Zudem werden sie von ausgebildeten Schauspielern verkörpert, die alle ihre Arbeit gut machen. Stereotype werden nur gestriffen, dienen der Grundlage um aus den Figuren handfeste, gefühlsechte Individuen zu machen. Und mit diesem Trumpf kann man einige Nachteile der Geschichte stemmen. Allerdings verkommt mit dieser einzigen Stärke die Serie, innerhalb einer Geschichte die ihr Mysterium immer weiter abbaut und den Spannungsgehalt zum Zwecke des Dramagehaltes nun vollständig abgelegt hat, immer mehr zur Seifenoper, ein Aspekt der schon in der ersten Staffel anklang, nun mit den näher beleuchteten Hintergründen und Zusammenhängen im esoterischen Licht aber leider dominiert.
So ist es ein zweischneidiges Schwert mit der Serie eines solch geglückten Originalfilmes. Eigentlich schimpft man auf hohem Niveau, ist die Serie theoretisch aufgrund ihres durchdachten Plots, seinem intellektuellem Touch und der großartigen Leistung der Mimen über Durchschnitt ausgefallen. Letztendlich baut die Serie intellektuell jedoch immer weiter ab, gibt sich dem geistlosen Treiben der Esoterik hin, bietet weiterhin allerhand Durststrecken in denen die Geschichte nicht vorwärts zu schreiten scheint, bringt zum Finale hin aber wenigstens jeden Nebenplot in einem Gesamtereignis zu einem Ende.
Wie befriedigend die Auflösung ist, hängt von der Erwartungshaltung des Zuschauers ab. Der Auslöser des Rätsels Lösung ist freilich esoterischer Natur, wie soll es auch anders sein, der Großteil der aufgeworfenen Fragen wird beantwortet, manch offene Frage entlässt uns nachdenklich aus dem Plot. Leider sind aber auch einige wenige Ungereimtheiten übrig geblieben, wie die Frage warum mancher Rückkehrer zu einer menschenfressenden Bestie wurde und andere nicht. Und was ist mit den beiden Rückkehrern, die schon lange Zeit vor den Serienereignissen auf Erden wandelten? Warum sind die einst zurückgekehrt? Sind es überirdische Aufräumer für den Fall dass so etwas hin und wieder geschehen kann? Werden hier religiöse Aspekte angedeutet, die ich nicht verstanden habe? Keine Ahnung! Nach der enttäuschenden Wende dieses so interessanten und analytisch gut begonnenen Stoffes bin ich froh, dass „The Returned“ überhaupt in sich geschlossen logisch schließt. OFDb
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