27.02.2017

DIE 7 GOLDENEN VAMPIRE (1974)

Auch wenn er im deutschen Titel des neunten und letzten Teiles der Hammer-“Dracula“-Reihe nicht genannt wird, Dracula ist stets zugegen, wenn auch nicht dargestellt durch Christopher Lee. Sein Nachfolger wird zwar optisch auf Lee getrimmt, kann ihm aber nicht das Wasser reichen. Wirklich schlimm ist das nicht, steckt der Blutsauger doch erstens die meiste Zeit des Filmes über in einem anderen, asiatischen Körper, und zweitens ist er nur eines von vielen Ungeheuern in diesem Film. Dass sich die Hammer-Studios nach moderneren Wegen umsehen mussten, als der klassische Horror nicht mehr gefragt war, ist bekannt. Und von all den Versuchen neue Themen und Methoden zu entwickeln, kann man „7 Brothers Versus Dracula“ (Alternativtitel) wohl als den ungewöhnlichsten und gewagtesten nennen, ohne lange nachdenken zu müssen.
 
Die Hammer-Studios arbeiteten für den neunten Teil ihrer Vampir-Saga mit den nicht minder legendären Shaw Brother-Studios zusammen und präsentieren somit einen Mix aus Horror und Handkantenfilm. „7 Brothers and a Sister Meet Dracula“ (Alternativtitel) ist längst nicht so ausgeflippt ausgefallen wie solche Shaw Brother-Produktionen wie „Invasion aus dem Innern der Erde“ oder „Das Blut der roten Python“. Für einen Hammerfilm ist das Ergebnis jedoch extremst wild und wüst ausgefallen. Gedreht wurde vor Ort in Hongkong, und da hielt man sich in vielerlei Hinsicht an das Motto „andere Länder, andere Sitten“. Nicht nur die Kampfmethode der Vampire steht für eine andere Art Gefahr, auch ist sich Van Helsing nicht sicher welche Tötungsmethoden in einer solch anderen Kultur notwendig sind.

Und er soll mit seinen Zweifeln recht behalten, kann Feuer dem Vampir doch diesmal schaden, und eine Buddha-Figur ersetzt das in Großbritannien so wirksame Kreuz, wird aber weniger angewendet, da es nicht so handlich wie das Symbol der Christen ist. Interessant ist, dass inmitten der asiatischen Regeln und des hier regierenden Chaos‘ Peter Cushing eine gute Figur macht. Er sorgt nicht nur für das nötige Niveau des Streifens, er fällt auch in Kampfsequenzen nicht all zu stark zurück. Zudem wird er nicht zu einer Randfigur, die an alte Werke erinnern soll, sondern er wird würdig in die Story als eine der Hauptfiguren integriert. Man sieht Cushing nicht an was er von dem Treiben hält. Gekonnt spielt er wie in jedem Hammer-Produkt mit dem nötigen Ernst und der nötigen Würde.

Der Sohn Van Helsings, der seinem Vater zur Seite steht, kann mit seinem langhaarigen 70er Jahre-Stil Peter Cushing nicht unterstützen. Er dient ohnehin nur als Love Interest einer Asiatin, sieht in seinen schlimmsten Momenten jedoch wie Ilja Richter aus, was nicht ganz zur Rolle passen will. Auch an den asiatischen Dracula muss man sich erst einmal gewöhnen. Warum auch er, kaum im Körper eines Asiaten gelandet, deren Bräuche übernimmt weiß der Geier, aber wer hinterfragt das schon bei einem solch banalen Werk wie „7 Brothers of Dracula“ (Alternativtitel), in dem sich zum Thema Dracula einfach auf Hongkong-Action-Art ausgetobt wird?

Positiv fallen als Horror-Zusatzelement die Knochenmänner auf, welche Helfer, bzw. Sklaven der Vampire sind und nicht nur Zombie-ähnlich aussehen, sie entsteigen auch dem Erdboden wie es Zombies tun. Das verleiht „The Last Warning“ (Alternativtitel) einen gewissen Touch, eine zusätzliche Stärke, und solche Quantitäten benötigt der Streifen bei seinem dünnen Plot dringend. Dementsprechend ist man auch froh um jeden Sehwert, mögen es die Monster sein, die Fledermäuse, die Nacktaufnahmen oder manch härtere Gore-Szenen. Irgendwie hält sich „Dracula and the Seven Golden Vampires“ (Alternativtitel) wacker über Wasser. Damit gehört er zwar bei weitem nicht zu den besten Teilen der Reihe, der ungewöhnlichste ist er jedoch auf jeden Fall geworden.  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen