05.11.2017

MEINE TEUFLISCHEN NACHBARN (1989)

„Meine teuflischen Nachbarn“ ist einer dieser seltenen Glücksgriffe, bei denen fast alles zu stimmen scheint. Das beginnt mit der beeindruckenden, herangezoomten Überleitung von der Universal-Kugel zur Vorstadtsiedlung, zu einer Zeit in der es noch unüblich war mit den Firmenlogos der Filmstudios zu spielen, und das endet bei einer überraschenden Auflösung nach einem Milschshake-gleichem Durchrütteln des Glaubens des Zuschauers darüber, ob die Klopeks nun Dreck am Stecken haben oder nicht. Letztendlich präsentiert uns Joe Dante einen Film des ewigen Hinhaltens. Schließlich geht es eigentlich um nichts anderes, als um die Schuld- oder Unschuldfrage der Klopeks. Und selten war es derart kurzweilig und amüsant hingehalten zu werden wie hier.

Das liegt an einem stilsicheren, pointenreichen Drehbuch, an der detailverliebten Umsetzung Dantes und seinem Team (allein die Vorortsiedlung im Kontrast zum Haus der Klopeks ist eine Wucht) und selbstverständlich auch an der wundervollen Besetzung. Tom Hanks macht sich sichtbar spielfreudig zum Kasper, ohne dabei an Würde zu verlieren. Ernste wie schräge Töne beherrscht er gleicher Maßen, immer passend zur jeweiligen Phase der Geschichte. Corey Feldman ist für einen sprücheklopfenden Teenie-Sidekick, also eigentlich für etwas Minderwertiges, überraschend spaßig eingesetzt (zumal seine Figur von den erwachsenen Erwachsenen ohnehin nie ernst genommen wird). Und Rick Docummun ist als dümmlicher, gefräßiger Nachbar, welcher der Hauptfigur stehts Flausen in den Kopf setzt, der heimliche Star des Films. Seine Rolle könnte die eines Dan Aykroyd sein, um so passender ist es, dass er in der Deutschfassung dessen Synchronstimme erwischt hat.

Joe Dante pendelt stets zwischen harmloser Horrorparodie und treffsicherer Kritik am Spießertum innerhalb eines verspielten Filmes, der es weiß mit verschiedensten Komikelementen, vom subtilen Ton bis hin zum hemmungslosen Slapstick, zu jonglieren und dabei stets Figuren und Entwicklungsprozess der Geschichte das wichtigste Element sein zu lassen.

So ergibt sich ein niveauvoller, unverkrampfter Komödienspaß, der die grundlegende Situation immer weiter eskalieren lässt, was auch in größter Übertreibung nicht schlimm ist, da „The Burbs“ (Originaltitel) selbst in seiner ruhigeren Anfangsphase bereits überdeutlich die Charakterzüge eines Comicstrips in sich trägt. „Life in the Burbs“ (Alternativtitel) spielt in einer eigenen Kinowelt, der unseren nicht unähnlich, aber dicker aufgetragen. Da passt es um so mehr, dass diese Welt auch von manch schräger Randfigur bevölkert wird, wie beispielsweise dem möchtegernschlauen Müllmann, der von pseudowissenschaftlichen Dingen wie dem Pendeln zu begeistern ist.

Das Sahnehäubchen auf dieser großartigen Rezeptur bildet aber freilich die Besetzung der Klopeks, die wir erst nach und nach zu Gesicht bekommen. Dante ist es wichtig einen hohen Spannungsbogen und Erwartungsgehalt über deren Existenz zu schaffen. Und bekommt man sie erst einmal zu Gesicht, bildet jeder eine andere Art wundervollen Außenseiter, der Täter wie Opfer zugleich sein kann. Dante beherrscht es wie kaum ein anderer eine kleine Gruppe Menschen allein durch ihre Eigenarten zur Hauptattraktion, bzw. zum funktionierenden Motor einer urkomischen Geschichte zu machen. In Sachen harmlose Horror-Parodie steht er mit diesem großartigen Ergebnis Steve Martins „Der Mann mit zwei Gehirnen“ in kaum etwas nach.  OFDb

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