18.03.2018

DIE ENTDECKUNG DER UNENDLICHKEIT (2014)

Sicherlich kann man darüber diskutieren, ob es einem Mann wie Stephen Hawkings gerecht wird keine möglichst objektive Biographie abzuliefern, sondern eine stark gefühlsorientierte, die trotz ihrer harten Thematik kleine Randbereiche zu verschönern weiß, indem einige der Unannehmlichkeiten, die mit der Krankheit einhergehen, nicht genannt werden, da der Erhalt der Hoffnung stark im Fokus des Filmes stehen soll. Aber nun war Hawkings, der im März diesen Jahres leider verstorben ist, zum einen kein rein intellektes Wesen, sondern ein Mann mit Gefühlen und viel Humor, und zum anderen basiert der von James Marsh inszenierte Film auf der Biographie Jane Hawkings, die lange Zeit an der Seite des Wissenschaftlers blieb und nach der Scheidung freundschaftlichen Kontakt zu ihrem Ex-Mann hielt.

Das Ergebnis ist ein wunderschöner Film über eine traurige Thematik, die tapfere Menschen zeigt, die sich gegenseitig Mut und Hoffnung schenken. Mag „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ auch etwas arg optimistisch daher kommen, meist ist die Erzählung ehrlich ausgefallen und macht keinen Hehl aus Wünschen, Gefühlen und Erlebnissen, die moralisch nicht immer vertretbar sind. Die Figuren in dieser Erzählung sind Menschen, wie soll es bei einer Biographie auch anders sein, und so erleben wir nicht nur Aufs und Abs der Krankheit und damit einhergehend Auf und Abs jener, die den Kranken durch das Leben begleiten, wir erleben auch manch andere Tücken des Alltags und selbstverständlich auch die ungewöhnliche Karriere eines intelligenten Mannes.

Der intelligenteste Mann der Welt, wie er gerne bezeichnet wird, wird er wohl kaum gewesen sein, dafür stand er zu sehr im Mittelpunkt und mochte Ruhm und Popularität zu sehr, die er auch in Fernsehserien wie „Die Simpsons“ und „Big Bang Theorie“, humorvoll wie er gestrickt war, auslebte. Kandidaten dieses Titels werden irgendwo still und unbeachtet auf diesem Planeten leben und nichts um eine solche Betitelung geben. Seine Brillanz, ob man den Theorien Hawkings nun zustimmt oder nicht, kann man dem Wissenschaftler jedoch nicht absprechen, das zeigen allein die vielen feinsinnigen bekannten Zitate dieses Mannes, die, ebenso wie die gezeigten Arbeiten im Film, immer wieder Wissen, Fühlen und Philosophie miteinander verbinden. Auch dies spricht für die Herangehensweise des Filmes, da genau diese drei Aspekte in diesem als Zentrum nebeneinander her laufen.

Wenn man diesen Mann im Rollstuhl mit seiner künstlichen Stimme in den Medien gesehen hat, reduzierte man ihn schnell zu diesem unter einer schweren Krankheit leidenden Genie. Es ist schön, dass „The Theory of Everything“ (Originaltitel) einem dabei hilft zu verstehen, dass Hawkings einst ein Mensch wie jeder andere war und durch schwere Zeiten gehen musste, ehe er die Person wurde, die wir aktuell immer mitbekommen haben. Theorie und Praxis gehen auch in diesem Bereich oft durcheinander, selbstverständlich weiß man dies auch ohne die Hilfe eines solchen Films, aber Marshs hervorragend besetztes Drama zeigt die vielen Facetten die mit dem Leben Hawkings einhergingen und macht es einem leichter zu verstehen.

Der Film schließt mit der Einladung der Queen. Dass Hawkings den Ritterschlag ablehnte erfahren wir nur per Schrifteinblendung, damit der Film ohne falsche Queen authentisch bleibt. Das einzige was ich in diesem gelungenen Stück Verbeugung vor einem Mann, der es so gar nicht leicht hatte, vermisst habe, war eine Vertiefung der Person, welche den Sprachcomputer für Hawkings entwickelt hat und eine genauere Erklärung dessen wie dieser funktioniert. Ansonsten gibt „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ einen detailreichen Einblick in ein, sowohl aus traurigen, wie auch aus ehrfürchtigen Gründen, ungewöhnliches Leben eines Mannes, der allen zerstörerischen Begebenheiten zum Trotz in mehrfacher Hinsicht gesiegt hat.  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen