Dass Regisseur Vincenzo Natali es versteht mit ungewöhnlichen Stoffen umzugehen bewies er mit dem Überraschungserfolg „Cube“, der nicht zu unrecht ein kleiner Kultfilm wurde. Vielleicht hätte auch die bizarre Idee von „Nothing“ eine ernsthafte Verfilmung erhalten sollen, im Humorbereich angesiedelt wie geschehen kommt Natalis Brillanz des Streifens um einen riesigen Würfel, in den Menschen eingesperrt werden, in der ebenso interessanten Idee um ein großes, weißes Nichts zumindest nicht in Erscheinung. Zu Beginn scheint noch alles in Ordnung zu sein, wenn wir zwei skurrile Figuren kennen lernen, der eine trotz dem Fehlen jeglichen Talentes ein von sich selbst überzeugter Supertyp, der andere ein psychisches Wrack, das sich seit Jahren nicht mehr aus dem Haus traut. Zwar sind die beiden nicht gerade nahbar, so weltfremd wie sie auf einen wirken, aber zu Beginn glaubt man noch das könne Absicht der Verantwortlichen des Filmes sein für diverse kommende Absichten.
Noch bevor das Nichts ins Geschehen tritt, merkt man jedoch recht schnell wie unsympathisch die beiden Figuren wirken und wie wenig sie in dieser Extreme als zentrale Identifikationsfiguren geeignet sind. Gerade der schrill vor sich her jammernde Psychopath geht einen tierisch auf den Keks, hört er doch nur selten mit dem Reden auf, und während er quasselt ist er nur am jammern. Das hält man tatsächlich kaum aus. Etwas schade ist das schon, sind die beiden Missgeschicke, die sie in den Knast bringen sollen, doch humoristisch recht gut eingefädelt worden, so dass nur noch sie als Charaktere nerven.
Es wäre schön gewesen, dass dieses Problem auch die Hauptidee betreffen würde. Aber nach der ersten Faszination eines wirklich optisch hervorragend eingefangenen weißen Nichts, das tatsächlich zu existieren scheint, so echt wie die beiden Protagonisten sich in diesem bewegen, stellt sich doch eher schnell ein Desinteresse dessen ein, was es mit dem ominösen Nichts nun auf sich hat, anstatt eine Faszination zu entfachen, wie zuvor erhofft und von "Die unendliche Geschichte" immerhin gut gemeistert. Zwar erkennt Natali, dass er seine Figuren nicht ewig durch ein Nichts stampfen lassen kann und lässt die beiden nach einer ungewollten Rückkehr ins eigene Heim auch schnell die Ursache für ihre Mysere entdecken, das völlige Enthüllen der Mystik rund um das Nichts weiß jedoch auch keine gelungene Kehrtwende herbeizuführen, was vielleicht auch ganz gut so ist, da die im Zentrum stehenden Figuren ohnehin jedwede gute Idee in den Abgerund gezogen hätten, so unkompatibel wie sie sich für die Sehgewohnheiten des Durchschnittspublikums herausstellen.
Im Laufe der Zeit entwickeln die beiden aufgrund der Entdeckung wie das Nichts entstanden ist, eine Methode kurz vor dem Verhungern auch an Lebensmittel und andere Dinge des alltäglichen Lebens heranzukommen, was die ursprüngliche fast unheimliche Idee schließlich zu einer Kindervision inmitten eines Erwachsenenfilmes degradiert, letztendlich ist dies aber noch nicht der Tiefpunkt, der einen verärgert zurücklässt sich zu lange auf kommende Ereignisse tapfer konzentriert eingelassen zu haben. Erst die Erkenntnis, dass es die Erzähler dieser Geschichte nicht interessiert den Urzustand wieder herzustellen, oder alternativ zumindest zu erklären, warum dies nicht möglich ist, lässt den Zuschauer endgültig verarscht zurück, ohne dass durch diesen offenen Schluss eine ähnliche Faszination entsteht wie in den offenen Rätseln des Riesenwürfels im Vorgängerfilm. Aufgrund des plumpen Ergebnisses und des Unwohlseins während des Weiterguckens bereitet es zudem keinen Spaß sich mit der analytischen Seite der vielschichtig gesellschaftlich und psychologisch interpretierbaren Grundgeschichte auseinanderzusetzen, zumindest ich habe es stark genervt bleiben gelassen. Ich wollte „Nothing“ nur möglichst schnell vergessen - oder auch nicht, schließlich habe ich gerade in diesem Moment eine Besprechung über diesen Film geschrieben. OFDb
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