13.04.2019

DIE STRASSEN VON SAN FRANCISCO (1972)

Fünf Jahre lang flatterte die Serie "Die Straßen von San Francisco" über die amerikanischen Bildschirme, und alles begann mit einem Pilotfilm auf Spielfilmlänge, der mir einen sehr eigenständigen Eindruck macht. Ich weiß nicht ob er als Kriminalfilm gedacht war, der zu einer Serie umfunktioniert wurde, oder ob ihm spontan noch im Jahr seines Erscheinens eine Serie angehängt wurde, eine in diese Richtung gehende Information habe ich im Netz grob gesucht jedoch nicht gefunden. Zumindest basiert dieses Erstling auf den Roman "Poor, Poor Ophelia" und setzt neben den Ermittlern den Hauptverdächtigen mit in den Mittelpunkt, der ab einer gewissen Phase der Geschichte selbst Nachforschungen anstellt, um sich aus dem Verdacht der Polizei zu befreien. Gespielt wird diese Person von Robert Wagner, der im Vorspann des Piloten noch vor Michael Douglas an zweiter Stelle genannt wird. Den klassischen Vorspann der Serie enthält der Spielfilmeinsteiger, wie so einige Pilotfolgen, noch nicht.

Der etwas zu banal ausgefallene Plot lässt kaum glauben es mit einer Buchverfilmung zu tun zu haben und fühlt sich tatsächlich wie die Geschichte einer schlicht gestrickten Fernsehserie an. Wer glaubt hier zu erfahren, wie die beiden zentralen Kollegen der Serie sich kennen lernten, wird enttäuscht. "Die Straßen von San Francisco" setzt zeitlich irgendwo an, wo die beiden Hauptfiguren noch nicht lange miteinander arbeiten, es aber bereits tun. Zwischenmenschlich erfährt man kaum etwas von ihnen. Der Aufhänger und die Ermittlungen bieten kein besonderes Potential, der Täter am Schluss hat keinen nennenswerten Beweggrund zu tun was er tat und wird schlichtweg immer wieder als wahnsinnig tituliert, womit sich der Zuschauer zufrieden zu geben hat. Das wird er in der Regel wohl auch getan haben, geht das aufgrund nicht zu hoher Ansprüche an den Stoff doch auch in Ordnung, zumal "The Streets of San Francisco" (Originaltitel) sich angenehm solide umgesetzt schaut. Für ein Produkt seines Kalibers und seiner Zeit ist er recht aufwändig inszeniert. Und trotz grob gezeichneter Charakter weiß er diese auch funktionierend einzusetzen, freilich mit dem Prominentenbonus heutiger Augen verzuckert, während das Gesamtergebnis Retrocharme zu versprühen weiß.

Derartige im Nachhinein auftretende Pluspunkte sind jedoch nicht der einzige Grund sich über eine nicht nennenswerte Kriminalgeschichte positiv zu äußern. Ohnehin weiß der Erzählstil des Streifens zu gefallen, der weit weniger aufgeregt erzählt ist als ähnliche Produktionen, die nach ihm kommen sollten, dennoch nicht nur sachlich ausgefallen ist, da man ein für den damaligen Zeitgeist auch rasantes Stück Film abliefern wollte. So gar keinen Actiongehalt, mit Ausnahme von rasenden Autos, aufzeigend, ist somit eine Art amerikanisches "Derrick" entstanden, in welchem die Ermittler zwar nicht halb so rational denken und auf die Ergebnisse ihrer Arbeit nicht ansatzweise so neutral reagieren wie dort, für Ami-Verhältnisse schien man dies jedoch zu meinen. So ist ein aufgeregt unaufgeregter, ruhig inszenierter flotter, nüchtern erzählter emotionsgebundener und aus zwei Perspektiven erzählter Streifen entstanden, der sauber inszeniert ist und die Geschichte trotz fehlendem tatsächlichem Interesse für den Kriminalfall frei jeglicher Langeweile, Pausenfüllszenen oder schleppender Momente unterhaltsam zu erzählen weiß. Gepackt ist das Ganze in sympathische Stadtaufnahmen, oft bei Nacht spielend und mit einem charmanten Soundtrack versehen. Wenn sich die Serie so angenehm guckt wie der Pilot, bin ich gerne weiterhin dabei. Das Ergebnis weiß auf seine simple Art sympathisch zu funktionieren.  OFDb

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