22.06.2019

TANGO UND CASH (1989)

Der Einfluss der Ironisierung des Genres durch "Lethal Weapon" ist in dem Werk von 1989 ebenso zu spüren, wie der bravere, weit weniger gewalttätige Stil der Actionfilme der kommenden 90er Jahre. "Tango & Cash" fühlt sich nicht mehr wie die alten Filme Stallones aus den 80er Jahren an, und die Zusammenkunft mit Kurt Russell ist keineswegs das Kombinieren zweier Stars, sondern das Misstrauen gegenüber zweier Noch-Stars, die nicht mehr ganz so in der Gunst des Zuschauers standen wie noch einige Jahre zuvor, als dass man ihnen Solo-Hauptrollen zugetraut hätte. Diesen unsicheren Umgang mit der Angst vor einem Flop sieht man dem zu konstruierten Film fortwährend an, beginnend mit dem Einsetzen von Humor in einer unorientierten Konsequenz, mal voll auf Buddy-Komödie mit lässigen Sprüchen getrimmt, meist alles lediglich augenzwinkernd präsentierend, nie stark genug eingebaut um tatsächlich von einer Action-Komödie sprechen zu können, sich dennoch nicht zu schade sein auch mal Russell in Frauenfummeln zu präsentieren.

Wer auf letztgenannten Gag steht, oder auf den motorisierten Kampf gegen Monstertrucks, wer einen sexy Tanz gemixt mit Breakdance und Elektrogetrommel als Bühnenshow bevorzugt und ein auf "irre James Bond-Erfindungen" getrimmtes Automobil, der ist bei "Tango und Cash" im richtigen Film, der stets noch unreifer daher kommt, als das Action-Genre ohnehin schon orientiert ist. Alberne Spiegeltricks, neunfach-Monitore zur Überwachung und Rückbesinnung und das Einschleichen ins Gefängnis zur persönlichen Selbstüberzeugung darüber ob die beiden Erzfeinde auch wirklich gefoltert werden, widersprechen der grundlegenden Charakterzeichnung des übermächtigen Bösewichts, spiegeln aber genau das infantile Getue und psychologische Unverständnis wieder, das es einem unmöglich macht den Streifen als brauchbare Unterhaltung ernst genug nehmen zu können. Gute Ideen werden meist auf die Schnelle abgefrühstückt, ohne sich Zeit für deren Potential zu nehmen, nicht logisch erklärbare Zwischensequenzen werden ausgeblendet, damit niemand Unaufmerksames sie hinterfragt, und ein viel zu billig heruntergekurbelter Hintergrund-Soundtrack ruiniert die Atmosphäre endgültig, der es ohnehin an einem düsterdreckigen Touch oder alternativ an der nötigen Lässigkeit mangelt, um wahrhaftig cool rüberzukommen.

So ziemlich alle Beteiligten hat man woanders schon weit besser erlebt, allen voran Jack Palance, der den Gangsterboss selbst als anspruchsloser Vieldreher spürbar lustlos spielt. Einzig Brion James ist wie immer gekonnt besetzt als Fiesling eine Sichtung wert, hier im selben Jahr agierend wie in seiner comichaften Glanzleistung aus "Horror House". "Tango and Cash" (Originaltitel) ist zu sehr Produkt, als dass der Film wirklich überzeugen könnte, uninspiriert umgesetzt, unorientiert im Fahrwasser verschiedener Stile gleichen Genres schwimmend und dank Innovationslosigkeit deswegen keinen Hafen ansteuernd, der sich als Heimat erweist. Das Ergebnis ist weder vollkommen blöde, noch langweilig ausgefallen, als Lightversion seines Genres mit weit heruntergeschraubten Erwartungen ist Konchalovskys Werk durchaus zu gourmieren, aber warum sollte man das tun, wenn es doch so viele bessere Filme gibt, die tatsächlich wissen was sie wollen? Stallone mag ja jede Menge Unsinn in seiner Karriere gedreht haben, aber meist waren doch selbst diese Werke unterhaltsamer Natur. "Tango & Cash" setzt sich unterkühlt und lieblos umgesetzt zwischen die Stühle, ohne dabei eine Provokation oder Eigenständigkeit zu entfachen. Schade ist es einzig um die Umorientierung der Rolle Stallones, der diesmal charakterlich leicht anders eingesetzt wurde als üblich.  OFDb

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