06.09.2019

PUPPET MASTER (1989)

Mit fünf Puppen ging sie los, die Antwort von Billigfilm-Produzent Charles Band auf den Kassenerfolg "Chucky - Die Mörderpuppe". Dass er mit diesem Film eine der langlebigsten Horrorfilm-Reihen schuf, konnte er damals noch nicht wissen. "Puppetmaster" (Alternativtitel) folgten 10 Fortsetzungen, ein Zusammentreffen mit den ebenfalls von Band geschaffenen "Demonic Toys" in "Dämonische Spiele" und ein Reboot namens "Puppet Master - Das tödlichste Reich". Im Erstling kommen sie noch recht spärlich zum Einsatz, es wird mit Kameraaufnahmen aus ihrer Perspektive gespielt, ein kleines Geheimnis um ihre Existenz gemacht und ein Rätsel um die aktuellen Vorkommnisse im Haus aufgestellt, bei welchen scheinbar ein Toter die Fäden zu führen scheint. Das Thema Puppen steht stets im Vordergrund, in mörderischer Aktion erleben wir die in späteren Teilen mehr in den Mittelpunkt rückenden Wesen jedoch erst sehr spät. Der Streifen lässt sich viel Zeit nach der Vorgeschichte mit Toulon die einzelnen Figuren vorzustellen, ihre Ankunft im Hotel aufzuzeigen und dem Zuschauer langsam die Hintergründe der Bekanntschaft mit dem Verstorbenen klar zu machen. Wo Band in vielen anderen Produktionen mit viel Gerede Zeit streckt, da steckt in dieser langen Phase in "Puppet Master" tatsächlich etwas Erzählenswertes. Und mögen Figuren auch nicht tief gehen und ihre Darsteller eher mittelmäßig agieren: man interessiert sich für die Themen dieser ersten Filmhälfte.

Engagiert hat Charles Band für die Regie David Schmoeller, der bereits in der gemeinsamen Produktion "Tourist Trap" 10 Jahre zuvor beweisen durfte, wie stimmig er Puppen in Szene setzen kann, und dies ohne dass besagter Streifen ein Killerpuppenfilm wäre. Mit "Killerhaus" mit Klaus Kinski und "Aliennator" hat er ohnehin eine halbwegs interessante Filmographie vorzuweisen. Später bog er in den familientauglichen Filmbereich ab, bis er in den aktuell laufenden Zehner Jahren wieder in den Bereich des Horrorfilms zurückkehrte, freilich weiterhin für Charles Band arbeitend. In "Puppet Master" beweist er ein ruhiges Händchen für einen stimmigen Film, der unaufgeregt erzählt ist, gleichzeitig aber auch mit allerhand Schundzutaten angereichert ist. Sadomaso-Spielchen, Esoterikmumpitz und die Eigenschaften der Killerpuppen, als da wäre das Hantieren mit Messern, das Auskotzen von Blutegeln, das Betreiben eines Bohrers am Kopf und das Besitzen kräftiger Arme, gehören zu den bizarren Zutaten eines nüchtern vorgetragenen Filmes, der trotz vorhersehbaren Treibens stets etwas zu erzählen hat und mit kleinen Überraschungen zu gefallen weiß. Dass eine Billigproduktion wie diese von Übertreibungen und Unsinnigkeiten lebt, die man gütigst zu ignorieren hat, damit der simple Plot funktionieren kann, versteht sich von selbst und sollte als Einstellung vom Zuschauer mitgebracht werden, ansonsten gehört man nicht zum Zielpublikum. Und auch wenn es an wahrer Aufregung und flotter Umsetzung fehlt: "Puppet Master" weiß auf schlichte Art zu funktionieren.

Freilich steht ihm für diese Wirkung neben Richard Bands sympathischer musikalischer Komposition mittlerweile auch sein Retro-Touch hilfreich zur Seite, der ihn sicherlich eine Spur charmanter gucken lässt, als es zur Entstehungszeit der Fall gewesen sein wird. Zumindest bietet er handgemachte Effekte, kleine blutige Einlagen (jedoch ohne explizit drauf zu halten, so dass der Gorehound nicht wirklich bedient wird) und immerhin interessant ausgefallene Puppen, an die man sich als Stammzuschauer eigentlich nur zu sehr gewöhnt hat, weil es eben so viele Filme mit besagten Puppen gibt, tauchen doch fast alle von ihnen in jeder Fortsetzung immer wieder auf. Erstaunlich ist  der Blick auf die eigentlich schlichte Puppenanimation, verglichen mit den späten Fortsetzungen der Reihe, ist diese doch meist billiger getrickst ausgefallen als in den ersten Filmen, rein der Kostengünstigkeit wegen, so dass man bei der "Puppet Master"-Reihe tatsächlich die Ausnahme erleben darf, dass die Tricks von Fortsetzung zu Fortsetzung eben nicht besser werden. Wie so oft bei Band gibt es diesbezüglich ein Hin und Her, ebenso wie es im Laufe der Reihe auch auf zeitlicher Ebene geschehen sollte. Und gerade mit diesem Wissen tut es gut, zu sehen wie geordnet noch die Geschichte des Erstlings verläuft, mit einer tatsächlich abgerundeten Geschichte im Visier und einer sympathischen Pointe am Schluss versehen. Warum Toulon seinerzeit ausgerechnet Killerpuppen erschaffen haben soll, bleibt jedoch ein unsinniges Rätsel. Da macht der Neuansatz im Reboot von 2018 schon mehr Sinn.  OFDb

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