Seth Rogen und romantische Komödien, das ist so ein Ding für sich. In "Zack and Miri Make a Porno" hat das nicht wirklich funktioniert, in "Beim ersten Mal" umso mehr, aber da war der Film auch stark auf seinen Hauptdarsteller und dessen spezielle Komik konzentriert. Mit "Long Shot - Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich" versucht er es auf dem schweren Feld jener Politikthematik, in welcher Berufspolitiker als besonders sympathische Mitmenschen verkauft werden sollen. Das mag aufgrund der Alibi-Position beim märchenhaften "Dave" funktioniert haben und aufgrund sich der totalen Träumerei verschriebenen Art auch noch bei "Hallo, Mr. Präsident!", aber bei einer Komödie, die zudem satirisch ausfällt und somit in Sachen Gesellschaft und Politik reflektiert und Kritik und Anregungen äußert, ist es etwas fehl am Platz einen Politiker in solch hoher Position charakterlich als geradezu bürgerlich darzustellen. Mit der privaten Vergangenheit und den Kompromissen, denen man sich auf der Leiter des Erfolgs als Ministerin ausgesetzt sieht, versucht man eine derartige Position zu stärken, aber wirklich funktionieren will das nicht. Allerdings kommt auch die zwischenmenschliche Komponente hinzu, welche die Chemie zwischen Seth Rogen und Charlize Theron nicht wirklich funktionieren lässt, zumal die harmonische Distanz zwischen beiden Schauspielern zusätzlich durch zu extreme Kostümwahl und durch die völlig unterschiedlichen Figuren, die sie verkörpern, verstärkt wird. Das passt nicht zusammen, und das Drehbuch ist psychologisch nicht clever genug ausgefallen uns das Ganze dennoch funktionierend vorzusetzen.
"Long Shot" (Originaltitel) ist kein wirklich schlechter Film, die einzelnen Versatzstücke wollen nur nicht wirklich eine harmonische Einheit bilden. Dabei sind seine Ambitionen teilweise sehr lobenswert zu nennen. Das Thema um Frauen in der Politik wird recht ehrlich behandelt, zeigt der Film doch viele Bereiche der Frauenfeindlichkeit auf, die versteckt in der Gesellschaft toleriert werden. Schön auch dass man das leidige Thema, um Männer, die es nicht verknusen können eine beruflich erfolgreichere Frau zum Partner zu haben, zusätzlich integriert. Hier ist Rogen die passende Besetzung, passt er doch bereits nicht ins typische Profil eines Hollywoodstars, da kauft man ihm seine Rolle als Prinzipienreiter, der als einfacher Kerl kein Problem damit hat sein Ego in einer Partnerschaft zurückzustellen problemlos ab. An anderer Stelle kommt "Long Shot" jedoch viel zu naiv daher. Seine Kritik an der Wirtschaft, welche die Politik lenkt, kommt in einem zu klein gehaltenen Umfeld daher, anstatt die Situation realitätsnaher und damit hoffnungsloser darzustellen. Und um bürgernahe Ehrlichkeit eines Politikers beim Zuschauer in Hoffnung zu stellen, bedient er sich ausgerechnet der Peinlichkeit eines Lebenspartners, der sich vor laufender Kamera ins Gesicht wichst, also einem Erlebnis, welches man schon als normaler Durchschnittsmensch eklig, peinlich und in der Öffentlichkeit thematisiert als unangebracht empfindet. Wie soll eine derartige Extremsituation als Plädoyer für Bürgernähe, Ehrlichkeit und dem Kampf gegen die in der Politik alltägliche Erpressung funktionieren? Hier passen Rogen-Komik und das anvisierte Ziel nicht wirklich zusammen.
Dank der netten Geschichte, die zwar naiv, aber unterhaltsam seicht vor sich hin plätschert, kann man sich "Long Shot" bei wenig Erwartung dennoch ruhig mal geben. Der "All the Boys Love Mandy Jane"-Regisseur Jonathan Levine und Seth Rogen sind erfahren miteinander und haben schon gemeinsam "Die highligen drei Könige" und "50/50 - Freunde fürs (Über)Leben" gedreht. Charlize Theron ist in jeglichen Genres zu Hause und meistert ihre Rolle locker und überzeugt als zugeknöpfte Ministerin ebenso, wie als Lebenspartner, der beim Sex von Hinten einen Klapps auf den Po erhalten haben möchte. Aber sie zusammen mit dem eher schmuddelig anstatt lässig wirkenden Rogen, der zärtliche Humor gepaart mit der (zugegebener Maßen stark zurückgeschraubten) Drogen- und Lässigkeits-Komik von ihm, das will auch als unwahrscheinliche, verträumte Kinomagie auf Spielfilmlänge zusammen mit den Ambitionen des Drehbuchs nicht hinhauen. In seinen schönsten Momenten freut man sich für die beiden und kann kurz ausblenden, dass sie nicht zusammen passen. Aber das sind Ausnahmen innerhalb eines Streifens, dessen schlichte erzählerischen Vorteile sich eher in Nebensächlichkeiten finden. Und als mündiger Europäer kauft man dem Drehbuch zudem nicht ab, dass es ausgerechnet die USA sind, welche die halbe Welt zusammentrommeln, um in Sachen Umweltschutz große Ziele zu verfolgen. "Long Shot" erwartet auf zu vielen Themenfeldern Naivität und Tagträumerei vom Zuschauer, und das bekomme ich nicht hin. OFDb
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