13.05.2021

WAG THE DOG (1997)

Zwei Jahre nachdem Michael Moore in seinem einzigen Spielfilm "Unsere feindlichen Nachbarn" einen Fake-Krieg gegen Kanada thematisierte, griff "Wag the Dog" eine ähnliche Idee auf, die wiederum auf einer Buchvorlage basiert. Im Gegensatz zur etwas klamaukigen Variante Moores kommt die von Robert DeNiro mitproduzierte Satire weit reflektierter und realitätsnäher daher und scheut dabei auch keine konkreten Verweise auf Amerikas Vergangenheit. Wie nah man der Wahrheit tatsächlich war, bewies sich einige Jahre darauf im inszenierten Irakkrieg von George Bush Jr. Barry Levinsons Folgewerk von "Sleepers" vollbringt zudem das Kunststück neben dem Politikbereich zugleich die Kino- und Medienwelt der USA kritisch mitzuverarbeiten, ernst genug um die Fragwürdigkeit, die dort Alltag ist, als Warnung zu thematisieren, lustig genug um mit "Wag the Dog - Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt" (Alternativtitel) zugleich unterhaltsames Kino abzuliefern. Gut aufgelegte Mimen agieren in einer Geschichte, in welcher die kritischen Aspekte ganz nebenbei im Vordergrund abgearbeitet werden, da die eigentliche Geschichte sich stets auf die Protagonisten konzentriert, wie sie stets ein Problem nach dem nächsten beheben müssen. 

Da wird kurz nach "Forrest Gump" noch einmal demonstriert wie täuschend echt sich optische Fälschungen als Wahrheiten verkaufen lassen, aber auch wie leicht der einfache Bürger in einer Überflutung manipulierter Medien beeinflussbar ist. Bei all dem satirischen Engagement kommen die Charakterzeichnungen nicht zu kurz, so dass man mit den handelnden Figuren auch etwas anzufangen weiß. Das ist insbesondere deswegen wichtig, weil sie nicht alltäglichen Branchen angehören, und es deshalb, im Zusammenhang mit einem sie ins asoziale Licht rückenden Plots, sonst unmöglich wäre eine Identifikation mit ihnen aufzubauen. Dass Hoffman und DeNiro eigentlich je eine Art bodenständig dargebotene Comicfigur spielen zerstört keineswegs die Glaubwürdigkeit, sondern unterstützt lediglich die gängige Übertreibung einer Satire. Wer Hackmans Darbietung aus "Das Urteil - Jeder ist käuflich" kennt, der kann schmunzelnd darüber mutmaßen in wie weit DeNiros Interpretation seiner Figur im hier besprochenen Film Vorbild für dort war. 

Andere Figuren kommen neben der zentralen zwei stets zu kurz. Gerade die wichtigste weibliche Rolle, gespielt von Anne Heche, wirkt so, als hätte man sie auch weglassen können. Und so manchen Nachhall manch gelöster Situation hätte ich dann doch gerne erzählt bekommen, auch wenn das wahrscheinlich den zeitlichen Rahmen zu sehr gesprengt hätte. Aber gerade das Bemerken der (von Dunst wunderbar naiv verkörperten) Schauspielerin, in was sie da hinein geraten ist, wäre doch ein interessanter Aspekt gewesen, der uns das Treiben der beiden Hauptfiguren noch einmal aus einer anderen Perspektive aufgezeigt hätte und dies zudem aus einer aussichtslosen, gefesselten und wehrlosen. "Wag the Dog - Ein hundsgemeiner Trick" (Alternativtitel) bietet einfallsreich einen vielfältigen Blick auf eine Seite der Geschehnisse, intensiver wäre das Ergebnis jedoch mit umfangreicherem Blick gewesen, eben weil Levinsons Film keines jener Werke ist, das über das Gefühlsleben seiner Figuren zu funktionieren weiß. Bei aller Professionalität fühlt sich "Wag the Dog" auf diese Art trotz seiner hohen Qualitäten deswegen für mich etwas zu unterkühlt und oberflächlich an, als dass ich ihn als die große Filmempfehlung betrachten könnte, unter deren Ruf er meist abgehandelt wird. Er ist nun einmal kein "Schtonk".  OFDb

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