07.08.2021

NIGHT RIPPER - DAS MONSTER VON FLORENZ (1986)

In Deutschland u.a. als Giallo vermarktet, geht der für einen solchen nach der Hochzeit des Genres erschienen, einer sehr interessanten Idee nach. Anstatt seine Handlung in der filmischen Realität spielen zu lassen, spielt ein Großteil des Streifens in der Gedankenwelt der Hauptperson. Denn diese versucht sich in den Serienkiller hineinzuversetzen, um hinter seine Identität und Vorgehensweise zu kommen. Er erhofft sich dadurch ein Muster oder einen Beweggrund der Taten zu entdecken, welche der Polizei dann weiter helfen könnte. Man sollte meinen als Schriftsteller wäre er durchaus in der Lage brauchbare Gedanken zu entwickeln, der Drehbuchautor von "Night Ripper" (Alternativtitel) konnte es nicht, und so sind die uns dargebotenen Ideen willkürliche Vorstellungen, die irgendwo ins Blaue geschossen ansetzen, um eine aus der Luft gegriffenen Ursprungsidee ebenso wenig konsequent durchdacht weiterzuspinnen. Das könnte man von Lieschen Müller an der Supermarktkasse erwarten, aber von einem Buchautor erwartet man dann doch das Hineinversetzen in verschiedene Situationen und Persönlichkeiten, das sachliche auf den Grund gehen, indem man versucht den Kern der Sache zunächst zu erörtern, und das Recherchieren um möglichst faktisch Tathergänge und Verhaltensweisen des Mörders rekonstruieren zu können. 

Stattdessen werden uns willkürliche Phantastereien geboten, moralisch, reißerisch und mit Küchenpsychologie angegangen und dabei einem Phantom nachjagend, welches mit dem eigentlichen Phantom nichts zu tun hat. Selbstverständlich kann die Polizei mit derlei Thesen nichts anfangen. Allerdings nicht weil ein Drehbuch sich dieser Schwächen bewusst ist und sie als Spielerei für eine gekonnte Geschichte nutzen möchte, sondern lediglich als Klischee, um den Protagonisten zu verärgern, dass diesem niemand glaubt. Seine Spurensuche einer Analyse, die kaum alternative Variationen von ihm in seinen Überlegungen erfährt, scheint ihn den Killer sehr nahe zu kommen. Aber ob dem wirklich so ist das bleibt unbeantwortet, um ein Mysterium beizubehalten und den Zuschauer mit seinen Eindrücken selbst darüber grübeln zu lassen, was eine der wenig konsequenten Ideen von "The Monster of Florence" (Alternativtitel) ist. Seinen Tiefpunkt erreicht der leider nie spannend inszenierte Streifen in einer fiktiven Gerichtsverhandlung, die unsinniger und unsachlicher kaum ausfallen könnte. Eine gekonnt in Szene gesetzte Aufnahme am Flussufer hätte den so gar nicht funktionierenden Film zumindest stimmig beenden können. Leider entschließt sich Cesare Ferrario dazu stattdessen noch einen unnötigen Schluss dran zu hängen, der weit weniger stimmig endet. Das Debüt des laut OFDb gerade einmal drei Filme fertig stellenden Regisseurs will so gar nicht funktionieren. Einzelne Szenarien sind stimmig umgesetzt, gerade die wenig düsteren, das kann man Ferrario durchaus anerkennen. Letztendlich funktioniert "Il mostro di Firenze" (Originaltitel) aber weder als sinnlose Kurzweile, noch als spannendes Gedankenspiel in die Psyche eines Wahnsinnigen.  OFDb

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