17.07.2012

THE SIGNAL (2007)

Das Fernseh- und Radioprogramm wird durch ein merkwürdiges Signal unterbrochen, und auch die Telefone sind nicht mehr benutzbar. Mya ist gerade auf dem Weg zu ihrem Mann Lewis, den sie gerade erst mit dem liebenswürdigeren Ben betrogen hat. Sie ahnt nicht, dass es genau jene Nacht ist, in der sich das Schicksal der Menschheit verändern wird...

Ein Signal so manipulativ wie das Fernsehen an sich...
 
In Zeiten, in denen die Menschheit in den Lichtspielhäusern immer wieder von Zombies oder Mutanten ausgerottet wird, versuchen sich manche Filmschaffende an etwas verwandten Themen, um dem Zuschauer die Apokalypse vorzuführen. So präsentierte „Carriers“ beispielsweise eine fast menschenleere Welt, in der unsere Gattung von einer Krankheit niedergerafft wurde und jeder Überlebende ein potentieller Träger des verantwortlichen Virus sein könnte. „The Signal“ berichtet hingegen von einer durch ein fremdes Signal aggressiv gewordenen Menschheit, die sich auf brutale Art selbst auslöscht.

Neu ist die Flucht vor unerklärlichen Amokläufern nicht. So erzählte bereits „Maniac City“ von einem solchen Massen-Phänomen, und phasenweise beschäftigte sich auch „Barracuda“ mit dieser Thematik. Aber wirklich häufig wurde dieser Bereich noch nicht erörtert. „The Signal“ präsentiert uns diesen Auslöser ohnehin eine Spur schmackhafter, da die überfallenen Gewalttäter keine völlig Gehirn-abgeschalteten Wesen sind, sondern in dem Irrglauben leben noch rational denken zu können. Das Signal dreht sie um. Und während sie glauben irgendwer wolle ihnen in dieser apokalyptischen, neuen Situation ans Leder, bringen sie in ihrem Wahn selber Menschen um.

Das gibt der Geschichte eine besondere Dynamik, da man als Zuschauer selbst nie weiß wo man dran ist. Mal sehen wir die Realität, mal die Halluzination eines Erkrankten. Phasenweise weiß man nicht was von beidem man sieht. Somit misstraut man selbst den wichtigsten Figuren, deren Bedeutungsschwerpunkt je nach Stelle des Filmes völlig unterschiedlich sein kann. Orientiert man sich zu Beginn stark an der Rolle der Mya, wird sie einem plötzlich als Identifikationsfigur weggenommen, ohne dass man eine neue präsentiert bekommt, zumindest für einen längeren Zeitraum. Damit darf man der ganzen Chose etwas distanzierter und sachlicher folgen, was sicherlich nicht jedem Zuschauer schmecken dürfte.

Der Kunde mit durchschnittlichen Sehgewohnheiten wird ohnehin schnell ausgeschaltet haben, ist „The Signal“ doch recht anstrengend zu gucken, da er vom Zuschauer viel abverlangt. Da wird viel mit Rückblicken und verschiedenen Wahrnehmungen gearbeitet, wenig Hintergründe geklärt, harte Bilder einer bitteren Untergangsgesellschaft gezeigt, Bilder optisch entfremdet und gerne auch mal der Stil des Streifens gewechselt. Kommt manche Phase des Filmes sehr spannend daher, kann es in der nächsten humoristisch weitergehen, teilweise geradezu auf groteske Art.

„The Signal“ ist absichtlich so konzipiert und nicht das Ergebnis eines Regisseurs, der nicht wusste was er wollte. Denn mit David Bruckner, Dan Bush und Jacob Gentry waren drei Regisseure am Werk, die jeweils eins der drei Kapitel des Streifens inszenierten, was bereits erwähnten Typwechsel ebenso erklärt wie das Entfernen der Identifikationsfigur.

Wie gesagt, „The Signal“ ist keine leichte Kost, guckt sich teilweise sehr anstrengend, ist aber doch auf recht hohem Unterhaltungsniveau. Etwas schade ist das zu sterile und videohafte Bild, welches die Kostengünstigkeit des Streifens zu sehr verdeutlicht und einen manches Mal zu distanziert an den Inhalt herangehen lässt. Aber immerhin ist die Synchronisation geglückt, die so einige bekannte Stimmen bereit hält. Gerechnet hätte ich bei einer solchen Billigproduktion eher mit den Deutschvertonungsverbrechen, wie sie gerade im Zeitalter der DVD immer häufiger auftreten.

So wie die etwas verwandte Zombie- und Mutantenthematik, so ist freilich auch die Aggressionsvariante in „The Signal“ keine geistlose Geschichte, sondern erzählt ganz im Gegenteil recht hintergründig auf gesellschaftskritische Art warum passiert was im Film passiert. „The Signal“ ist eine Satire, er übertreibt somit die Wahrheit, um auf etwas Wesentliches hinzuweisen. Zunächst begnügt er sich damit, dass das Signal ausgerechnet aus den Massenmedien stammt. Doch spätestens wenn das Signal die Menschen nicht nur in ihrem Verhalten verändert, sondern glaubend rational zu sein in ihrem Denken, geht der Film weit über die übliche Medienkritik hinaus.

Somit erzählt der Film diesbezüglich nur was ohnehin schon die ganze Zeit in der unseren Realität passiert. Hört man eine Meinung oft genug, plappert man sie nach. Wird ein Blockbuster ewig und überall gepuscht, geht man ins Kino, anstatt ein eventuell anspruchsvolleres Alternativprogramm zu konsumieren. Und auch der Grad der Infizierten, bzw. die Trefferquote der Menschen, die eines der Medien gerade nutzen, ist freilich am aktuellen Medienkonsum orientiert. Auch hier hält „The Signal“ uns den Spiegel vor. Je mehr Glotze wir gucken und Radio wir hören, desto mehr wird unsere Meinung manipuliert, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht.

Der Mensch ist anfällig für Suggestionen, so ist es nun einmal. Am Ende glaubt man eine vertretende Meinung käme von einem selbst. Genau wissen kann man es nie. Genau das Spiel mit diesem Irrtum und der Möglichkeit die Ausnahme der Regel zu sein, macht den geheimen Reiz des Streifens aus und macht aus ihm mehr als den x-ten Science Fiction über unsere untergehenden Zivilisation. Ein höheres Produktionsniveau hätte ihm dennoch gut getan, denn umgesetzt wie geschehen bleibt „The Signal“ "nur" ein überdurchschnittlicher kostengünstig produzierter Film. Das Zeug zu mehr hätte er mit mehr Geld im Gepäck gehabt.  OFDb

2 Kommentare:

  1. Mir hat "The Signal" ebenfalls sehr viel Spaß gemacht und ich war sehr von seiner Tiefe und der Vielfalt, die er bietet, überrascht. Hatte den vor paar Monaten von einem britischen Fernsehsender aufnommen und habe mit dem alltäglichsten Direct-to-DVD-Trash gerechnet. Leider bleibt der Film zum Schluss in der Einfallslosigkeit stecken, wie so viele seiner Genrekollegen. :-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, der letzte Schliff fehlt ihm. Aber wie Du schon schreibst: man erwartet den üblichen Mist dieser kostengünstigen Produktionen und wird dann so positiv überrascht. Dass "The Signal" gegen Ende etwas routinierter wird, stört mich einfach aufgrund seiner finanziellen Umstände nicht wirklich. Er hat zuvor zu vieles richtig gemacht.

      Löschen