Zack und Miri leben zusammen in einer Wohngemeinschaft und sind
Freunde seit der Grundschule. Da sie ihre Schulden nicht bezahlen
können, beschließen sie einen Pornofilm zu drehen und entdecken dabei
die Gefühle zueinander...
Kevin Smith Make Mainstream...
Kevin Smith Make Mainstream...
Da ich zur Zeit mit Vergnügen Filme mit Seth Rogen sichte, im Zuge dessen auch den beim ersten Gucken für mittelmäßig befundenen „Beim ersten Mal“ eine zweite Chance gab, der sich dann doch als toller Film entpuppte, kamen so einige Leute an mich herangetreten und empfahlen mir „Zack and Miri Make a Porno“, der sei besonders gut. Manch einer betitelte ihn gar als den bislang besten Streifen mit Rogen. Da er die Thematik eines Pornofilmdrehs mit einer romantischen Komödie mischen sollte, war ich auch recht neugierig und guter Dinge. Doch nun nach Sichten des Streifens weiß ich wirklich nicht, warum so oft so gut über diese Komödie geurteilt wird.
Die ersten 10 - 15 Minuten nerven komplett mit krampfhaft aufgedrückten, teilweise infantilen bis überraschend konservativen Sprachprovokationen, wobei Variationen des Wortes Ficken mit am meisten verwendet werden. Nichtsdestotrotz kann man sich recht schnell mit den Hauptfiguren identifizieren, teilweise sogar Sympathie zu ihnen aufbauen, und, man soll es nicht meinen, spätestens wenn es zur Planung eines Pornofilmes kommt steigt auch das Niveau des Streifens. Warum die beiden Helden diesen Weg an Geld zu kommen für den besten halten, wird zwar nicht ganz klar, aber realitätsorientiert ist der Streifen ohnehin nicht erzählt, dafür arbeitet er situativ dann doch zu überzogen. Die Hauptfiguren hingegen bleiben greifbar, während sie, je mehr der Film voranschreitet, von immer mehr Comicfiguren umgeben sind, deren schräge Besonderheiten gerne auf die Spitze getrieben werden.
Leider ist „Zack and Miri Make a Porno“ viel zu ideenarm erzählt, verweigert sich nennenswerter Pointen und geglückter Witzchen und leider auch einer innovativen Geschichte. Brav spult er das übliche Muster der so beliebten romantischen Komödien ab, mit der Thematik ein wenig blendend dies nicht zu tun. Mögen direkte Worte und das Grundthema auch frech und provokativ wirken, der Kern des Filmes ist konservativ und sein Verlauf recht bieder.
Ich selbst konsumiere die modern als RomComs bezeichneten Filme gerne, somit hätte „Zack and Miri Make a Porno“ mit Abstrichen bei mir dennoch funktionieren können. Aber leider will trotz der niedlichen Miri und eines sympathischen, wenn auch recht blass spielenden, Seth Rogen die Romantik kein bisschen übersprudeln. So sehr ich auch mit der Idee sympathisiere, dass die beiden die Liebe zueinander ausgerechnet während ihres ersten Aktes vor der Kamera entdecken, die Szene funktioniert nicht. Geradezu euphorisch legt Smith die mitreißen wollende Musik über diese Szene, aber sie bleibt zu unterkühlt und gewollt und steckte mich nicht an.
Inhaltlich mit einem Provo-Thema so blendend und doch fast so brav wie ein ebenfalls im anzüglichen Milieu spielender „Pretty Woman“ und „Taschengeld“, konnte der Streifen die Gefühlswelt dieser arg biederen Vergleichsfilme so gar nicht treffen, so dass sie tatsächlich die weit besseren Komödien geworden sind, und das obwohl „Zack and Miri Make a Porno“ im Gegensatz zu diesen gerne unverkrampft und locker wäre. Oberflächlich betrachtet ist er dies sogar, aber der brave vorhersehbare Verlauf der Geschichte beweist das Gegenteil.
Guten Werken mit Rogen wie „Ananas Express“ und „Shopping-Center King“ ging es nicht anders. Auch sie waren in der oberflächlichen Handlung vorhersehbar und innovationsfrei. Aber auf die speziellen jeweiligen Situationen der Streifen traf das nie zu. Da wurde mit Erwartungen von Durchschnittswaren gespielt, Filmtabus wurden gebrochen und es wurde mal albern und mal niveauvoller gewitzelt. Smiths Streifen ist gerade diesbezüglich eine Gähnnummer. Fans dieses Regisseurs, der spätestens mit dem provokanten „Dogma“ auf sich aufmerksam machte, werden es ebenso kaum fassen können: pointen- und provokationsarm, das ist nicht der Kevin Smith den sie kennen. Erwachsener ist sein neuer Stil auch nicht. Also was soll der Mist?
Auf ganz flacher Ebene weiß „Zack and Miri Make a Porno“ gerade noch zu funktionieren. Aber da muss man sich schon mit wenig zufrieden geben, um am Ende von einer geglückten Unterhaltung zu sprechen. Der Film plätschert überraschungsarm vor sich hin, wird gegen Ende noch einmal besonders schlecht, wenn er das Finale völlig unnötig drei Monate später spielen lässt und ständig den Versuch unternimmt überraschende Wendungen mittels Missverständnissen zu präsentieren, die so vorhersehbar sind wie die Handlung des kompletten Streifens. Das hätte noch funktioniert, wenn Rogen mal wieder den Kiffer gespielt hätte. Ein dröger Kopf wäre sicher überrascht was das Finale für Neubetrachtungen eines bislang geglaubten Zustandes bereit hält, ein klarer Kopf jedoch nicht.
Es ist schade um die eigentlich so sympathische Idee, und noch mehr schade ist es um diesen wundervollen Filmtitel. Außerdem ist es schade um die Haltung der verantwortlichen Personen Pornos gegenüber. Weder sie noch die Umgebung und Umstände unter denen sie entstehen werden dämonisiert. Das Thema wird geradezu menschlich angegangen. Inhaltlich verharmlost wird auch nichts, wenn doch recht offen über Analsex gesprochen wird, der heutzutage zu fast jedem Pornofilm dazu zu gehören scheint. Aber das allein reicht nicht um sich von gängigen Romantikkomödien zu unterscheiden oder gar distanzieren zu wollen. Wahrscheinlich reicht dies nicht einmal im sex- und genitalfeindlichen Amerika. Dem hat „Shopping-Center King“ mit nur einer Szene viel mehr den Stinkefinger gezeigt, als es der komplette hier besprochene Streifen je könnte. OFDb
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