15.08.2012

PLANET DER AFFEN - PREVOLUTION (2011)

Der Wissenschaftler Rodman experimentiert mit Affen an einem Gegenmittel für Alzheimer. Seine Motivation ist privater Natur, ist sein Vater selbst doch daran erkrankt. Als die Mittel gestrichen und die Versuchstiere eingeschläfert werden, forscht Rodman mit dem einzig überlebenden Primaten zu Hause weiter und erzielt mit dem Affen Caesar Ergebnisse, die alles übertreffen was das Mittel leisten sollte. Als der kluge Caesar um seine Menschenfamilie zu beschützen einen Nachbarn angreift, wird er in ein Tierheim für Affen eingesperrt. Er fühlt sich von Rodman betrogen, und die üblen Zustände in diesem Gefängnis lassen ihn auch über den Rest der Menschen nicht gerade besser denken...

Wie alles begann...
 
Als 1968 der erste „Planet der Affen“ ins Kino kam, sahen nicht wenige eine Reaktion auf die aktuelle politische Lage die Rassentrennung betreffend darin. Als des Erfolges wegen „Rückkehr zum Planet der Affen“ auf der Bildfläche erschien, schloss dieser auch gleich mit der Zerstörung der Erde, so dass es eher eine Notlösung war mit „Flucht vom Planet der Affen“ zu zeigen wie es überhaupt zum „Planet der Affen“ kommen konnte. Teil 3 stellte nur die Weichen, zur eigentlichen „Eroberung vom Planet der Affen“ kam es erst in Teil 4. Eine unnötige „Schlacht um den Planet der Affen“ zerstörte den Kreis, der sich mit Teil 4 schloss.

Auch „Planet der Affen - Prevolution“ erzählt uns die ersten Vorzeichen wie es zum Primatenplaneten kommen sollte. Allerdings orientiert sich dieser weder an der alten Reihe bzw. dessen Erstlings, noch am missglückten Remake von Tim Burton, in welchem der Affenplanet nicht mehr die Erde war. Mit „Rise Of The Planet Of The Apes“ (Originaltitel) präsentiert man den Anfang einer neuen Kinoreihe. Teil 1 orientiert sich an „Eroberung vom Planet der Affen“, ist inhaltlich jedoch eine Art Vorstufe dessen was dieser erzählte. Das passt meiner Meinung jedoch recht gut zum Erstling der alten Reihe, denn auch hier wie dort kann man politische Parallelen zum aktuellen Geschehen hineindeuten.

Allerdings geht es nicht mehr um Schwarz und Weiß, sondern um Arm und Reich. Und die Botschaft lautet nicht: „Arme, lasst Euch von den Reichen nicht mehr unterdrücken! Macht sie fertig!“, sondern sie hat einen viel weniger aggressiven Inhalt für die Unterdrückten unter den Zuschauern: „Bildet eine Einheit, damit ihr für eure Anliegen einen stärkeren Einfluss habt.“

Wer das moderne Popkorn-Kino der vergangenen Jahrzehnte kennt, weiß dass politische Anliegen nie Mittelpunkt eines US-Filmes sind, und so ist es bei „Planet der Affen - Prevolution“ auch, was auch vollkommen okay ist, zumal das Werk von Regisseur Rupert Wyatt sein Hauptanliegen der Unterhaltung zu erfüllen versteht, teilweise im ganz untypischen Stil üblicher US-Kinokost heutiger Tage.

Wyatt lässt sich viel Zeit für eine eigentlich unspektakuläre Erzählung. Das ist sicherlich für viele ein Grund zu klagen, wo doch mit „Transformers“ und Co der Bildschirm geradezu beben muss. In einer Zeit in der Materialschlachten nicht mehr reichen, um das Blut zum Kochen zu bringen und effektgeile Zuschauer zur 3D-Brille greifen, da kommt ein „Planet der Affen - Prevolution“ daher, der Effekte nie zum Selbstzweck verwendet, mit quantitativen Schauwerten spart und Action erst der Geschichte untergeordnet präsentiert.

Damit ist der Neubeginn von „Planet der Affen“ ein Schritt in die richtige Richtung und nur deshalb nicht am Ziel angelangt, weil trotz intensiver Konzentration auf die Vorgeschichte der Vorgeschichte keine menschlichen Charaktere vertieft werden. Die sind wieder einmal nur reine seelenlose Stereotype, nicht so schlimm wie in „Terminator 4“ und „Final Destination 4“, aber immer noch weit davon entfernt glaubhafte Individuen zu sein mit eigenen Ticks und Macken und Interessen und Motivationen jenseits dessen, was für die erzählte Geschichte von Nöten ist.

Dass dies dem Film nicht wirklich schadet liegt an der großartigen Idee, dass die Identifikationsfigur ohnehin nicht menschlicher Natur ist. Orientieren darf sich der Zuschauer am Affen Caesar, der zwar komplett am Computer animiert wurde, jedoch nie gekünstelt wirkt. Man glaubt einen echten Affen zu sehen, so original wirken Fell, Bewegung und Mimik. Der Funke springt somit über innerhalb einer Geschichte, die den dramatischen Aspekt zum Mittelpunkt erklärt, obwohl das Erzählmuster eher am typischen Tier-Horror orientiert ist. Nein, man lässt uns mit Caesar mitleiden, und das verfehlt seine Wirkung nicht, eben weil nie der sonst im Kino übliche Größenwahn herrscht, auf emotionaler Ebene genauso wie auf Erlebnisebene.

„Planet der Affen - Prevolution“ schließt so unspektakulär wie er begonnen hat. Wie lange es dauern wird, bis aus dem schlichten Neuzustand ein „Planet der Affen“ wird, lässt sich schwer einschätzen. Aber davon wird sicherlich eine Fortsetzung erzählen, ist  Wyatts Film doch bereits als Kino-Reihe konzipiert, was sich unschwer an dem kleinen Subplot erkennen lässt, in welchem auf „12 Monkeys“-Art erklärt wird, warum der Mensch/die Menschheit irgendwann schwach genug sein wird, um gegen die Affen zu verlieren.

Ich würde mich zwar auf die Weiterführung dieser neuen Interpretation einer alten Kinoreihe freuen, befürchte aber, dass man mit den selben Fehlern aus Teil 1 so entscheidende bauen kann, die man in einem Teil 2 nicht so leicht verzeihen kann. Denn so unterhaltungsfreundlich und ansatzweise anspruchsvoll der Erzählstil des hier besprochenen Streifens auch sein mag, so krankt er doch an seiner Glaubwürdigkeit, die meist dadurch brüchig wird, dass man das Tempo der Geschichte zu sehr beschleunigen wollte. Das klingt wie ein Witz, wo es doch die Stärke des Filmes ist seine eigene Vorgeschichte so ruhig zu präsentieren und noch unbegreiflicher ist, wenn man bedenkt es in Zeiten von Überlänge mit einem Werk zu tun zu haben, welches brav die 90 Minuten-Vorgabe erfüllt.
 
Wie schnell das Medikament beim Vater wirkt, noch mehr wie schnell mit weitaus weniger Dosierung das zweite (Wunder)Mittel bei den anderen Affen wirkt, sind nur zwei Beispiele dessen, was völlig unglaubwürdig zum Beschleunigen der Geschichte eingesetzt wurde, und damit eben jene Naivität beim Zuschauer voraussetzt, an die man sich leider im US-Kino schon viel zu sehr gewöhnt hat. Und meiner Meinung nach kann Amerika erst dann wieder ernstzunehmendes Popkorn-Kino abliefern, wenn es dies vom Publikum nicht mehr erwartet. „Planet der Affen - Prevolution“ ist voll mit solch unlogischen Momenten innerhalb einer Geschichte, die an sich glaubhaft sein möchte. Und das beraubt den Streifen seiner Möglichkeiten zu den rundum gelungenen Filmen seiner Zeit zu gehören.

Das ist schade, denn vom Unterhaltungswert her ist er definitiv gelungen. Wyatts Film ist Erlebnis- und Emotions-Kino und darin auch richtig gut. Aber Popkorn-Kino muss nicht automatisch Kopf-Kino ausgrenzen. Zwar sollte dieser Aspekt nicht zum Zentrum eines Unterhaltungsfilmes werden, dennoch sollte eine fiktive Geschichte, um sie wärend ihrer Laufzeit ernst nehmen zu können, (und das muss man damit die Illusion vollends wirken kann) auch den Verstand des Zuschauers nicht unterfordern. Aber genau das passiert, wenn man immer wieder gnädig über nicht nötige Unsinnigkeiten hinwegschauen muss.

Bevor es anders klingt sei zum Schluss aber noch einmal betont: das Anschauen von „Planet der Affen - Prevolution“ lohnt sich. Auf DVD sicherlich mehr als im Kino, aber es lohnt sich. Denn Wyatt nimmt die Geschichte ernst genug um diese durch nichts anderes dominieren zu lassen. Alles hat sich dieser unterzuordnen, was eine enorme Gegenposition zum üblichen US-Popkorn-Kino ist. Weiter so, Wyatt!  OFDb

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