07.09.2012

DER MÜDE THEODOR (1957)

Rosa Hagemann, welche die Marmeladenfirma ihres Vaters geerbt hat, ist verärgert. Immer wieder gibt ihr Ehemann Theodor Geld für erfolglose Künstler aus. Als sie auf Geschäftsreise muss, streicht sie ihm deswegen alle finanziellen Mittel, und das gerade jetzt, wo Theodor eine junge Musikerin unterstützen muss, damit sie nicht ihr Klavier verliert. Geld ist dank des Pfandhauses schnell aufgetrieben, doch um die Wertgegenstände pünktlich genug vor der Rückkehr von Rosa zurück kaufen zu können, nimmt Theodor einen Nachtjob in einem Hotel an. Dies stellt sich als eine Entscheidung mit allerhand Verwicklungen heraus, in deren Verlauf auch sein Neffe, seine Tochter, deren Verlobter und die unterstützte junge Musikerin für Verwirrungen und Schwierigkeiten sorgen...

Der bemühte Theodor...
 
21 Jahre nach dem gleichnamigen Original schlüpfte Heinz Erhardt in die Rolle von Weiß-Ferdl und mimt Theodor Hagemann, die Hauptfigur dieses Filmes nach einem Bühnenstück. Dies orientiert sich wie so viele Lustspiele an den Irrungen und Verwirrungen einer banalen Grundlage, was allgemein als beliebtes Rezept gilt.

„Der müde Theodor“ erweist sich jedoch selbst in seiner Nische der leichten Unterhaltung als besonders trivial, sind im Gegensatz zu solch netten Verwirrspielen wie beispielsweise in „Der große Blonde auf Freiersfüßen“ und "Schäm Dich, Brigitte!" die Verwechslungen doch arg konstruiert, während Situationen, in denen die Wahrheit ans Tageslicht zu kommen droht, sehr banal gelöst werden, manchmal, wenn auch überraschend, verfrüht durch tatsächliches Entdecken der Wahrheit.

Dass diese Lightversion eines ohnehin schon leichten Sub-Genres trotzdem kurzweilig zu unterhalten weiß, ohne den Zuschauer komplett zu unterfordern, liegt an der gelungenen Besetzung, allen voran freilich Heinz Erhardt, der von all seinen Künsten etwas zum besten geben darf. Neben der Schauspielerei darf man sich einige seiner Kurzgedichte anhören, und gesungen wird natürlich auch, was sich trotz der hervorgehobenen Künstlerthematik glücklicher Weise in Grenzen hält, wahrscheinlich da dieser Bereich nur die Grundlage dessen bietet, worauf die eigentliche Geschichte erst aufbaut.

Regie führte Géza von Cziffra, der allerhand Filme mit Peter Alexander drehte („Kriminaltango“, „Peter schießt den Vogel ab“, ...). Auch mit Heinz Erhardt verwirklichte er den ein oder anderen Film, und in „So ein Millionär hat‘s schwer“ brachte er beide Schauspieler zusammen unter. Ein Jahr nach „Mädchen mit schwachem Gedächtnis“, einer Zusammenarbeit mit Heinz Erhardt, drehte er „Der müde Theodor“, und dass immer wieder feste Schauspieler zu den Arbeiten des von Cziffra zurückkehrten, mag ein Ansatz auf die Frage sein, warum ein so triviales Werk wie das hier besprochene, doch noch als amüsant durchgeht. Das Team vor und hinter der Kamera schien zu passen, und so etwas sieht man dann auch dem fertigen Film an.

Seine Schwächen kann er deshalb jedoch nicht verschleiern. Gerade manch inhaltliche Lücke am Schluss weiß ein klein wenig zu verärgern. Dass der Drachen, die böse Ehefrau (ein typisches Klischee seiner Zeit) mit Narkosemitteln betäubt wird, um ihr eine Psychose zu unterstellen, ist schon harter Tobak. Dass sie den Braten jedoch gerochen hat und in ihrer Rolle als Hausfrau nun komplett aufgeht (Man beachte! Sie leitete zuvor einen Konzern), guckt sich in heutigen Zeiten der Emanzipation jedoch besonders fragwürdig. Ärgerlich ist jedoch die eben vorangekündigte Lücke, die sich daraus ergibt. Mit diesem heute so besonders bitter wirkenden Trick umgeht man mal eben das klärende Gespräch zwischen den beiden Kontrahenten, das aufgrund der vorangegangenen Geschehnisse recht schwierig anzugehen gewesen wäre.
 
Auch der ausgetrickste Schwiegersohn erlebt keine Wiedergutmachung des Verbrechens seines Vaters und hat sich wohl mit der Karriere in der Keksfabrik abgefunden. Eigentlich wollte er sich beruflich musikalisch orientieren. Wahrscheinlich dachte sich der Autor des Films, sein in die Geschichte am Rande eingebrachter Nebenkommentar würde als Wiedergutmachungen reichen, in welchem es heißt, ein Experte habe dem Vater bestätigt, dass der Sohnemann ohnehin kein Talent besitzen würde. Eine faire Chance hätte der gute Mann aber dennoch verdient, oder? Und das ist gerade in einer Geschichte eine Lücke, in welcher die Hauptfigur Sympathie erfährt durch seine Unterstützung erfolgloser Künstler, die oft auch aus gutem Grund erfolglos sind. Mehr noch, Theodor wird durch diese Charaktereigenschaft nicht nur zum Sympathieträger, sie soll auch gleichzeitig als Legitimation all seiner gebrochenen und gedehnten Gesetze dienen. Da beißt der Film quasi seine eigene Philosophie.

Aber „Der müde Theodor“ ist nun einmal Trivialunterhaltung und nicht Goethe, und deswegen kann man trotz alledem ein Auge zudrücken, sich quasi so verhalten wie alle Figuren dieses Filmes. Eine geistige Verwandtschaft zum Zuschauer wird also vorausgesetzt. Zufrieden ist am Ende nur der, der die Mentalität des Streifens zu teilen weiß, zumindest einem schlichten Film gegenüber, der keine Kunst sein will und deswegen auch nicht wie Kunst behandelt werden will. Etwas mehr Mühe hätte man sich an den von mir kritisierten Stellen aber trotzdem ruhig geben können. Dann würde „Der müde Theodor“ an manchen Stellen nicht so bemüht wirken wie seine Titelfigur, die allerhand auf sich nimmt für etwas, das ihr eigentlich egal sein könnte.  OFDb

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