Donald Duck muss in Nazi-Deutschland in einer Fabrik arbeiten. Das
ewige Führer-Grüßen, der Mangel an Privatsphäre und die schwere und
monotone Arbeit zerren an seinen Nerven...
Donald macht Propaganda...
Donald Duck stolpert durch einen Propaganda-Film der Amis und man muss sagen: Donald schlägt sich gut. Er darf mit seiner üblichen, aufbrausenden Art schimpfen, er darf dank seines gewohnten Pechs leiden und kreischt, hüpft und duckt sich durch den Gesang böser und strenger Nazis.
In unserer Sprache nie herausgekommen, belustigt das Werk unter anderem durch die Verwendung einiger deutscher Wörter. Einen großen Teil davon werden die Amis ohne Nachschlagen gewiss nicht verstehen. Auch das „Sieg heil“ findet ununterbrochene Anwendung, pflichtgemäß auch häufig vom leidenden Donald ausgesprochen, der diesen Ausruf mit der dazu passenden Handbewegung kaum noch hinbekommt, parallel zu den Pflichten, die ihm sonst noch aufgebürdet werden. Das findet seinen herrlich grotesken Höhepunkt in seiner Überforderung während seiner sinnlos monotonen Arbeit am Fließband zur Fertigstellung von Bomben. Schrauben, grüßen, schrauben, grüßen, wenn die Hand nicht frei ist muss zum Hitlergruß auch mal der Entenschwanz dienen.
Das ist sicherlich Szenenweise lustig, aufgrund seiner Absicht aber auch nur bedingt unterhaltsam. Das üble Pro-Amerika-Getue, das schon seiner Zeit lediglich das kleinere Übel zum großen Kotzbrocken Nazideutschland war, lässt sich natürlich nicht vermeiden. Besonders übel fällt dies im einfallslosen Finale auf, in dem Donald nach einem Traum eine kleine Freiheitsstatue umarmt. Sicherlich muss man mit so etwas rechnen, man weiß ja, dass der Kurzfilm lediglich billige Propaganda sein soll, das war der Grund warum dieses Werk überhaupt gedreht wurde. Etwas mehr Einfallsreichtum wäre allerdings zu wünschen gewesen. Vielleicht eine Flucht nach Amerika, mit freudigem Herzen die Statue erblickend oder so was in der Art. Dass am Ende aber alles nur ein Traum war, ist etwas arg plump, und der Liebesbeweis Amerikas gegenüber noch mehr.
Für sein Entstehungsjahr wäre ein härterer Umgang mit den Nazis wünschenswert gewesen. Was macht Donald in einer Fabrik? Hätte er als Soldat im Krieg nicht wesentlich mehr Aktionsfreiraum gehabt? Hätte es ihn dort nicht noch übler treffen können? 1942 tobte der Krieg schon viele Jahre, wenn auch nicht unter Ami-Beteiligung. Und dass ewiges Führergrüßen Donalds größtes Übel ist, kann eine gewisse Ideenarmut somit nicht verschweigen.
Immerhin erfährt der Kurzfilm kurz vor Schluss noch eine kleine Zusatz-Tricksequenz, ähnlich der Alkoholszene in „Dumbo“, wenn auch aufgrund seiner Schlichtheit wesentlich simpler und plumper, wie kaum anders möglich bei derartigen Produktionsbedingungen. Disney soll ja nicht einmal freiwillig diese Propagandafilmchen produziert haben, wie man hört. Um so erstaunlicher wie gut „Führers Face“ funktioniert.
Geschichtlich gesehen ist das Werk einen Blick wert, überraschend unterhaltsam ist es auch. Aus heutiger Sicht bekommt es dank der Propaganda aber einen doppelten üblen Nachgeschmack: Der Missbrauch berühmter Figuren zu Anti-Nazi-Propaganda ist ohnehin schon eine Beleidigung von Kunst und Zuschauer (das selbe mussten diverse Sherlock Holmes-Filme auch erleben), und das was an Deutschland im Film so böse ist, findet man mittlerweile in Amerika wieder: Arbeiten unter miesesten Bedingungen und Freiheitsentzug. Ja, ja, so ändern sich die Zeiten! OFDb
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