Ranchard lebt in einer menschenleeren Welt, die nach einer
Katastrophe von mutierten Wilden bevölkert wird, deren Biss ansteckend
ist. Noch glaubt Ranchard allein auf der Welt zu sein, doch er wird bald
eines besseren belehrt werden...
The Last Legend Of Omega...
Ein Mensch allein auf der Erde, zumindest was seine eigene Gattung betrifft, für solche Geschichten wurden Buch und Kino erfunden. Und egal ob es nun Verfilmungen zu „The Last Man On Earth“ sind oder verwandte Stoffe wie „Quiet Earth“ und „Der Komet“, ich freue mich immer wieder reinzuschauen, so reizvoll finde ich die Idee.
Nachdem uns die Will Smith-Version „I Am Legend“ im Kino zeigte wie es nicht geht, war ich neugierig auf diese B-Produktion, welche direkt für den Videomarkt gedreht wurde. Die Firma The Asylum genießt nicht gerade einen guten Ruf, hat mit seiner Version des „Krieg der Welten“-Themas meiner Meinung nach aber einen brauchbaren Beitrag geleistet. Nun also der letzte Mensch auf Erden, clever „I Am Omega“ genannt, damit wir uns nicht nur an Will Smith erinnert fühlen, sondern auch an Charlton Heston, der seinerzeit den „Omega-Mann“ mimen durfte. Wäre Vincent Price nicht gewesen, Heston wäre wohl der bisher überzeugendste Darsteller in dieser Rolle gewesen. Auf jeden Fall spielten beide gut, Will Smith nicht, und nun dürfen wir Actionstar Mark Dacascos in diesem packenden Stoff erleben. Er als Rollenwahl macht jedoch nicht gerade Mut.
Und dennoch fühlte ich mich kurzfristig eines besseren belehrt. Die ersten 30 – 45 Minuten sind eigentlich gar nicht so verkehrt umgesetzt. Zwar agiert unser Held großteils in Gegenden, die auch ohne Katastrophe meist menschenleer sind, aber mit großem Aufwand hatte man es ja bereits beim „War Of The Worlds“ nicht. Wo man bei C. Thomas Howell wenigstens etwas mehr Erdenzerstörung benötigt hätte, fehlt bei Mark Dacascos einfach das Schlendern durch Locations der Großstadt. Hier machte man es sich dann doch viel zu einfach.
Anders hingegen die Änderungen: Unser Held ist diesmal kein Wissenschaftler (der Held aus der Buchvorlage war dies übrigens auch nicht), seine Gegner sind auch bei Tag unterwegs, es finden keine Rückblicke statt, und die Hauptfigur ist diesmal nicht immun sondern lediglich vorsichtig. Immun ist diesmal eine Frau, die er aus der Innenstadt retten soll, jenen Ort, der zur Hochburg der Mutanten geworden ist. Diese Mutanten sehen aus wie Zombies aus den alten Italo-Filmen, bewegen sich wie die typisch modernen, flotten Zombies und sind eigentlich lediglich Infizierte. Und das interessanteste daran ist wohl: Trotz ihrer relativ billigen Umsetzung wirken sie wesentlich glaubhafter, als die infantilen Computeranimations-Monster aus „I Am Legend“.
Die Frau bittet über Internet um Hilfe. Könnte dies in der menschenleeren Welt überhaupt laufen? Ich bezweifle es. Aber ohnehin blendet diese Version des bekannten Stoffes alles aus, was Lebens- und Stromerhaltung betrifft. Unser Held lebt grob gesehen so wie wir, wie auch immer er das organisieren mag, halt nur allein und mit ein paar psychischen Macken. Diese zählen wiederum zu den Trümpfen. Denn unser Held ist wirklich gestört, nicht einmal mehr gesellschaftsfähig. Wenn er den ersten Kontakt zu einer weiteren Überlebenden erhält, gerät er gar in Panik, hat er sich ähnliche Situationen doch schon häufig eingebildet, und diese scheinbare Einbildung will nun einfach nicht abbrechen. Das ist eine wirklich gute Idee. Ranchard, so der Name Dacascos’ Rolle, halluziniert häufig. Dies dient nicht nur dem inhaltlichen Selbstzweck, sondern sorgt auch für eine gewollte Verwirrung beim Zuschauer. Da gibt es schon spannende Situationen, wenn man sich fragt, ob das huschende Etwas im Bild nun wieder Einbildung oder Realität ist.
Bereits in der guten Phase des Filmes deuten schon zu viele noch akzeptable Unlogiken darauf hin, dass man gewarnt weiter gucken sollte. Wie erwähnt wäre da das Internet, dann lebt unser Held in einer Wohnung die fast ausschließlich aus Fensterscheiben besteht. Drumherum hat er alles gut abgeriegelt und mit Alarmanlagen versehen, dennoch ein viel zu großes Risiko. Ranchard lässt auch Autos auf, Fensterscheiben unten, steigt aber ohne einen Blick nach hinten zu werfen ins Auto und braust los. Später erlebt man einen Zombie-Überraschungsangriff aus einer Mülltonne heraus, einer Mülltonne die schon länger im Bild zu sehen war. Die Mutanten könnten sich somit sehr wohl verstecken und still halten, was ein Umdrehen in einem Fahrzeug mit offener Tür, eigentlich zur alltäglichen Routine machen sollte. Doch je weiter der Film vorwärts schreitet, umso häufiger merkt man, dass hier ohnehin auf recht wenig geachtet wurde.
Erst heißt es im Abwasserkanal dürfe man nicht schießen, dann macht man es doch. Ranchard wird erzählt, dass die zu rettende Frau immun ist, dennoch will er sie ständig vor einer Infektion schützen. Ewig werden Sicherheitsmaßnahmen vergessen, manche Aktion außerhalb des Hauses hätte ebenso (und sicherer) drinnen stattfinden können. Ein Überlebender erzählt Ranchard dass er ihn lange beobachtet habe und über alles was er tut bescheid wüsste, dennoch wundert sich Ranchard, dass er von diesem Manne hintergangen wurde, einem Mann der nie zu ihm Kontakt aufnahm, obwohl Ranchard sicherlich häufig Hilfe gebraucht hätte und sei es nur in Form von Gesellschaft.
Warum man im ersten Drittel Dacascos bei morgendlichen zunächst unnötig erscheinenden Handkantenübungen beobachten darf, beantwortet sich im letzten Drittel, wenn der Protagonist nun just for Fun waffenlos gegen Infizierte kämpft. Warum dieses Risiko eingegangen wird? Keine Ahnung! Es erklärt sich ebenso wenig wie das ewig zeitlich passende Aufeinandertreffen der wenigen Menschen, die gar nicht wissen dürften, wo der andere ist. Ebenso wirr sind die Interessen der zu rettenden Frau, die ständig versucht aus Ranchard eine Aussage herauszukitzeln, die ihn als Weichei outet. Wozu? Und was ist in einer fast untergegangenen Welt daran so wichtig, herauszufinden wem sie laut Ranchard ähnlich sehe. Stirbt Eitelkeit und Eifersucht nicht wenigstens dann einmal aus, wenn die Erde ein ungenießbares Stück Hölle geworden ist? Nicht wenn zu solcher Zeit „The Asylum“ Gott ist.
Zur zweiten Hälfte macht fast gar nichts mehr Sinn. Die an sich recht gut besetzte zweite Hauptrolle gewinnt zusehendst an Lächerlichkeit, in einer Weltsicht die nun wohl an die Mentalität aus „Mad Max“ erinnern soll. Ein Schlussgag lässt einen kurz nachgrübeln ob dem Drehbuchautor eigentlich bewusst war, dass in der ersten halben Stunde allerhand Infiziertenattacken außerhalb der Stadt stattgefunden haben. Und zudem bricht „I Am Omega“ sämtliche Rekorde zu der Frage: Was kann ein verwundeter Mann noch alles im zerbrechlichen Zustand erreichen? Kämpfen, Auto bergaufwärts anschieben, ... oh weh oh weh!
Und Dacascos Mimenspiel ist bei der Glaubwürdigkeit seiner Rolle nun wirklich keine Hilfe. Optisch ohnehin nur das Abziehbild eines van Dammen, mimisch nichts drauf, nun ja, wollen wir nicht zu hart sein, hin und wieder sieht er leidend aus, aber selbst da war sogar Will Smiths Leistung besser, obwohl dieser dachte es reiche die Position von Augenbrauen und Mundwinkel zu verziehen, um emotional leidend zu wirken.
Trotz einiger netter Ideen, insbesondere im psychologischen Bereich der Hauptfigur, ist „I Am Omega“ leider nicht das auf dem Videomarkt geworden, was man sich von „I Am Legend“ im Kino erhofft hatte. Beide Filme enttäuschen, die Dacascos-Version noch mehr, obwohl man ihr aufgrund ihrer Produktionsbedingungen nun einiges hätte durchgehen lassen. Doch das Drehbuch ist schlichtweg zu plump, mit den Locations hat man es sich zu einfach gemacht und Dacascos ist auch kein guter Schauspieler. Aber eben einen solchen benötigt man, wenn man einen Film drehen will, der über eine lange Laufzeit nur über eine Figur getragen wird. Eine „Cast Away“-Version mit Keanu Reeves wäre ebenso fatal wie eine Dacascos-Version von „The Last Man On Earth“. Schade, aber dank des Stoffes zumindest einen Blick wert. Immerhin ist es recht interessant zu gucken was falsch gemacht wurde und stellenweise sogar richtig. OFDb
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen