03.12.2012

WER HAT DAS NEST GEKLAUT, CHARLIE BROWN? (1974)

Der kleine Vogel Woodstock kommt von einem abenteuerlichen Bad zurück und muss feststellen, dass sein neu gebautes Nest gestohlen wurde. Er wendet sich flink an seinen Freund, den Hund Snoopy, der sich mit ihm auf den Weg macht zu ermitteln und Verdächtige Personen zu verhören...

Asche zu Asche und Staub zu Staub...
 
Die meisten Peanuts-Kurzfilme sind nette kleine Werke für zwischendurch, nicht immer ganz so gut wie es ihnen angedichtet wird, dennoch ziemlich nah an der Qualität der Comics. Schlechte gibt es nur wenige, aber zu den richtig großartigen 20-Minütern zähle ich persönlich bisher nur "Wer hat das Nest geklaut, Charlie Brown?", den mit Abstand besten Teil der Reihe.

Das fängt bereits bei der Musik an. Die Jazz-Musikuntermalung ist ohnehin immer gelungen (und das sage ich als jemand, der mit Jazz an sich nichts anfangen kann), die Geschichte wird diesmal allerdings von einem besonders flotten und atmosphärischem Vertreter dieser Musikgattung begleitet, und so weit ich die anderen Filme in Erinnerung habe kam es auch nie wieder woanders vor.

Nach einer wunderbaren Einstiegsszene eines Vogels in Seenot, während eines tobenden Sturmes im Vogelbecken im Garten, aus der Sicht Woodstocks, und nach der daraufhin besonders lustigen Variante das Becken im Nachhinein aus Menschensicht betrachten zu dürfen, geht der Film eigentlich erst mit seiner Geschichte los. Denn nach dem ereignisreichen Bad ist Woodstocks Behausung nicht mehr aufzufinden. Es wurde gestohlen. Natürlich wendet er sich an seinen besten Freund Snoopy, der daraufhin mit Detektivhut, Lupe und Seifenblasenpfeife den Dieb suchen geht.

Der Versuchung nun "Sherlock Holmes" und Co zu parodieren wird widerstanden. Charles M. Schulz wendet sich in dieser Geschichte unbeirrt wie gehabt seinen eigenen Ideen zu, und die sind richtig lustig. Zu den Running Gags gehört der ewig durch die Seifenblasenpfeife nass werdende Vogel, der selbst in späteren Fluchtszenen vor den gefürchteten Blasen nie trocken aus der Situation herauskommt.

Snoopy selbst bleibt wie gehabt stumm, brabbelt nur etwas undeutliches vor sich, wie er es in den Filmen seit je her hin und wieder tut, und daraus wurde ein weiterer guter Witz gezogen. Snoopy geht nämlich nun von Haus zu Haus, die beliebten Kinderfiguren der Comics bezüglich des Nestes befragen. Und so kommt er auch an die Haustür Marcys, der intellektuelldummen Freundin Peppermint Pattys. Diese findet es albern jemand so undeutlich Sprechenden zuzuhören und macht schließlich die Türe zu, nachdem Snoopy trotz mehrfacher Aufforderung einfach nicht deutlicher wird: "Was Sie da reden ergibt keinen Sinn!"

Noch besser geht es diesmal bei Linus und Lucy zu. Der weise Linus nervt diesmal mit ständigen "Asche zu Asche und Staub zu Staub"-Sprüchen, die in dem plumpen, aber sehr lachfördernden Satz seiner Schwester gegenüber enden mit: "Asche zu Asche und Staub zu Staub. Bei dem was Du redest wird jedermann taub."
 
So schlendert der Film von einem guten Witz zum nächsten, mixt Running Gags wunderbar mit neuen, und bietet für einen so kurzen Film doch einiges an Storywendungen. Das diese vorhersehbar sind dürfte aufgrund des kindlichen Themas sicherlich egal sein. Zumindest kommt es noch zu einer Gerichtsverhandlung in der geklärt werden muss, ob das Nest nun dem Vogel oder dem Entwender gehört.

Wo manche Gefühlsduselei oder endlose Musikstücke in anderen Peanutsfilmen beginnen zu nerven, konzentriert man sich hier auf die zwei wichtigsten Elemente der Comics: die Charaktere und den Humor. Es wäre schön gewesen, man hätte dies in den Peanuts-Kurzfilmen öfters beherzigt.  OFDb

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