04.02.2013

THE LAST MAN ON EARTH (1964)

Seit einer Seuche ist Robert Morgan der letzte Mensch auf Erden. Zwar haben auch einige andere überlebt, aber aus diesen sind abscheuliche Wesen geworden, die nachts darauf lauern Morgan zu vernichten. Tagsüber dreht der Wissenschaftler den Spieß um...

Der erste letzte Mensch... 
 
Wenn den Cineasten ein großer Gefallen getan wurde, dann war es jener, dass endlich „The Last Man On Earth“ in Deutschland veröffentlicht wurde. Bisher musste der Filmfreund noch immer auf ausländische Fassungen zurückgreifen, die, sofern man den Originalton sah, immerhin mit der wirksamen Stimme Vincent Prices trumpfte, ein Element welches für die Klasse des Streifens sehr wichtig ist. Die deutsche Synchronisation ist allerdings auch in Ordnung, und netter Weise kam die deutsche Erstveröffentlichung auch gleich mit zusätzlichem Originalton heraus. Nun endlich kann ein wesentlich breiterer Kreis dieses Werk begutachten.

Das tut natürlich nach dem unverschämt mauem „I Am Legend“ besonders gut. Der Film mit Will Smith war das Paradebeispiel, dafür, wie man eine intelligente, großartige Idee zu einem plumpen Durchschnittswert kaputt machen kann. Was dieser Film durch seine Finanzstärke für Möglichkeiten gehabt hätte, ist kaum auszumalen, heraus kam nur Mist. Bei der Erstverfilmung mit Vincent Price war es genau umgekehrt. Die Zeichen standen nicht gut.

Erst rissen sich alle möglichen Filmfirmen um die Rechte, dann konnten die Hammer Studios, welche die Zusage erhielten, das vom Buchautor selbstverfasste Drehbuch nicht finanzieren. Geendet hat alles bei einer Billigfirma, die das komplette Werk für einige wenige Kröten in Italien abdrehte mit Star Price inmitten von italienischen No Names. Der Autor des Buches war so enttäuscht, dass er mit dem Film nichts mehr zu tun haben wollte. Das begreift sicherlich nur der, der das Buch kennt. Ich tu es nicht, weiß aber immerhin den Film zu schätzen.

Er ist nicht der erste Streifen, der seiner Zeit verkannt wurde und mit einem Minibudget realisiert wurde. Und dass man nicht auf jammernde Buchautoren hören darf, weiß der Filmfreund spätestens seit der Besetzung von Margaret Rutherford als Miss Marple.

„The Last Man On Earth“ ist ein atmosphärischer Film geworden. Ihm fehlt sicherlich der Erzählbereich, in dem einem erklärt wird, wie Morgan so alleine überlebt (Essen anbauen, etc.), und er zeigt auch noch nichts von der psychischen Erkrankung, wie sie Neville in der zweiten Verfilmung mit Charlton Heston zugeschrieben wurde. Das sind zwei wichtige Punkte, die viel an der Qualität der Folgeverfilmungen ausmachten.

Aber wenn man die Zeit berücksichtigt, muss man auch bedenken, dass dort das Medium Film im reinen Unterhaltungsbereich noch nicht so bemüht war alles logisch zu halten und jeden Aspekt zu bedenken. „The Last Man On Earth“ ist ein Kind seiner Zeit, und als solches muss man ihn auch sehen. Akzeptiert man einmal die beiden Abstriche, die im Vergleich zu den Nachfolgern entstehen, steht einem hohen Sehvergnügen nichts im Weg.

Auch nach nochmaligem Gucken fällt es mir immer noch schwer zu entscheiden, welches wohl die bessere Verfilmung ist. Die Price-Version oder jene mit Heston? Beide Teile haben ihre deutlichen Vorteile und schlichten Nachteile, beides sind Meilensteine des Science Fiction-Kinos. Mir erscheinen beide Versionen gleichrangig.

„The Last Man On Earth“ hat ganz einfach Vincent Price selbst zum Vorteil. Heston ist ein oller Revolverheld, ein dümmlicher Haudegen, der immerhin in vielen Filmen zu überzeugen wusste. Price aber hat Klasse, weiß Kleinigkeiten mimisch gut darzustellen, und das selbst in diesem kleinen Film, bei dem man ständig das Gefühl hat, der große Horrorstar wäre nur mit halber Backe dabei gewesen. Klar, in einer „Nur ein Mensch hat überlebt“-Geschichte steht und fällt alles mit dem Hauptdarsteller, das bewies gerade die letzte Verfilmung mit dem völlig fehlbesetzten Musiker Will Smith. Und Price macht seine Arbeit wirklich gut. Er passt ohnehin wunderbar in das Geschehen, denn in dieser ersten Verfilmung orientierte man sich noch etwas näher am Buch (wobei auch hier bereits einiges geändert wurde, die Hauptfigur im Roman ist kein Wissenschaftler).

Und im Buch ging es nicht um Mutanten, sondern um Vampire, oder sagen wir einmal vampirähnliche Wesen. Sie haben ein Spiegelbild, aber sie können den Anblick nicht ertragen, sie haben eine Abneigung zu Knoblauch, haben aber kein Problem damit eine Kirche zu betreten, und sie meiden das Tageslicht. Price pfählt sich klassisch mit selbst hergestellten Holzpflöcken durch den Film, die moderne Science Fiction-Thematik vom einzigen Menschen auf der Welt trifft auf klassische Gebiete des Horrors. Diesen Punkten kommt das Schwarzweiß zugute, mit dem der Film gedreht wurde. Somit haben wir Zuschauer aus unserer Zeit einen prima Mix aus nostalgischer Unterhaltung und gekonnter Gruselstimmung mit Endzeitatmosphäre.

Hinzu kommt eine gute Dosis Dramatik, allerspätestens im Rückblick, wenn man erfahren darf, wie Neville seine Liebsten verlor. Auch im Jetzt gibt es einige tragische Punkte, beispielsweise die Freundschaft zu einem Hund, die nur von sehr kurzer Dauer ist. Dass Neville die Wahrheit, der von ihm abgewehrten Vampir-Theorie seines Freundes und Arbeitskollegen, erst in Form der Wiederkehr seiner eigenen Frau erfahren muss, ist auch ein deutlicher Punkt, der auf klassische Gruselerzählstruktur zurück greift und rückwirkend mit dieser Sequenz auch etwas an „Friedhof der Kuscheltiere“ erinnert.

Nun befasst sich „The Last Man On Earth“ also mit einer Vampirthematik. Interessanter Weise hat dieses Werk allerdings kaum etwas mit anderen Vampirfilmen gemein. Trotz der eben angerissenen Parallelen zu diesem Subgenre, erinnern uns die hier gezeigten Wesen viel mehr an Kreaturen aus einem ganz anderen Subgenre, zudem einem, das 4 Jahre nach Erscheinen dieses Filmes erst in der Form begründet wurde, wie wir es heute kennen: den Zombies.

„The Last Man On Earth“ guckt sich Szenenweise ähnlich wie „Die Nacht der lebenden Toten“. Die Vampire sind ähnlich dumm, ähnlich körperlich schwach und belagern den ollen Morgan ebenso wie später die Zombies die kleine Gruppe Menschen in Romeros kleinem Meilenstein. Ob Romero von dem Price-Streifen vielleicht sogar etwas inspiriert wurde? Keine Ahnung, denkbar wäre es.

„The Last Man On Earth“ ist ein empfehlenswerter Science Fiction-Grusler mit einem zwar nicht 100 % agierenden Price, aber einem immer noch sehr wirksamen. Wer sehen will wie man „I Am Legend“ gut verfilmen kann, sollte reinschalten. Allerdings nur um die Grundthematik zu vergleichen. Um zu sehen wie aus dem Will Smith-Film ein gesellschaftskritisches Werk hätte werden können, muss man eher „Der Omega-Mann“ gucken. Sowohl die 60er- als auch die 70er Jahre-Verfilmung ist besser als der neumodische Schund mit seelenlosen computeranimierten Gegnern. Die Price Verfilmung ist noch handgemacht, weist zwar einige Unlogiken und Erklärungslücken auf, beachtet man aber Herstellungsjahr und Produktionskosten, geht das schon in Ordnung.  OFDb

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