17.03.2013

DAS GRAUEN SCHLEICHT DURCH TOKIO (1958)

Japan ist ein Land, dem jede Menge Trashfilme zu verdanken sind. Dies waren oft sehr durchgeknallte, recht alberne Werke. „Das Grauen schleicht durch Tokio“ behandelt ebenfalls ein sehr schundiges Thema, geht dieses aber ungewohnt ernst an. Nur an wenigen Stellen, wie dem Rückblick auf ein Geisterschiff, bekommt man den üblichen Japan-Klamauk vorgesetzt, der so vielen Europäern nicht schmeckt. Ominöse Superhelden werden ebenfalls vermieden. Großteils ist der Film also ernst erzählt. Das macht zum einen die völlig dämliche Geschichte um einiges unfreiwillig komischer, dank der bemühten Umsetzung ist dennoch mehr als bloße unfreiwillige Belustigung bei rumgekommen.

Nach einer Einstiegsszene, in der man nichts wirklich zu sehen bekommt, steigt der Film in eine Kriminalhandlung ein, bei der man eine gewisse Zeit auf das übernatürliche Hauptelement warten muss. Es vergehen geschätzte 15 Minuten (bei einer Gesamtlaufzeit von ca. 75 Minuten) bis das Ungeheuer erwähnt wird und bis man es zu Gesicht bekommt. Das Wesen selbst ist ein kruder Mix aus dem „Blob“, Badeschaum (während des Schmelzvorganges) und Geistererscheinungen. Hin und wieder wird aus dem menschenfressenden Schleim eine menschliche Erscheinung. Eine Tatsache, die nicht weiter erklärt wird und nur für den Effekt dienlich ist.

„Das Grauen schleicht durch Tokio“ ist recht putzig zu gucken. Die Tricks sind simpel, leicht nachvollziehbar für den Laien, für einen B-Film aber auch überzeugend genug. In den Schmelzmomenten sieht man meist nur Wäsche in sich zusammenfallen und ab und an den besagten Badeschaum. Schmilzt ein Mensch komplett, wird dies nur all zu gern im Dunkeln gezeigt. Die Schleimeffekte selbst sind meist durch rückwärtsgezeigte Aufnahmen getrickst. Aber wie erwähnt: Es reicht um banal zu wirken, und mehr will ein solches Werk auch sicherlich nicht erreichen.

Leider ist der komplette Film trotz seiner kurzen Laufzeit häufig etwas zäh ausgefallen. Interessanter Weise betrifft dies nicht den langen Kriminaleinstieg zu Beginn der Geschichte. Dank klassischer Gauner- und Polizeielemente ist dies, ganz im Gegenteil, sogar recht interessant erzählt. Stößt dann irgendwann der Doktor hinzu, wird es spätestens dann charakterlich ungewollt lustig. Der Doc erzählt den Polizisten eine völlig hirnverbrannte Theorie und wundert sich, dass die Gesetzeshüter ihn nicht unterstützen wollen. Na so was aber auch! Und noch besser: Ist der Kommissar nach langer Zeit doch überzeugt, entschuldigt er sich auch noch für sein störrisches Verhalten. In solchen Momenten ist das Werk Trash in Reinform.

Zusätzlich zu den teils langweiligen Momenten gibt es einen zweiten Punkt anzukreiden: Das Finale ist völlig unspektakulär. Ähnlich wie später bei „Ben“ wandert man Feuer legend durch die Kanalisation. In kurzen Aufnahmen wird gezeigt, dass die Flammen wirksam gegen den Feind sind (die Wissenschaftler des Filmes haben nie ein Wort darüber verloren, ob und wie man die Flüssigkeit zu stoppen kriegt). Dann wird weiter fleißig mit Flammenwerfern hantiert. Man sichtet ein Flammenmeer und eine aufdringliche Propagandastimme entlässt den Zuschauer mit der Aussage, dass das Grauen nur gestoppt werden konnte, weil die Polizei und die Wissenschaft so heldenhaft zusammen gearbeitet haben. Im Prinzip war es also viel zu einfach der Lage Herr zu werden und die Lösung viel zu simpel.

Das sorgt letztendlich dafür, dass aus möglich interessantem Durchschnitt nur schlichtweg banale Routine wurde. Dank der teilweise atmosphärischen und halbwegs professionellen Umsetzung ist das Endergebnis aber auch mehr als reiner unfreiwilliger Humor. Das Zielpublikum des Filmes dürfte jedoch schwer auszumachen sein.  OFDb

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