Im Weltall werden vier Astronauten
einer Strahlung ausgesetzt, die ihnen unterschiedliche Fähigkeiten
beschert. Ihr Chef, der ebenfalls Superkräfte erlangt hat, nutzt diese
zum Bösen, so dass die Vier sich zusammentun um ihn zu bekämpfen...
Die Art der Superkräfte unserer „Fantastic Four“ weisen schon darauf hin, dass die Stammleser der Comics zu dem eher anspruchslosen Kundenstamm gehören. Meist werden diese Heftchen ohnehin von Jugendlichen gelesen, die mit anderen Dingen zufrieden zu stellen sind als Erwachsene. Von daher scheint es konsequent, dass sich die Verfilmung ebenso auf das selbe Stammpublikum konzentriert, und der Plot so naiv erzählt ist, dass jeder Jenseits der 25 nur noch die Augen verdrehen kann oder eines davon gnädigst zu kniepen muss, um halbwegs Gefallen an dem Werk zu finden. Auf der anderen Seite denke ich mir, dass das Medium Kinofilm im Popkornbereich ruhig generationenübergreifend arbeiten könnte, so wie es mit den Verfilmungen zu „Spider-Man“ und „X-Men“ geschah, die ebenfalls aus dem Hause Marvel stammen. Ein derartiges Missachten jeglichen Anspruchs aufgrund des Teenager-Zielpublikums beleidigt nebenbei die Intelligenz der Jugend.
Zunächst einmal wundert es, bei all seiner Jugendlichkeit und Naivität, dass die Geschichte nicht einschlägt wie eine Bombe. Wie für einen Teil 1 typisch wird „nur“ die Entstehung der Superhelden und ihres Gegners erzählt, bis es schließlich zur finalen Auseinandersetzung mit diesem kommt. Das bedeutet, dass Charaktere zunächst vorgestellt und vertieft werden, eine Tatsache die das Erstling in vielen Superheldenreihen zum besten Teil machte, weil in Fortsetzungen oft zu viel Action geboten wurde.
Doch den lobenswerten Gedanken muss man bei den „Fantastic Four“ wieder streichen, denn passend für das junge Stammpublikum wird jede kleinste Ecke genutzt für Rambazamba-Szenen. Es soll ordentlich knallen, dem Kinozuschauer soll spektakuläre Action geboten werden. Das bringt den Erwachsenen auf Dauer zum Gähnen, sinkt das Niveau damit doch immerhin erheblich. Aber der Teen wird funkelnde Augen kriegen. Positiv hervorzuheben ist die bei all den Action- und Verwandlungsszenen geglückte Computeranimation. Wo der „Superman Returns“ eine Enttäuschung für das Auge war und auch „Spider-Man“ in seinen drei Kinoabenteuern nicht über eine Computerspielanimation hinaus kam, wissen die „Fantastic Four“ optisch zu überzeugen. Da muss man ein ganz großes Lob aussprechen.
Aber Dramaturgie und billigste Charakterzeichnung (auch auf eine Superheldenstory gesehen) machen diesen quantitativen Punkt völlig irrelevant. Umgekehrt müsste es sein: Bei guter Dramaturgie und Charakterzeichnung kann man über mangelnde Animation hinwegsehen. Auf jeden Fall sind die Figuren des Filmes so angelegt, wie sie eben nur wer mit geringer Lebenserfahrung oder geringen Ansprüchen annehmen kann.
Der weibliche Part soll Sympathieträger sein, geht mit den Männern gefühlstechnisch jedoch wie eine emotionslose Hexe um, um den Spieß umzudrehen, der Mann habe etwas Böses verbrochen. Zudem trifft sie, würde ihre Selbstwahrnehmung stimmen, ihren Traummann in der Gestalt des Steinmannes The Thing, und sie merkt es nicht einmal, weil sie vielleicht doch etwas mehr auf oberflächliche Dinge wie die Attraktivität achtet, als sie sich selbst zugestehen würde.
Dem Klotz von Steinding gibt man gnädig, wie im fragwürdigen amerikanischen Popkornkino üblich, eine blinde Frau zur Seite. Sollen doch zwei Ausgestoßene miteinander glücklich werden. Die Elite bleibt untereinander, der Ausgestoßene bekommt seinesgleichen (faschistische Parallelen sind mehr als deutlich). Für eine Gesellschaft, die sich als sehr politisch korrekt empfindet, ist das Unterteilen der Menschen in verschiedene Qualitätsklassen, meist durch das Äußere getrennt, höchst fragwürdig, auch in einem so simplen Streifen wie „Fantastic Four“. Und warum? Eben weil das junge Publikum anvisiert wurde, und diese unauffällig zu derart denkenden Menschen erzogen werden (was mit diesem Medium durch den Stellenwert der Kinofilme und ihrer Erscheinungen auf DVD in unserer Gesellschaft besonders möglich ist), anstatt sie darüber aufzuklären, dass Faschismus nicht erst eines Hakenkreuzes bedarf.
So, die Aufklärung wurde von mir nun nachgeholt, also weiter zu den Fehlern: Bei den Figuren wäre da in erster Linie noch der Feuermensch zu nennen. Es fällt zunächst einmal schwer sich einen so unreifen Jüngling als Astronauten im Weltall vorzustellen. Was hat ihn qualifiziert? Wie soll er da oben helfen, wenn er doch so gar nicht teamfähig ist? Das ist typische Jugendliteratur-Charakterzeichnung, am Comic orientiert wie gesagt auch nicht so verkehrt, aber hätte man nicht, dem restlichen Publikum zu Liebe, doch die ein oder andere Änderung vornehmen können, um dessen Intelligenz nicht vollends zu beleidigen? Die Unterhaltungen des Feuermannes und des Dings erinnern zudem nicht zufällig an die Kindereien von Murdock und Mr. T in der Kinderactionserie „A-Team“. Die Konstellation ist die selbe, nur dass der Feuermanncharakter in „Fantastic Four“ jeden Funken Sympathie ergebnislos suchen lässt. Das arrogante, teamunfähige Arschloch will einfach nicht einen Funken reifer werden, nicht einmal zum Schluss, wo er sich immerhin halbwegs mit dem Steinding verträgt.
Über die Logik braucht man nicht allzu viel zu schreiben, sie ist völlig blödsinnig und findet einen ihrer Höhepunkte in den Kleidungsstücken der Superhelden, die sie von nun an tragen werden.
Die Dramaturgie ist wie oben erwähnt genauso flach wie die Charakterzeichnung. Da wäre an vorderster Stelle das unnötige aufopferungsvolle Verhalten des Dings zu nennen. Da wird er aus unnötigsten Gründen erneut ein Steinmensch, freilich um seine Freunde zu retten. Aber nur der Mensch mit Tunnelblick lebt in dem Glauben, es wäre nur auf diese Art möglich gewesen.
Der elastische Anführer der Truppe wandelt sich charakterlich so, wie es dem weiblichen Part gefällt (mal wieder eine Frau die sich ihren Mann formen will, anstatt einen zu suchen, der zu ihr passt, na ja, wenigstens passt die Formulierung „formen“ bei dieser Comicfigur in zweifacher Hinsicht). Mit dem Begriff des Anführers fällt mir noch ein weiterer sehr dämlicher Punkt ein. Die Truppe wird ganz automatisch gefragt, wer der Anführer sei. Als ob dieser zwingend nötig wäre! Aber das war schon Fakt im fragwürdigen Weltbild von „Raumschiff Enterprise“, warum soll es bei Trivialst-Unterhaltung wie den „Fantastic Four“ anders sein?
Passend zu der faschistischen Mentalität der politisch korrekten Gesellschaft findet sich der Anführer allerdings durch bloßes Erkennen mit dem Auge. Jener, der die Gruppe nach dem Anführer fragte, erkennt diesen schließlich ganz von selbst, nach 1 –gesprochenen Sätzen. Oh weh, oh weh! Man kann nur beten, dass Menschen, die in solchen Werken inhaltlich ausgeschlossen werden, nie aussterben werden, damit solcher Wahnsinn nie für all zu lange zum Standard in unserer Gesellschaft wird.
Wie erwähnt, der anspruchslose Zuschauer wird sich daran nicht stören. Der Teen nicht, weil er die vielen Fragwürdigkeiten noch nicht erkennen kann, der Erwachsene weil er einfach mal geistlos unterhalten werden will. Auch wenn die Vorlage zu der plumpen Ecke Superheldencomic gehört, so hätte man doch etwas tauglicheres für das Kino daraus zaubern können. Immerhin schaffte es der simpelste und unlogischste aller Superhelden, der Superman, auch zu zwei brauchbaren Verfilmungen („Superman“ und „Superman 2“).
Für sein geringes Niveau weiß „Fantastic Four“ allerdings kurzweilig zu unterhalten. Es wird nie langweilig, und die Spezialeffekte sind erste Sahne. Aber auch innerhalb der Trivialunterhaltung kann man Werke nach Anspruch trennen, und da unterscheidet sich „Fantastic Four“ von den guten Vertretern seines Kalibers in einem entscheidenden Punkt: Der hier besprochene Film fällt nur in quantitativen Bereichen positiv auf, nicht in qualitativen. OFDb
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