Der Erdkern dreht sich nicht mehr. Der Weltuntergang steht bevor, und
die Vorzeichen zeigen sich durch ungewöhnliche Naturkatastrophen. Ein
Team brillanter Menschen reist mit einer Rakete ins Innere der Erde, um
den Kern zu reaktivieren...
Die Story ist Humbug und erinnert an ähnlich schräge Ideen aus den 60er Jahren, z.B. an „Ein Riss in der Welt“. Der naheliegendste Vergleich scheint auf dem ersten Blick hin Richtung Jules Vernes zu gehen. Doch beim Sichten merkt man schnell, dass „The Core“ und „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ wenig gemein haben.
Bei Vernes entdeckte man eine fremde Welt, in Amiels Werk wird dieser Bereich nur kurz angerissen. Dafür ist „The Core“ viel zu rasant, und wenn man dies bedenkt, kann man sich glücklich schätzen, dass für einen actionhaltigen Film überhaupt so viel Raum für den Bereich Forschung bereit gehalten wurde.
Das Innere der Erde bleibt einem, bis auf wenige Szenen in denen die Mannschaft stoppen muss, ziemlich unbekannt. Während der Fahrt selbst guckt sich das Erdmaterial wie der Körper des bereisten Mannes aus „Die phantastische Reise“. Nur dass das dort Gezeigte realistischer wirkte und zudem noch besser getrickst war. „The Core“ setzt einem Computereffekte vor, die schon 2003 eine Beleidigung waren. Bis auf einige Naturkatastrophen ist in diesem Bereich fast alles eine Enttäuschung.
Mir als Freund der Serie „Lexx“ sind Spezialeffekte ohnehin meist schnuppe, solange der Rest vom Rezept aufgeht. Und dieser Science Fiction-Katastrophenfilm macht so einiges richtig. Man kümmert sich wenig um die Unsinnigkeit der Geschichte, guckt dass das Tempo immer rasant bleibt, achtet gleichzeitig aber auch darauf, dass die Figuren nicht zu kurz kommen. Letztendlich hätten sie etwas mehr Persönlichkeit vertragen können, aber in diesem Punkt ist „The Core“ wie die 60er Jahre-Werke angelegt: Persönlichkeit wird zurückgeschraubt, im Vordergrund steht die große Sache, für die es zu kämpfen lohnt.
Leider macht dies „The Core“ nicht nostalgisch, wie man vielleicht meinen könnte. Amiel will einen modernen Film zeigen, dabei wäre er mit etwas Augenzwinkern und einer Liebkosung der Beiträge vier Jahrzehnte zuvor, wesentlich besser gefahren.
Überraschungen bietet die Geschichte um die Reaktivierung des inneren Kerns kaum. Die Reihenfolge des Ablebens der Personen lässt sich voraus sagen, die Figurenkonstellation ist nach bekanntem Strickmuster aufgebaut, die komplette Geschichte trumpft nicht durch Einfallsreichtum, und wenn man sich in diesem Gebiet versucht, dann präsentiert man nur wuchtige Ideen, welche den modernen Kinogänger vom Sessel reißen sollen. Viel Bumbum, Quantität statt Qualität! Aber wenn man das weiß geht „The Core“ als geistloser Unterhaltungsfilm eigentlich in Ordnung. Er verarscht den Zuschauer nicht so wie der ähnlich auf Krawall ausgelegte „Volcano“ mit Tommy Lee Jones, so dass die Routine, die man hier zu sehen bekommt, nicht all zu sehr verärgert.
Ein wenig tut sie das natürlich dennoch. Denn warum, so frage ich mich immer wieder, werden Geschichten wie diese erfunden bzw. neu ausgebuddelt, wenn man sie doch nur nutzt um seit nun mehr zwei Jahrzehnten, dank des immer wiederkehrenden Strickmusters letztendlich doch die selbe Geschichte wie eh und je zu erzählen. „Transformers, „Armageddon“, „Terminator 4 - Die Erlösung“, alles Klone, wenn auch unterschiedlicher Qualität. Es geht schon so lange so, und ich werde mich wohl nie an diese kreative Faulheit gewöhnen können – warum auch? Nicht ich sollte mich dem modernen Kino anbiedern, im Gegenteil, es sollte mich, den Konsumenten, mit frischen Ideen und einem nicht vorhersehbaren Ende locken und bedienen.
Stattdessen ist alles wie gehabt. Das Ende erleben ein Mann und eine Frau, alles Böse dieser Welt kann wieder gut gemacht werden, Computerfreaks sind Idioten und böse Wissenschaftler... nun ja, immerhin der Böse erweist sich als nicht ganz so böse und wird sogar ein einfallsreicher und hilfsbereiter Geselle, der immerhin mit einem Lachen sterben darf (sterben muss er nach Ami-Gesetz, auch ein lieber Böser ist noch immer ein Böser).
Was ein wenig stört sind zwei Elemente. Nummer eins ist die Besetzung der überschätzten Hilary Swank. Dass man sie einbrachte verhindert zwar das nervige Püppchencasting vergleichbarer Produktionen, letztendlich kann sie ihre Figur jedoch nicht glaubhaft verkörpern. Optisch erinnert sie hin und wieder an die junge Jamie Lee Curtis, aber das wertet ihre Leistung ja nun auch nicht auf.
Zweiter Knackpunkt ist die arg gravierende Blauäugigkeit. Ein Profi kann jederzeit mit unbegrenzten Mitteln das Internet lahm legen, ein Erfinder kann mit unbegrenzten Mitteln seine Maschine in 3 Monaten bauen und perfektionieren, und halt mal! Was soll überhaupt dieses Gelaber mit unbegrenzten Mitteln. Woher denn? Die ausländische Geldgeber-Beteiligung wird angerissen. Was diese jedoch für einen Rattenschwanz hätte, und viele andere ausgeblendete Momente in „The Core“ auch, zeigt in aller Ruhe und Deutlichkeit „Contact“ mit Jodie Foster. Ach hätte man sich doch ein klein wenig an ihm orientiert, dann käme einem das Geschehen vor der Reise in „The Core“ nicht ganz so naiv vor. Ein intelligentes Drehbuch hätte sicherlich auch thematisiert, welchen Schaden die Reise selbst zusätzlich anrichtet und uns außerdem gezeigt, wie es der Erde nun geht, jetzt wo sie gerettet wurde. Was ist zerstört, was ist nicht wieder aufbaubar? Und was ist bitte mit dem Loch unsichtbarer Strahlung, welches so schön eine Brücke wegbrutzelte? Ist das jetzt wie durch Zauberei weg oder was?
Ach was soll’s! Letztendlich ist Amiels Film auch nur ein Stück Popkornfilm das unterhalten soll, und dieses Ziel hat er immerhin erreicht. Mit etwas mehr frischen Ideen hätte man jedoch ein noch besseres Ergebnis erzielt. Und ob Freunde dieser Art Film so gnädig über schlechte Computereffekte hinwegsehen können wie ich, wage ich anzuzweifeln. OFDb
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