Als ihr Mann die Produktion eines
Filmes über eine böse Hexe plant und seine Frau mit der Rolle eben
dieser besetzen möchte, verfällt Schauspielerin Anne einem Strudel aus
Wahn und Wirklichkeit, angeblich verursacht durch die wieder erweckte
Mutter der Tränen, jene Hexe die sie spielen soll...
In den meisten Ländern nur auf VHS erschienen fristet „Dead Eyes“ sein einsames Dasein, kaum entdeckt von irgendwem und nur von den abgebrühten Horror-Fans Beachtung geschenkt bekommend, die so ziemlich alles schauen was im vergangenen Jahrhundert auf Zelluloid gebannt wurde. Dabei ist „Il gatto nero“ (Originaltitel) gerade für den Horror-Fan recht interessant geraten. Nicht dass wir es hier mit einer vergessenen Horror-Perle zu tun hätten, aber Cozzi greift etwas auf, das sich der Freund des Genres damals von Kult-Regisseur Argento erhofft hätte.
Die Mutter der Tränen ist die fehlende Hexe aus Argentos geplanter Trilogie, die seinerzeit mit „Suspiria“ startete, 1980 mit „Horror Infernal“ fortgesetzt wurde und von da an unfertig blieb. Zu einem dritten Teil, inszeniert von Argento selbst, sollte es erst 2007 kommen. Doch 1989, Jahre vor „Mother Of Tears“, nahm sich Cozzi zusammen mit Argentos ehemaliger Lebensgefährtin Daria Nicolodi der Thematik um die fehlende Hexe an und kreierte so etwas wie den inoffiziellen letzten Teil der Mütter-Trilogie.
Man kann nun darüber diskutieren ob „Dead Eyes“ ein Teil 3 ist oder nur mit der Bekanntheit der Vorgänger spielt, immerhin werden „Suspiria“ und seine Fortsetzung im hier besprochenen Streifen als Filme bezeichnet, sprich der Film soll in unserer Realität spielen, in welcher Argentos Arbeiten als solche bekannt sind. „Dead Eyes“ spielt teilweise selbst auf dem Set eines gerade entstehenden Filmes und seine Protagonisten kommen alle aus dieser Branche. Poes "Die schwarze Katze" und "Blutige Seide" werden zitiert und geehrt. Cozzi nutzt all dies jedoch nie zum ironischen Bruch, spielt auch nicht wirklich mit dem Film im Film, sondern geht eigentlich recht gewöhnlich vor.
Letztendlich hätte man die Vorgänger Wahrheit statt Film sein lassen können, und die Figuren hätten auch aus der Branche der Schuhherstellung kommen können, so wenig Beachtung schenkt Cozzi den Möglichkeiten die ihm gegeben waren. Er serviert dem Zuschauer eine Hexenstory, die eine Zeit lang damit spielt ob es um Wahn oder Magie geht, sich irgendwann darin verliert, zum x-ten Mal interessant gestaltete Szenen als Traum oder Visionen verschenkt und einen immer verworrener werdenden Plot gestaltet ohne selbst durchzublicken zu scheinen.
Das wäre letztendlich eigentlich gar nicht schlecht gewesen, hätte es doch einige Deutungsmöglichkeiten gegeben in einem Film, der sich einer Aussage hätte verweigern können. Mit den letzten Szenen will Cozzi dem Zuschauer aber dann doch mitteilen was wirklich passiert ist und lässt dies zudem noch in einer unnötigen Schluss-Pointe enden. Sinn ergibt das Gesamte recht wenig, somit war dies meiner Meinung nach der falsche Schritt. Interessant guckt sich „Demons 6“ (Alternativtitel) allerdings schon.
So spielt Cozzi beispielsweise mit der Farbsetzung Argentos aus den Vorgängern, untermalt manche Sequenz mit dem berühmten Soundtrack Goblins aus „Suspiria“ und setzt schäbigste Spezialeffekte halbwegs stimmig um. Lediglich die Hexe selbst wirkt zu billig dahingerotzt und wird auch recht früh und immer wieder ins Bild gehauen, anstatt ihre Optik mit zu jener Mystik werden zu lassen, die Cozzi ohnehin über ihre Existenz walten lässt. Aber „Dead Eyes“ ist ohnehin nur sympathisches Schundprodukt und Kunst nur in jenen Momenten in welcher er Kunst kopiert.
Aber er weiß auf seine simple Art zu gefallen, auch wenn das Denken und die Taten der Hauptfigur Anne nie zur Identifikation für den Zuschauer werden. Angereichert ist das ganze mit einem Mix aus atmosphärischer Gruselmusik und rockigen Sounds, ganz im Stile von Argentos Werken „Phenomena“ (1985) und „Terror in der Oper“ (1987), zwar nicht so extrem Hardrock-lastig angelegt, aber schon in eine ähnliche Richtung gehend. Scheinbar dachte sich Cozzi, dass Argento einen Teil 3 so gestaltet hätte, wenn er ihn zu diesem Zeitpunkt gedreht hätte.
Wie erwähnt gibt es Argentos Teil 3 seit 2007 nun auch, und zumindest zwei Parallelen weißt dieser zu „Dead Eyes“ auf: das Farbspiel der ersten beiden Teile wurde beibehalten, ganz besonders verstärkt der Grün-Ton der berühmten Taxi-Szene aus „Suspiria“, der auch in Cozzis Film zitiert wird. Und auch Argento greift die Idee einer guten Kraft auf, die gegen eine böse kämpft. Was in „Dead Eyes“ noch Deutungssache wäre, da ziemlich vieles ungeklärt bleibt, wird in „Mother Of Tears“ zu einem Kampf gute gegen böse Hexe, womit das ganze zu esoterisch angehaucht wurde und neben diverser anderer angegangener Fehler zu einer Enttäuschung wurde.
Somit kann man Cozzis mittelmäßigen Streifen tatsächlich als den besseren Abschluss der Mütter-Trilogie bezeichnen, zumal er sich in seiner technischen Umsetzung viel eher dem Bild der Vorgänger fügt als der viel zu moderne Stil des wahrhaftigen dritten Teils. Unterhaltungstechnisch ist Regisseur Cozzi nur ein Routinefilm geglückt, aber der Horror-Fan mit Kenntnisse um die Mütter-Trilogie bekommt hier auf ganz andere Art ein interessantes, unbekanntes Produkt geboten, von dem ich mir wünschen würde, es würde mal den Weg auf DVD finden. OFDb
Wäre das jetzt ein Videocover, hätte ich vermutet, daß über deine Abbildungen hinaus nichts zu holen ist. Aber so übel klingt es ja gar nicht.
AntwortenLöschenSagen wir mal: nicht so übel für Vielseher und für Leute wie Du und ich, die sich mit der Materie auskennen und in diesem Fall speziell mit den zitierten Filmen und der Suspiria-Reihe. Ansonsten ist "Dead Eyes" nur das typische schnell herunter gedrehte schäbbige Filmchen, das von der Masse (zu Recht) gemieden wird.
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